Inhalt:
- Ein starker Jahresanfang
- Einladung zur Ordentlichen Mitgliederversammlung 2025
- Jahresrückblick 2024
- Nikolaus wurde verlängert!
- Ein neuer Spielplatz – in Travnik
- Zelte für Calais
- Refugee Women’s Centre
- Zwei Stipendien
- Danke für die Stipendien
- Paréa Lesbos: Bunter Ort in dunklen Zeiten
- „Wir weigern uns Feinde zu sein“
Ein starker Jahresanfang
Während wir uns noch Gedanken über das Jahr 2024 machten und unsere Mitgliederversammlung planten, kam ein Hilferuf aus Calais: „Wir benötigen dringend Zelte.“
Draußen lag Schnee, auf den Straßen war Eis – der Hilferuf war deshalb ebenso einfach zu verstehen wie zu vermitteln. Und wir freuten uns wie Bolle, dass das benötigte Geld innerhalb kürzester Zeit auf unserem Konto einging.
Ich kann es nicht anders sagen: Es macht mich stolz!
Es ist ein Lichtblick, wie wir ihn sicher alle nötig haben. Ein Lichtblick von vielen, denn auch andere Vereine machen gute Arbeit. Mit ihnen kooperieren wir gerne.
Deshalb sind in diesem Rundbrief Berichte aus Calais, von Lesbos und aus dem Westjordanland.
Und natürlich die Einladung zu unserer jährlichen Mitgliederversammlung, unser Jahresrückblick (der „nebenbei“ auch noch fertig wurde), ein Rückblick auf Nikolaus und ein vorausschauender Blick auf den Bau eines weiteren Spielplatzes in Bosnien.
Dirk, Giana, Helmut, Julia und Mujo – Der Vorstand des Aachener Netzwerks
Einladung zur Ordentlichen Mitgliederversammlung 2025
Zeit: Samstag, 15. März 2025, 15 – ca. 17 Uhr
Ort: alternativ im Welthaus Aachen, An der Schanz 1, Raum 15, 1. OG
oder
per Zoom https://us02web.zoom.us/j/82587137719?pwd=NHlLVDhPdlNoa2RMZnFSVE9Dci9yZz09
Meeting-ID: 825 8713 7719, Kenncode: 526308
Tagesordnung:
1. Begrüßung, Protokollführung
2. Feststellen der Beschlussfähigkeit
3. Genehmigung der Tagesordnung
4. Rechenschaftsbericht des Vorstandes (in diesem Rundbrief) sowie der Bericht des Kassenführers (Vorlage auf der MV)
5. Bericht des/der Kassenprüfer*innen
6. Entlastung des Vorstandes
(Neuwahl des Vorstands erst 2026 wieder)
7. Wahl der Kassenprüfer*innen
8. Verschiedenes
z.B. Diskussionen:
– Was sind wichtige Projekte für das Aachener Netzwerk?
– Was kann das Aachener Netzwerk für eine friedliche Diskussionskultur tun?
danach gemütlicher Ausklang
Jahresrückblick 2024
Rechenschaftsbericht des Vorstands über die Arbeit im Jahr 2024, vorgetragen zur Mitgliederversammlung am 15. März 2025
Zum Jahreswechsel hatte der Verein 117 Mitglieder, 2 mehr als bei der letzten Mitgliederversammlung am 09.03.2024 (3 Eintritte, ein Austritt).
Die Webseite https://www.Aachener-Netzwerk.de wurde kontinuierlich gepflegt.
Bei Facebook hatten wir 1532 Abonnenten (VJ: 1468). Bei Instagram folgten uns 647 (VJ: 607), bei Youtube 21 Personen (VJ: 20).
Der Rundbrief ist zwei-monatlich erschienen, also 6 Mal, dazu kam ein Sonderrundbrief zu unserer Kunstauktion. Der Rundbrief hat derzeit 401 AbonnentInnen (inklusive Mitglieder, Vorjahr 388).
1.4. Das Plenum hat sich 13 Mal per Zoom getroffen.
2. Finanzen
Die Finanzen sind nach wie vor solide (siehe Vorlage auf der Mitgliederversammlung).
Die inhaltliche Arbeit der Projektgruppen sowie weitere Aktivitäten sind in unseren Rundbriefen ausführlich dokumentiert. Deshalb sind sie hier nur kurz und exemplarisch dargestellt.
3. Projektgruppen
3.1. Bina Mira
Bina Mira fand 2024 in der kroatischen Küstenstadt Rijeka statt. Leider wurde es dieses Jahr nicht über Erasmus+ finanziert, deshalb mussten wir die Kosten von fast 17.000 € aus den Rücklagen finanzieren.
3.2. HEJ
HEJ ist ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche im bosnischen Busovača. Die laufenden Kosten betragen ca. 1000 € monatlich.
Auch das dritte Jahr war sehr erfolgreich.
Zusammen mit den Chaos-Kids haben wir einen Spielplatz in Busovača errichten können. 2025 soll ein zweiter Spielplatz im nahe gelegenen Travnik entstehen.
Der geplante Friedenslauf Brüssel – Maastricht – Aachen – Winterberg – Berlin – Warschau – Lviv wurde verschoben. Größtes Problem ist die Organisation des Laufs in/durch Polen.
Leider konnten wir 2024 keine Hilfstransporte machen. Uns fehlte dazu sowohl ein Lagerraum als auch personelle Ressourcen.
Eine Brikettieranlage für die Ukraine konnte über den Jahreswechsel 2023/2024 gut finanziert werden, allerdings zog sich das Projekt dann in die Länge. Erst dauerten die Formalitäten des Kaufvertrags, dann der Transport. Im Mai kam die Anlage dann in Kramatorsk an. Allerdings ist sie bis heute nicht in Betrieb.
Zusammen mit dem deutsch-ukrainischen Verein Deutsche Perspektive haben wir verschiedene Veranstaltungen für (nicht nur) ukrainische Kinder und Erwachsene auf die Beine gestellt.

