Interview: Ingrid Oviedo

Ingrid Oviedo aus Kolumbien hat im Oktober 2019 zusammen mit Shiwen (Sylvia) Cao aus China und Khira Fourati aus Tunesien ein Praktikum beim Aachener Netzwerk gemacht und den ersten Hilfstransport nach Bihać unterstützt. Anschließend waren sie zusammen mit Giana Haass eine Woche vor Ort in Bihać, haben den Hilfstransport empfangen und im Lager Vučjak z.B. bei der Essensausgabe geholfen. Ein gutes halbes Jahr später blickt sie zurück.

Helmut Hardy (HH): Ingrid, du hast mir gesagt, dein Praktikum bei uns hätte dein Leben verändert. Warum?

Ingrid Oviedo (IO): Es sind mehrere Monate seit meiner Rückkehr aus Deutschland vergangen. In meinem Gedächtnis verbleiben die großartigen Erfahrungen, die ich dort gemacht habe. Wenn man einen Realitätsschock erfahren möchte, sollte man Freiwilligendienste machen. Bei denen lernt man vielerlei Dinge. Das Wichtigste ist aber, dass wir am Ende alle nur Menschen sind, egal woher wir kommen und wohin wir gehen. Wenn wir unseren Beitrag leisten, hilft es immer. Nach meiner Rückkehr nach Kolumbien habe ich mir neue Ziele gesteckt. Dazu gehört immer zu Helfen, wenn ich kann, und Mitten in der Pandemie ist diese Hilfe immer nützlich!

Die drei Praktikantinnen

HH: Würdest du anderen empfehlen, ehrenamtlich für eine Hilfsorganisation zu arbeiten?

IO: Ja, natürlich. Warum ich es empfehlen würde? Wenn du bei einem Freiwilligendienst anderen hilfst, änderst sich ihr Leben und auch dein eigenes. Lange dachte ich, der Sinn des Lebens wäre viel zu lernen und hart zu arbeiten. Das ist nicht falsch – aber der wahre Sinn ist zu lernen, dass es nicht nur um einen selbst geht, sondern dass man Bestandteil eines Ganzen ist. Hilfe zu spenden wird immer die größte Zufriedenheit in deinem Leben bereiten.

HH: Wie sieht die „neue“ Ingrid aus? Was hat sich geändert?

IO: Ich bin nach Deutschland gereist, um die deutsche Kultur und auch die europäische Lebensweise kennenzulernen. Zurück gekehrt bin ich mit weit mehr. Ich bin nun eine bewusstere und dankbarere Person als vorher. Ich hoffe, dass sich viel mehr Leute zu einem Freiwilligendienst animieren lassen. Oder einfach nur einen guten Zweck unterstützen. Und es wäre großartig, wenn sie es mit dem Aachener Netzwerk machen würden.

Übersetzung aus dem Spanischen: Andrés Pastor