Warum diese Ausstellung?

Norbert Greuel, Vorstand Bürgerstiftung Lebensraum Aachen):

In bewundernswerter Kleinarbeit hat das Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit mit einigen weiteren Organisationen diese Ausstellung zusammengestellt. Auch die Bürgerstiftung Lebensraum Aachen gehört dazu.
Die Bilder sind sehr bedrückend. Es erschreckt mich zutiefst, wie Menschen leben müssen, welche Lebensumstände wir allen denen zumuten, die aus ihrer Heimat geflohen sind, weil sie fliehen mussten.
Und ich schäme mich dafür, dass wir, die wir in einem der reichsten Länder dieser Erde leben dürfen, in einem der reichsten Kontinente, vor unserer Haustür das Verbrechen einer großen Inhumanität begehen.
Die Rechten in Europa müssen ja gar keinen Wahlkampf mehr betreiben, ihre Forderungen werden in vorauseilender Unterwürfigkeit bereits erfüllt.
Die Angst vor einem Erstarken der Rechten führt zu rechter Flüchtlingspolitik.
Was tun wir reichen Europäer da?
Etwas anderes:
In Aachen werden in Kürze 1.800 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Was hat das mit Geflüchteten zu tun, werden Sie fragen.
Der Grund für die Not der Menschen im Aachener Contiwerk ist, dass ein Konzern mehr Verdienstmöglichkeiten sieht, wenn die Produktion nach Asien verlagert wird.
Diese Orientierung ausschließlich am Profit nennt man Kapitalismus. Unbezahlte Überstunden, die die Arbeiter seit Jahren geleistet haben, spielen da keine Rolle mehr.
Mich wundert sehr, dass Herr Laschet sich darüber so wundert.
Was hat das mit dem Thema Flucht zu tun?
Seit Jahren reden Politiker darüber, dass es gilt, die Fluchtursachen zu bekämpfen.
Weltweit sind fast 80 Millionen Menschen auf der Flucht. In unserem Land leben gut 80 Millionen Menschen, da können wir uns die Dimension gut vorstellen.
Warum fliehen die Menschen aus ihrer Heimat?
Krieg, Gewalt, Bürgerkriege, Diktatur, unsichere politische Verhältnisse, Hunger, Umweltgründe, Mangel an Zukunftsperspektive – das sind die Hauptgründe für Flucht.
• Solange die EU Geflügelfleisch nach Afrika exportiert und damit die einheimischen kleinen Unternehmen kaputt macht,
• solange an den Börsen in London und New York Jubel ausbricht, wenn die Meldung kommt, dass es irgendwo in Afrika eine Missernte gibt und einige Menschen mit einer Wette darauf sehr viel Geld verdienen,
• solange wir nicht erkennen, dass wir in den reichen Ländern weiterhin die Menschen in ärmeren Ländern ausbeuten,
werden wir nichts an den Fluchtursachen ändern.
Mit dieser Ausstellung wollen wir das Elend sichtbar machen.
Erik Marquardt, MdEP:
„Der Vorschlag der EU-Kommission für den Migrationspakt wird ein weiteres Moria nicht verhindern. Im Gegenteil, er würde das Modell der griechischen Massenlager in Gesetzesform gießen. Grenzverfahren und geschlossene Lager an den Außengrenzen würden in Europa zur Norm. Das Versagen des Dublin-Systems würde fortgeschrieben werden und eskaliert, weiterhin ohne eine verpflichtende solidarische Aufnahme von Flüchtlingen. Auch für Deutschland drohen erhebliche Verschärfungen des Asylrechts. Der Vorschlag der Kommission zu Asylverfahren verschärft das Asylpaket II von 2016 und gießt es in europäisches Recht. – Wir brauchen stattdessen schnelle, faire und geordnete Verfahren an den EU-Außengrenzen.“ Soweit Erik Marquardt.

Gelder sollten für Armutsbekämpfung und wirtschaftliche Entwicklung ausgegeben werden und nicht zur Migrationsbekämpfung.

Eine gerechte und humane Verteilungspolitik von geflüchteten Menschen in Europa muss sich an Einwohnerzahl und Wirtschaftsleistung orientieren.
In Deutschland leben 18 % der Bevölkerung der EU, Deutschland schafft 25 % der Wirtschaftskraft der EU.
Lasst uns in Deutschland im Vorgriff auf eine europäische Lösung ein Fünftel bis ein Viertel der Geflüchteten aufnehmen, die vor den Toren Europas leben müssen und dringend der Hilfe bedürfen.

Bitte sorgen Sie mit uns dafür, dass diese Ausstellung eine weite Verbreitung findet in Schulen und Volkshochschulen, in Begegnungsräumen von Jugendlichen, in Kirchen, in Sparkassen und Justizzentren und an zahlreichen anderen Orten.

Nicht die Flüchtlinge, sondern die Fluchtursachen müssen bekämpft werden.
Wir wollen auch klar und deutlich zum Ausdruck bringen:
Diese europäische Flüchtlingspolitik findet nicht in unserem Namen statt.