Unsere Ausstellung „Menschenrechte an den Außengrenzen der Europäischen Union – Anspruch und Wirklichkeit“ wurde 2024 zwei Mal in Köln gezeigt.
Unser bosnischer Partner SOS Bihać wurde durch über 6.000 € sowie durch Zur-Verfügung-Stellung eines Hauses unterstützt.
Anfang November haben wir wieder eine Kunstauktion veranstaltet. Die Beteiligung der Künstler*innen war wieder sehr gut, der Überschuss mit gut 6.000 € auch ohne Unterstützung durch die Stadt Aachen etwas besser als 2023.

Der Vorstand:
Helmut Hardy (1. Vorsitzender)
Giana Haass (2. Vorsitzende)
Dirk Tentler (Kassenführer)
Mujo Koluh (Beisitzer)
Julia Shporina (Beisitzerin)
Mitglied werden!
Du bist noch nicht Mitglied im Aachener Netzwerk, möchtest es aber gerne werden?
Auf unserer Homepage findet sich der passende Antrag!
Nikolaus wurde verlängert!
Nikolaus war am Freitag. Aber für Samstag hatten wir, das Aachener Netzwerk und die Deutsche Perspektive Aachen, zahlreiche ukrainische Kinder und ihre Freunde in das Aachener Restaurant Pontgarten Aachen eingeladen.

Der Besitzer Hakan Alkam hat uns nicht nur seine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, nicht nur die Getränke gestellt, sondern für jedes Kind auch noch ein paar Süßigkeiten parat.
Zusätzlich hatte der Nikolaus noch eine Tüte mit Geschenken für jedes Kind dabei.

Sie konnten, wenn sie wollten, ein Gedicht aufsagen, ein Lied singen oder etwas tanzen.
Die Zauberin Ms. Jeanna Magic führte den Kindern ihre magischen Kunststücke vor.

So wurde es ein wundervoller Nachmittag.

Und der Nikolaus versprach, nächstes Jahr wieder zu kommen.
Julia Shporina
Ein neuer Spielplatz – in Travnik
Ihr erinnert euch daran, dass wir im letzten Jahr zusammen mit den Chaos-Kids in Bosnien einen Spielplatz gebaut haben?
Dieses Jahr Ostern soll es weiter gehen, in Travnik, einem Nachbarort von Busovača. Wieder als Kooperation der Chaos-Kids und HEJ.
Unser Projektleiter Mujo gibt uns einen ersten Einblick:
Das Jahr 2025 ist noch recht jung. Die Feiertage sind schon paar Wochen her. Die zum Teil lange geplanten Projekte und Kooperationen des Aachener Netzwerks sind aber im Anmarsch. Alle, die unsere Arbeit kennen und verfolgen, wissen schon länger, dass Kinder und Jugendliche in bzw. bei unserer Arbeit oft im Mittelpunkt stehen. Die langjährigen Projekte wie Bina Mira und HEJ zeigen das seit Jahren eindrücklich.
Ein Projekt, das wir im letzten Jahr in bosnischen Busovača umgesetzt haben, liegt uns aber besonders am Herzen. Mit den Kindern und Jugendlichen aus Süddeutschland, die sich liebevoll „Chaos-Kids“ nennen, haben wir einen wunderschönen Spielplatz vor einer Grundschule errichtet. Die Zusammenarbeit der Kinder aus Deutschland und Bosnien schuf nicht nur einen Spielplatz, sondern hinterließ nach einigen wenigen Tagen der Zusammenarbeit auch tiefe Freundschaften.
Die in den Monaten danach gepflegten Kontakte erzeugten dann auch neue Ideen. So werden wir mit den Chaos-Kids auch dieses Jahr vor einem Kindergarten und einer benachbarten Grundschule einen weiteren Spielplatz in der bosnischen Stadt Travnik errichten.
Unsere liebe Chaos-Kids-Freunde haben sich über die Weihnachtszeit mächtig ins Zeug gelegt und vor allem in und um Freiburg und Stuttgart um die nötigen finanziellen Mittel geworben. Sie haben Kuchen gebacken und auf den Weihnachtsmärkten verkauft, sie haben musiziert und getanzt, fleißig Briefe geschrieben und verschickt und vieles mehr unternommen. Und das alles, um eigenhändig in ihren Ferien für andere Kinder in einem anderen Teil Europas einen Spielplatz zu bauen. Einfach toll!!! Es wäre schön, wenn wir diese fleißigen, empathischen Kinder bei deren wunderbaren Idee finanziell unterstützen würden, damit sie nicht noch „draufzahlen“ müssen.
Spendenkonto: Aachener Netzwerk
IBAN: DE21 3905 0000 0000 3170 08
BIC: AACSDE33
Verwendungszweck: HEJ-Spielplatz
Danke im Voraus!
Mujo Koluh
Zelte für Calais
Das Jahr hatte kaum begonnen, da erreichte uns ein Hilferuf aus Calais. Das dortige Refugee Women’s Centre (RWC) unterstützt Flüchtlinge, vorwiegend Frauen, aber auch Kinder und Familien, die dort auf ihrem Weg nach England „hängen geblieben“ sind. Sie erfahren dort keinerlei staatliche Unterstützung – ganz im Gegenteil. Das RWC und andere Organisationen unterstützen diese Menschen mit dem Lebensnotwendigen: Getränke, Nahrungsmitteln, Kleidung, Hygiene – und auch Wärme. Darum ging es in dem Hilferuf: Das RFC wollte 420 Zelte kaufen, das Stück für knapp über 10 €. Ihr könnt den Hilferuf unten nachlesen.
Die Zeit, wo in Deutschland viel gespendet wird, war gerade vorbei. Deshalb waren wir nicht super-optimistisch. Aber was nun passierte, war kaum zu beschreiben:
Wir appellierten an euch, die Bezieher dieses Rundbriefs, sowie an die, die uns bei https://Betterplace.org gespendet haben. Es war wirklich nur ein kurzer Appell. Aber 50 Spenderinnen und Spender haben so schnell reagiert, dass wir genau eine Woche später 4.291 € nach Calais überweisen konnten.
Mittlerweile sind 4.200 € eingegangen – eine ziemliche Punktlandung!
Schön, dass es manchmal so schnell und einfach geht.
Helmut Hardy
Der Hilferuf:
Hi Helmut,
Happy new year! I hope it has been a good start of the year for you.
This Shanice from the Refugee Women’s Centre in Calais. Thank you for your continued support in 2024. As we are planning the year ahead, we wanted to check if there is any possibility for you to support us with this year’s bulk purchase of tents.
We are currently looking to purchase €4291 worth of tents (420 tents in total) to help us cover the first half of the year. Last year we distributed more than 1000 tents to women and families living in the informal camps in Calais and Dunkirk and as temperatures are very low at the moment, we are using our current stock at a faster rate as people seeking safety are still arriving in Northern France.
Would there be a possibility to help with a donation towards this amount? If yes, please do let us know how much you would be able to support with and I can send over the bank details. We can also issue acknowledgement of the transfers as well as show proof of us purchasing the items once we are able to pay the full amount to the supplier. We can also help by posting on social media if you’re running a fundraiser to collect donations and we can support by sharing posts or stories.
If you are unable to support at this time, we definitely understand and appreciate you staying involved in raising awareness about the situation faced by people on the move in Calais.
Best wishes for the upcoming year,
Shanice
Sollten noch mehr Spenden eingehen, könnte das RWC noch Zeltplanen kaufen. 1000 Stück kosten ca. 1.600 €.
Refugee Women’s Centre
Frauenzentrum für Flüchtlinge in Calais und Dünkirchen
Shanice D’Silva arbeitet für das Refugee Women’s Centre (RWC) und stellt uns heute kurz die Arbeit vor, die das RWC in Calais und Umgebung für die Menschen auf der Flucht leistet:
„Das Refugee Women’s Centre (auch bei Instagram) bietet ganzheitliche Unterstützung für Migrantinnen und Familien, die in informellen Außensiedlungen in Calais und Dünkirchen und in Unterkunftszentren in den umliegenden Gebieten leben.
Wir sind eine Organisation von Frauen für Frauen, die sich für die Schaffung sicherer Räume für Frauen und Kinder einsetzen. Wir geben ihnen die Möglichkeit, in Würde zu leben, setzen uns für den Zugang zu Unterkünften und für die Einhaltung anderer Menschenrechte ein.“
Seit 2015 unterstützt das Refugee Women’s Centre (RWC) Frauen, Kinder und Familien in Nordfrankreich. Im Jahr 2023 haben wir 2169 Frauen und 2243 Kinder betreut (diese Zahlen sind seit 2022, als wir 1514 Frauen und 1304 Kinder trafen, leicht gestiegen). 606 der
der von uns unterstützten Kinder waren unter 5 Jahre alt und 376 unter 2 Jahre alt.
Im Jahr 2024 haben wir einen sehr steilen Anstieg dieser Zahlen erlebt, der besonders in den Wintermonaten von November bis März auffiel, was vor 2022 nicht der Fall war. Zum Vergleich: Zwischen Januar und November 2024 konnte das Flüchtlingsfrauenzentrum 5410 Menschen unterstützen.
Von den 2198 Frauen, die wir unterstützt haben, waren 86 schwanger, 36 von ihnen waren unbegleitete Minderjährige, 244 alleinerziehende Mütter und 714 alleinstehende Frauen, von denen einige allein reisten. Diese zusätzlichen Fälle erfordern die besondere Aufmerksamkeit des Teams; dies beinhaltet die Organisation von Krankenhaus-/Arztbesuchen für die schwangeren Frauen und Sorge für die Sicherheit von unbegleiteten Minderjährigen und alleinstehenden Müttern und Frauen im Lager.
Im vergangenen Jahr haben wir mehr als 2417 Kinder unterstützt, 317 davon waren unter 2 Jahre alt (darunter auch Neugeborene, von denen eines tragischerweise während der Anwesenheit unseres Teams an einer Krankheit verstarb), 450 Kinder unter 5 Jahren und 784 Kinder unter 12 Jahren. Der Rest war unter 18 Jahren und schließt unbegleitete Minderjährige ein.
Dünkirchen
Wir setzen unsere Arbeit in Dünkirchen an 6 Tagen in der Woche fort, einschließlich der Organisation von Duschschichten für Frauen und Kinder, die gezwungen sind, in den informellen Unterkünften zu leben. Der französische Staat stellt in Dünkirchen weder Unterkünfte noch Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen zur Verfügung. Organisationen, die vor Ort tätig sind, haben diese Lücken geschlossen. Aus diesem Grund sind Spenden von Zelten, Schlafsäcken, Decken und Planen von entscheidender Bedeutung für unsere Arbeit.

Außerdem stellen wir an 6 Tagen in der Woche Kleidung, Hygieneartikel und Unterkünfte zur Verfügung und bieten bei Bedarf psychosoziale Unterstützung an.
Wo und wann immer es möglich ist, versuchen wir, einen sicheren Raum für die Frauen außerhalb des Hauptquartiers zu schaffen, entweder in der Turnhalle oder in einem kleinen Pavillon in der Nähe des Lagers.
Die Menschen, die wir in Dünkirchen antreffen, kommen hauptsächlich aus Kurdistan (Irak und Iran), aber in letzter Zeit auch Menschen aus Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Südsudan, Syrien und Vietnam.
Calais
Wir sind 5 Tage pro Woche in Calais präsent. In Zusammenarbeit mit anderen lokalen Organisationen führen wir weiterhin zweimal pro Woche Aktivitäten in einem Tageszentrum in Calais durch. Wir führen einen Rundgang („Maraude“) durch die Lager durch, um möglichst viele Frauen und Kinder zu erreichen und sicherzustellen, dass sie eine Grundausstattung an Kleidung, Hygiene und medizinischer Versorgung bekommen.

Die Zahl der Menschen in Calais ist wesentlich höher, aber sie befinden sich in verschiedenen Bereichen der Stadt, so dass eine Schätzung der Zahlen in diesem Zusammenhang schwierig ist. Frauen, die wir in Calais treffen, kommen hauptsächlich aus Eritrea, Äthiopien, dem Südsudan und einige aus dem Iran und Syrien.

Vor allem das letzte Jahr war für unser Team von Freiwilligen sowie für die Mitarbeiter, die in Calais und Dünkirchen arbeiten, angesichts der steigenden Zahl vermeidbarer Todesfälle im Ärmelkanal eine Herausforderung.
Bis Ende August hatten mindestens 20.000 Menschen den Ärmelkanal überquert und waren in England angekommen.
Die Zahl der Menschen pro Boot ist auf durchschnittlich 51 gestiegen (diese Zahlen sind der Website von Utopia56 entnommen, da sie eine der wichtigsten Organisationen ist, die auf Notfälle auf See/Notrufe reagieren).
Bislang hat das Jahr 2024 mehr Todesfälle im Ärmelkanal zu verzeichnen als alle vorherigen Jahre. Im September gab es 2 größere Unfälle, bei denen 12 Menschen (die meisten davon Frauen und Kinder) auf See starben, gefolgt vom Tod von 8 Personen. Unsere Teams trafen in den kommenden Wochen weiterhin Überlebende, um sicherzustellen, dass sie medizinisch versorgt wurden. Die Koordinatoren korrespondierten auch mit den Familien der Opfer, um nach Möglichkeit Beerdigungen zu organisieren/p>.
Da wir uns in den tiefen Wintermonaten befinden, werden folgende Spenden benötigt, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können:
– Zelte, warme Decken und Schlafsäcke werden das ganze Jahr über benötigt, besonders aber in den Wintermonaten (die in Calais zwischen Ende Oktober und Mitte April liegen). Unsere Teams werden auch darauf vorbereitet, auf Anzeichen von Unterkühlung zu achten.

– Gegenstände wie Wärmflaschen, Handwärmer und Überlebensdecken werden unerlässlich sein, um sicherzustellen, dass die Menschen in der Lage sind, sich warm zu halten.
– Taschenlampen, Mobiltelefone und Powerbanks helfen den Menschen während der längeren Perioden der Dunkelheit (an manchen Tagen zwischen 16.00 und 7.00 Uhr) und um mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben, aber auch, um Organisationen wie das Zentrum für Flüchtlingsfrauen und Utopia56 (für Notfälle auf See) zu kontaktieren.
– Warme Wintermäntel, Jogginghosen und Thermokleidung helfen den Menschen, die in Zelten leben, die kältesten Monate des Jahres zu überstehen, da sie bei Bedarf zusätzliche Wärmeschichten bieten.
– Wasserdichte Stiefel und Winterschuhe sind unverzichtbar, da die Wohnplätze oft sehr schlammig und nass sind.
– Hygieneartikel wie Hand- und Gesichtscremes, Lippenbalsam, Shampoo und Duschgel werden benötigt, wenn wir Duschen anbieten, um den Menschen im Winter wenigstens einen einen kurzen Aufenthalt drinnen zu ermöglichen.
Wir sind dem Aachener Netzwerk sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung von 4.291 € für die Anschaffung von 420 Zelten, die uns durch die späten Wintermonate und in die geschäftigere Zeit des Frühlings und Sommers helfen.
Shanice D’Silva
Refugee Women’s Centre
Zwei Stipendien
Im Spätsommer 2022 haben wir Stipendien für je eine Schülerin und einen Schüler der Mittelschule für zeitgenössische Kunst in Tuzla vergeben, um so als Teil unserer humanitären und Friedensarbeit auch eine Unterstützung im Bereich der Bildung in Bosnien-Herzegowina zu leisten.
Diese zwei Stipendien wurden für 4 Schuljahre, vom Schuljahr 2022/2023 bis zum Schuljahr 2025/2026, also für die gesamte Dauer einer vierjährigen Ausbildung vergeben.
Wie kam es dazu?
Unser ältester Kooperationspartner im Bina Mira-Projekt, Pozoriste Mladi Tuzle – Jugendtheater Tuzla hatte im Jahr 2021 mit der Absicht, auf dem Markt von Bosnien und Herzegowina ein innovatives Bildungssystem für Kinder und Jugendliche anzubieten und auf Grundlage einer 16jährigen Erfahrung in der Schauspielerausbildung durch die Programme des Vereins „Jugendtheater Tuzla“ und des Vereins „Jugend Tuzla“ eine Privatschule gegründet.
Wenn man die bürokratischen Hürden im staatlichen System von Bosnien-Herzegowina kennt, erscheint das als eigentlich als eine „unmögliche Mission“.
Doch unsere Partner und Freunde aus Tuzla hatten es geschafft, alle bürokratischen Hürden, die oft mit den politischen Vorstellungen einzelner Parteien dicht verwoben und nicht selten von denselben abhängig sind, zu überwinden und eine innovative, weltoffene Schule zu gründen.
Unsere Freude darüber, dass sie „Unmögliches“ geschafft haben, war sehr groß.
Und als sie mich bei einem Austausch Ende 2021 auf eine Unterstützung der neugegründeten Schule durch das Aachener Netzwerk angesprochen hatten, wurde die Idee einer Stipendienvergabe geboren, erst mal für einen Schüler oder eine Schülerin.
Ich brachte diese Idee in unser Plenum ein: es gab ein Online-Treffen, in welchem die Schule ausführlich von den Verantwortlichen vorgestellt wurde, die Kosten wurden benannt und von unserer Seite kalkuliert. Es gab viel Vorbereitung und Austausch: persönlich, per Mail und Telefon, bis wir Ende August 2022 endlich einen Stipendienvertrag unterzeichnen konnten.
Ein Stipendienvertrag zur Unterstützung von zwei Personen statt einer.
Warum? Weil wir geschlechtergerecht handeln wollten.
Ein Jahresstipendium, das alle Kosten für einen Schüler bzw. eine Schülerin abdeckt, beläuft sich auf 2200 KM (konvertible Mark).
Umgerechnet sind das 1134 €. Für je eine Schülerin und einen Schüler also insgesamt 2268 €.
Mit dieser Geldsumme fördert das Aachener Netzwerk seit 2022 jährlich bis einschließlich 30. August 2026 die Bildung zweier benachteiligter Jugendlicher in Tuzla und sichert ihnen somit eine gute und aussichtsreiche Zukunft ab.
Darauf sind wir ganz stolz und möchten an dieser Stelle allen Unterstützerinnen und Unterstützern herzlichst für die finanziellen Mittel, die sie uns zur Verfügung stellen, danken!
Jetzt haben wir einen Brief von der Schulleitung bekommen, in welchem über die Verwendung der Stipendien berichtet wird. Diesen möchten wir gerne mit euch allen teilen und uns gemeinsam über das „gut investierte Geld“ freuen.
Alle Infos zu der Schule findet ihr auch in deutsch und englisch auf der Schulwebsite unter www.sus.edu.ba.
Vielen Dank!
Giana Haass
Danke für die Stipendien
Sehr geehrte und liebe Freunde, Humanisten und Friedensarbeiter des Aachener Netzwerks,
wir schreiben Ihnen im Namen der „Mittelschule für zeitgenössische Kunst“ Tuzla mit der Absicht, einen kurzen Bericht über Ihr Stipendium für unsere Schülerinnen und Schüler einzureichen.
Im Namen der Schule, der Eltern, der Schülerschaft und der Lehrer bedanken wir uns aufrichtig für Ihre enorme menschliche und freundliche Geste der Förderung unserer Schülerinnen und Schüler.
Für unsere Schule, aber auch für die Schülerinnen und Schüler, die sich in diesen schwierigen und turbulenten Zeiten entschieden haben, neue, moderne Berufe in Europa zu erlernen und Träger des sozialen Wandels in Bosnien und Herzegowina und Europa durch die Förderung von Kultur und Kunst als universeller Sprache des Friedens zu sein, ist Ihre Unterstützung von großer Bedeutung.
Im Bewusstsein der Tatsache, wie wichtig Ihr Name „Aachener Netzwerk“ für die Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler ist, hatten unsere Schülerschaft, Eltern und Lehrpersonal Ihren Verein einstimmig mit dem „Annual School Award für das Schuljahr 2022/23“ ausgezeichnet.
Wir hoffen und freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit.
Nach der Unterzeichnung der Vereinbarung über Stipendien für die Kosten einer vierjährigen Ausbildung eines Schülers und einer Schülerin, unterzeichnet am 29. August 2022 und nachdem wir Ihre finanzielle Unterstützung erhalten haben, hat der Lehrerrat der Schule einstimmig beschlossen, das Stipendium jedes Schuljahr gleichmäßig auf die Schülerschaft aufzuteilen. Dabei sollen folgende Kriterien berücksichtigt werden:
– SchülerInnen aus schwachen sozialen Schichten,
– SchülerInnen ohne einen oder beide Elternteile und
– Hochbegabte Schüler.
Bisher haben wir Ihre zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel wie folgt eingesetzt:
Schuljahr 2022/23: In diesem Schuljahr wurde der Stipendienbetrag durch Kofinanzierung (Teilstipendium) an 10 Studierende (Schülerinnen und Schüler im zweiten Ausbildungsjahr im Parallelstudienstatus) vergeben,
Schuljahr 2023/24: In diesem Schuljahr wurde der Geldbetrag des Stipendiums durch Vollfinanzierung für einen Schüler (aufgrund der Einsicht in die soziale Situation des Schülers und des Verlusts eines Elternteils) und Kofinanzierung (Teilstipendium) für 3 Schüler (Schülerinnen und Schüler im zweiten Ausbildungsjahr im Parallelstudienstatus) eingesetzt,
Schuljahr 2024/25: Der Stipendienbetrag wird in Form eines Vollstipendiums an 2 Studierende im Status einer Regelausbildung vergeben (aufgrund der Einsicht in die soziale Situation beider Studierenden, von welchen ein Studierender ohne einen Elternteil aufwächst).
Nach den oben genannten Entscheidungen überwacht und verfolgt der Lehrerrat regelmäßig den Fortschritt aller Schüler und führt eine Schülerakte mit einem Überblick über ihren Lernerfolg und ihr Verhalten, ihre Teilnahme an schulischen und außerschulischen Aktivitäten, ihre Teilnahme an den sozialen und Produktionsaktivitäten der Schule, Erlangung von Auszeichnungen und Anerkennungen.
Alle Studierenden, die während ihres Studiums in irgendeiner Form ein Stipendium erhalten haben, erhalten auf ihren Abschlusszeugnissen das Logo des Aachener Netzwerks als Zeichen der Dankbarkeit für die Unterstützung während ihres Studiums.
Dank Ihrer Unterstützung haben unsere Schüler bisher, neben ihren Lern- und Verhaltenserfolgen auch ein bedeutendes sozial verantwortliches, menschliches, kulturelles, künstlerisches und ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde gezeigt. Unsere Schülerinnen und Schüler nehmen regelmäßig an öffentlichen Veranstaltungen teil und treten in ganz Bosnien und Herzegowina öffentlich auf, wodurch sie das kulturelle und künstlerische Schaffen in Bosnien und Herzegowina und in der Region fördern.
Sie haben zehn internationale Austauschprojekte mit jungen Menschen aus Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kroatien und Montenegro konzipiert und umgesetzt, die für die Entwicklung des Friedens in der Region wichtig sind.
Sie haben 22 verschiedene Projekte gestartet, die für die Jugendentwicklung in Tuzla und dem Kanton Tuzla von Bedeutung sind und mit der Promotion des Jugendgesetzes der Föderation Bosnien und Herzegowina (FBiH) in Zusammenhang stehen: Sammeln von humanitärer Hilfe für die Arbeit der Suppenküche; Durchführung eines Anti-Faschismus-Camps in Zusammenarbeit mit dem Menschenrechtsbüro von Tuzla.
Sie führten das ökologische Projekt „Ekobdukcija-Ekobduktion“ in Zusammenarbeit mit dem Verein „Mladi Tuzle“ Tuzla durch; sie produzierten 10 Theaterstücke mit aktuellen Themen für die Jugendentwicklung in Zusammenarbeit mit dem Jugendtheater Tuzla; sie führten mehrere Bildungsprogramme für Jugendliche und Eltern zur Prävention von Gewalt in Jugendbeziehungen und das Problem der Teenagerschwangerschaften mit Unterstützung der Stadt Tuzla und des Ministeriums für Kultur, Sport und Jugend des Kantons Tuzla durch; sie nahmen teil an der Umsetzung des Projekts „Sichere Kinder in einer unsicheren Gesellschaft“, das vom Netzwerk für Gewaltfreie Kommunikation, und mit Zustimmung des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft des Kantons Tuzla realisiert wurde. Ein Schüler realisierte zwei unabhängige Fotoausstellungen, um die Öffentlichkeit auf die Obdachlosigkeit auf den Straßen von Tuzla aufmerksam zu machen.
Drei Jahre in Folge haben die SchülerInnen der Schule an der Organisation des Internationalen Festivals „Juventafest“ Sarajevo und des Sarajevo Film Festivals teilgenommen.
Eine Schülerin der Schule hat den Drama Club in der Roma-Siedlung Kiseljak bei Tuzla gegründet und leitet ihn mit einem Schwerpunkt auf der Durchführung von Theaterworkshops für nationale Minderheiten. Es wurden drei Spielfilme über die Spielsucht von Jugendlichen produziert.
Ein Schüler der Schule war im Schuljahr 2022/23 Teilnehmer am „Youth Leadership Program and Teacher Professional Entwicklungsprogramm“, das einen Aufenthalt der Studierenden in den USA in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Botschaft in Bosnien und Herzegowina vorsieht.
Zwei Schülerinnen und Schüler reisten im Schuljahr 2023/24 im Rahmen eines Austauschs in die USA. Unsere Schülerinnen und Schüler nahmen am Balkantage-Festival 2023 in München und am BINA MIRA-Festival 2023 in Sid (Serbien) sowie am BINA MIRA-Festival 2024 in Rijeka (Kroatien) teil.
Die Schülerinnen und Schüler nehmen aktiv an den Tagen des audiovisuellen Erbes in Zusammenarbeit mit dem Bosnischen Kulturzentrum des Kantons Tuzla teil.
Die Schülerinnen und Schüler beteiligten sich an der Vorbereitung und Produktion eines integrativen Theaterstücks mit Kindern mit Entwicklungsschwierigkeiten und das in Zusammenarbeit mit dem Verein „Steps of Hope“ Tuzla; Teilnahme am regionalen Jugendsommercamp „Jugend in Aktion: GESTALTE DIE ZUKUNFT“, organisiert in Zusammenarbeit mit dem RYCO-Organisation (GIZ und ZFD-Forum); Teilnahme an einer Podiumsdiskussion, die von der Firma m:tel gemeinsam mit ihren Partnern UNICEF in Bosnien und Herzegowina und Plavi telefon – Blaues Telefon in Tuzla im Rahmen der sozial-verantwortlichen Kampagne „Lasst uns nicht die Augen schließen! Lasst uns Kinder im Internet schützen“ organisiert wurde und andere ähnliche Projekte, Aktivitäten und Erfolge.
Die Schülerinnen und Schüler der Schule sind derzeit aktiv am Projekt „Szene zur Verhinderung illegaler Waffen“ beteiligt, das vom UNDP BiH finanziert wird und sich mit Prävention gegen illegalen Waffenbesitz befasst sowie am Projekt „Superschool“, das einen internationalen Austausch von Schülern mit der Musikhochschule Zrenjanin/Serbien fördert.
Wir möchten darauf hinweisen, dass wir derzeit kollektive und individuelle Abschlussarbeiten von Studierenden vorbereiten, auf denen wir Ihr Logo hervorheben und öffentlich unseren Dank für Ihre Unterstützung während der Ausbildung der Studierenden aussprechen werden.
Nochmals vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Mirzeta Hadzic
Direktorin der Mittelschule für Zeitgenössische Kunst Tuzla
Paréa Lesbos: Bunter Ort in dunklen Zeiten
Antonia Everwien arbeitet bei unserem langjährigen Partner Europe Cares, den wir Ende 2021 sowie im Mai und November 2023 schon ausführlich vorgestellt haben. Heute gibt Antonia uns ein Update von der Situation auf Lesbos:
Lesbos, eine griechische Insel an Europas Grenze, bleibt ein Brennpunkt der humanitären Krise. Im Jahr 2024 verzeichnete Griechenland auf Lesbos über 11.000 Schutzsuchende – die höchste Zahl seit 2016. Darunter befanden sich zahlreiche unbegleitete Kinder und Minderjährige, die von ihren Familien getrennt wurden. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um alarmierende 130 %. Allein im Oktober erreichten 880 Menschen die Insel, wobei die monatlichen Ankunftszahlen im Verlauf des Jahres kontinuierlich anstiegen. (UNHCR, Lesbos 2024)

Die Flüchtlingslager auf Lesbos sind auf die rauen Winterbedingungen unzureichend vorbereitet. Besonders gefährdete Gruppen wie Frauen, Kinder und ältere Menschen müssen in provisorischen Unterkünften ohne angemessene Heizmöglichkeiten ausharren. Essenzielle Versorgungsgüter fehlen: Warmes Wasser ist oft Mangelware, und die überlasteten oder unzureichend gewarteten Sanitäranlagen verschärfen die schwierige Lage zusätzlich. Der Mangel an warmer Kleidung und Decken begünstigt die Verbreitung von Krankheiten, während die unzureichende Lebensmittelversorgung und der fehlende Zugang zu angemessener medizinischer Betreuung die Situation weiter verschlimmern.
Als Europe Cares e.V. setzen wir uns mit Nachdruck für den Schutz und die Unterstützung von Menschen auf der Flucht ein und kämpfen für die Wahrung der Menschenrechte an Europas Grenzen. Auf Lesbos betreiben wir das Community Center Paréa Lesbos, ein Ort, an dem wir eigene Programme umsetzen und unsere Partnerorganisationen unterstützen, um ganzheitliche Hilfe für Schutzsuchende zu gewährleisten.
Trotz der herausfordernden Bedingungen bleibt das Community Center Paréa Lesbos eine zentrale Anlaufstelle für Hoffnung und Unterstützung. Im Jahr 2024 wurde es über 57.000 Mal besucht. In unmittelbarer Nähe des CCAC (Closed Controlled Access Centre) gelegen, bietet das größte Zentrum seiner Art in Griechenland einen sicheren und einladenden Raum für Bildung, Gemeinschaft und Unterstützung. Es vereint 12 Partnerorganisationen unter einem Dach und bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen: von der Versorgung mit Grundbedürfnissen wie Nahrung und Kleidung über rechtliche Beratung und psychosoziale Betreuung bis hin zu Sprach- und Berufskursen – alles in einem einzigartigen, ganzheitlichen Ansatz.

Trotz finanzieller und personeller Herausforderungen konnten wir 2024 über 67.000 Mittagessen verteilen, um die Lücken in der offiziellen Unterstützung zu schließen. Unser engagiertes Team aus Koordinator*innen und Freiwilligen arbeitet unermüdlich daran, nicht nur grundlegende Hilfe zu leisten, sondern auch einen Ort der Gemeinschaft, der Würde und der Perspektiven zu schaffen.

Für 2025 haben wir eine klare und ehrgeizige Vision: Wir möchten unsere Bildungs- und Trainingsprogramme weiter ausbauen, um den Menschen auf der Flucht langfristige Perspektiven und Chancen zu bieten. Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, unser Netzwerk aus internationalen und lokalen Partnerorganisationen zu stärken, um nachhaltige Unterstützung sicherzustellen. Unser Ziel bleibt es, die Lebensqualität der Schutzsuchenden dauerhaft zu verbessern.

Angesichts der zunehmenden politischen Rechtsverschiebung und Instabilität in Europa gewinnen Orte wie das Paréa Lesbos Community Center an Bedeutung. Es steht an vorderster Front, um den wachsenden Herausforderungen an Europas Grenzen zu begegnen – ein bunter Ort inmitten dunkler Zeiten. Doch um diese essenzielle Arbeit fortsetzen zu können, sind wir auf eure Unterstützung angewiesen. Mit eurer Spende (https://www.europecares.org/donate), eurem freiwilligen Engagement oder indem ihr unsere Mission teilt, könnt ihr einen Unterschied machen und Menschen in einer der schwierigsten Phasen ihres Lebens beistehen. Gemeinsam können wir zeigen, dass niemand vergessen wird.
Antonia Everwien
EuropeCares
„Wir weigern uns Feinde zu sein“ – Das Friedensprojekt „Tent of Nations“ bei Bethlehem
Helga Lenz arbeitet für die Humanistische Union in Lübeck und kooperiert schon seit vielen Jahren mit dem Aachener Netzwerk. Im November 2024 war sie zu Besuch bei „Tent of Nations“ und hat uns einen kleinen Bericht geschrieben:
In den palästinensischen Bergen von Betlehem, liegt die Farm „Tent of Nations“. Das 42 Hektar große Grundstück der Familie Nassar ist umgeben von illegal errichteten, israelischen Siedlungen. Der israelische Staat erkennt das 100 Jahre alte Eigentumsrecht der Familie nicht an. Seit 1981 prozessiert Familie Nassar deshalb gegen den israelischen Staat. Das kostet viel Kraft und Geld, bisher 200.000 Euro. „Auch für unsere 11.000 palästinensischen Nachbarn setzen wir uns zur Wehr. Denn die meisten haben, anders als wir, keine Grundstücksurkunde. Der israelische Staat erklärt ihr Land einfach zu israelischem ‚Staatsland’“, erläutert Doud Nassar.

Viele Repressalien und Vertreibungsversuche hat die Familie erfahren, aber auch viel Unterstützung. Vor mehr als 10 Jahren initiierte Doud Nassar das interkulturelle Friedensprojekt: „Tent of Nations – Zelt der Völker“, ein Ort des Friedensdialogs und des passiven, gelebten Widerstands gegen eine menschenverachtende israelische Siedlungspolitik.
Unter dem Motto „Wir weigern uns Feinde zu sein“ führt Familie Nassar gemeinsam mit Freiwilligen aus vielen Ländern Sommercamps durch, bei denen Kinder aus den palästinensischen Flüchtlingslagern Natur erleben können. Sie laden Gruppen und Einzelpersonen aller Religionen und Nationen ein, zu sehen und zu hören, unter welch schweren Bedingungen die palästinensische Bevölkerung lebt und der israelischen Repression Stand hält. Wegziehen ist keine Option, denn sobald das Land nicht mehr bewirtschaftet und bewohnt wird, so die israelische Auffassung und Praxis, fällt es an den israelischen Staat. Gleichzeitig aber verbietet der israelische Staat, dass die beiden Häuser und die traditionellen Wohnhöhlen auf dem Grundstück bewohnt werden. Das Land liegt in Zone C der von Israel erklärten Sicherheitszone auf palästinensischem Gebiet.
Zu Beginn des Krieges konnten keine freiwilligen HelferInnen kommen. Nur noch wenige Besuchergruppen erreichen im Herbst 2024 das Tent of Nations. Darunter aber hoher Besuch vom Erzbischof von Canterbury und Luise Amtsberg, Mitglied des Deutschen Bundestages und Menschenrechtsbeauftragte mit einem Vertreter der deutschen Botschaft. Von der benachbarten israelischen Siedlung sind seit dem Krieg keine Baugeräusche zu hören. Die Arbeiten an den Rohbauten ruhen zur Zeit, denn die meisten palästinensischen ArbeiterInnen dürfen nicht mehr in den Siedlungen arbeiten. Die vermeintliche Ruhe wird „nur“ durch Drohnen, Helikopter, die die Soldaten zu ihren Einsatzorten bringen, und Düsenjäger, die Richtung Norden, dem Libanon oder Richtung Gaza fliegen, unterbrochen. An den windstillen Abenden hören wir die Bombeneinschläge aus dem 50 Kilometer entfernten Gaza.
Nach dem Überfall auf die Brüder Daher und Daoud Nassar, den sie schwer verletzt überstanden, wurde mehrfach eingebrochen. Selbst die Hunde, der Esel und die Hühner wurden gestohlen. Und: im August errichteten Siedler auf dem Grundstück im Tal eine Holzhütte und kamen mit einem Bulldozer, um eine Straße auf dem Land der Nassars zu bauen. Das Land sei ihnen von Gott gegeben, so die Siedler. Die Polizei wurde gerufen, aber kam nicht; der Anwalt der Nassars konnte einen Baustopp und die Entfernung der Holzhütte erwirken. Das ist ein großer Erfolg, denn aus „Sicherheitsgründen“ kann sich das Militär auch über anerkannten Besitz hinweg setzen. Seit dem Krieg wurden im Dorf Walaja 26 Häuser abgerissen (https://www.eappi-netzwerk.de/al-walaja-ein-jahr-im-zeichen-der-abrissbagger/).
Jeden Morgen laufen Volontäre an den Grundstücksgrenzen entlang, um zu zeigen, dass wir hier sind. Direkt an den Grundstücksrand ist von den Siedlern ein Wohnwagen und ein großer weißer Kasten abgestellt worden.
Ein riesiger Stein- und Sandhaufen wurde als Roadblock von den Siedlern direkt neben der Toreinfahrt zum Tent of Nations aufgeschüttet, so dass die Zufahrt nur vom Dorf Nahalin aus möglich ist und der Weg nach Betlehem statt 10 Minuten eine Stunde dauert.
Auf dem Weg Richtung Bethlehem werden weitere Absperrzäune zu den israelischen Straßen gebaut und Daoud fürchtet die jederzeit mögliche Sperrung der einzigen Zufahrtsstraße durch die israelische Armee.
EAPPI ist das „Ecumenial Accompaniment Programme in Palestine and Israel“ des Ökumenischen Rats der Kirchen, in Deutschland vertreten durch das „Netzwerk Ökumenisches Begleitprogramm in Palästina und Israel in Deutschland e.V.“.
Beobachter von EAPPI, die jeden Samstag das Tent of Natiuons bei der Landarbeit unterstützen, berichten von mehrmals wöchentlichen Angriffen des Militärs auf Schulen. Die Präsenz des EAPPI, die vor dem Krieg Soldaten davon abgehalten hat, mit Tränengas auf dem Schulhof anzugreifen, und Kinder mitzunehmen, wird ignoriert. Kinder (das Jüngste ist 6 Jahre) werden verhaftet, weil sie angeblich Steine schmeißen wollten oder sich in den sozialen Medien zur Hamas geäußert haben, wie EAPPI UK and Ireland in ihrem Blog dokumentieren.
Aus einem Interview mit Daoud Nassar in der Zeitschrift Chrismon:
„Wie soll man reagieren, wenn man keine Hoffnung mehr hat?“
„Es gibt 3 unterschiedliche Wege. Man kann mit Gewalt reagieren.
Man kann resignieren und abwarten, was passiert.
Oder, drittens, man gibt auf und rennt weg.
Wir haben uns gesagt: Es muss einen vierten Weg geben.
Und das sagt die Inschrift auf dem Stein:
Wir weigern uns Feinde zu sein.
Wir bleiben, sind aktiv, bewirtschaften das Land.
Wir laden Gäste ein, und leisten einen gewaltlosen Widerstand.“
Inzwischen hat sich ein deutschlandweiter Freundeskreis zur Unterstützung des Tent of Nations gegründet. Das Tent of Nations kann durch die schützende Präsenz und Arbeit vor Ort oder durch Spenden unterstützt werden:
JugendInterKult e.V.
IBAN: DE09 3806 0186 0704 8870 19, Volksbank Köln Bonn
(Stichwort: „Tent of Nations“)
Weitere Informationen bei Helga Lenz unter +49 160 1653477.
Helga Lenz, Lübeck