Kunstauktion ein voller Erfolg

Unsere Kunstauktion ist vorbei. Wir sind etwas erschöpft, aber sehr froh.
Die Auktion war der Schlusspunkt dessen, was wir vor über 6 Monaten unter dem Stichwort „Kunsta(u)ktion“ begonnen haben.

Das „u“ in Klammern war das Zeichen, dass es nicht nur um eine Auktion geht:
– vor Weihnachten haben wir 13 Fotos von 3 Fotografen zum Thema „Flucht“ angeboten
– danach haben wir 27 Kunstwerke von 9 Künstler*innen zum Festpreis angeboten
und schließlich
63 Kunstwerke von 43 Künstler*innen versteigert.

Ana Sous

Die Kunstwerke wurden in der Woche vor der Auktion in einer Ausstellung präsentiert. Ana Sous und Roland Mertens haben die Positionen der Kunstwerke lange diskutiert: „Welches Bild passt neben welches? Was geht gar nicht?“ Bei Eröffnung der Ausstellung am 16. April wurden sowohl die Qualität der Werke als auch ihre Präsentation allseits gelobt.

Lioba Feld und Albert Sous

Die Auktion selbst fand dann mitten in der Ausstellung statt.
Zur Einstimmung spielte die Violinistin Nina Leonards mit zarten Tönen aus ihrem Repertoire der Weltmusik.

Violinistin Nina Leonards
Violinistin Nina Leonards

Dann übernahm die Moderatorin Angela Maas das Wort und fragte Helmut Hardy, den 1. Vorsitzenden des Aachener Netzwerks und zugleich auch Organisator der Auktion, warum ihm diese so am Herzen liegt. Seine Antwort:

Am Herzen liegen mir die Projekte unseres Vereins. Wie finanziert man nun diese Projekte? Eines unserer Projekte ist das Kinderheim Centar Duga in Bosnien. Dieses wurde gegründet und wird finanziert durch einen süddeutschen Verein. Zu Gunsten des Kinderheims macht Milan Mihajlovic, ein bosnischer Künstler, jedes Jahr eine Auktion – das letzte Mal vor ziemlich genau einem halben Jahr (14. Oktober).
Das können wir auch, dachten wir.

Mersiha und ich waren da und haben es uns angesehen. Und ein paar Kontakte geknüpft zu Künstlern, deren Werke man auch heute ersteigern kann: Milan Mihajlovic aus München, Adnan Dupanovic aus dem bosnischen Bihać, Amir Omerovic aus Bremen.

Parallel haben wir in Aachen erste Kontakte geknüpft. Geholfen dabei hat Michael Dohle, der viele Künstlerinnen und Künstler angesprochen hat und uns auch ganz praktisch geholfen hat.

Das, was wir uns sehr schwer vorgestellt hatten, wurde eine kleine Lawine. Der Schneeball kam ins Rollen und schnell hatten wir 50 Künstler*innen zusammen.

Die nächste Frage war das „Wo“. Wir kamen schnell auf das Depot und auf die Kombination zwischen dem Ausstellungsraum des Atelierhauses und der Piazza. Wir fanden einen Termin und alles war prima – bis der Krieg in der Ukraine los ging. Ein Anruf von der Stadt: „Die Piazza brauchen wir selbst.“ Plakate und Flyer waren gerade gedruckt und die Verzweiflung groß – aber kurz. Wir haben dann beschlossen, auch die Auktion im Ausstellungsraum zu machen – das Ergebnis sehen wir heute.

Wir stehen jetzt in der Ausstellung selbst, die Ana Sous und Roland Mertens gehängt haben. Die Unterstützung der beiden ist nur ein Beispiel für die zahlreiche Unterstützung, die wir erfahren haben.

Als Mathematiker hatte ich keinen besonderen Bezug zu bildender Kunst – jetzt habe ich immerhin eine Beziehung zu vielen Künstlerinnen und Künstlern, die nicht so „komisch“ sind, wie ich vorher gedacht habe. Sie sind mir, um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, in der Tat ans Herz gewachsen.

Aber sehr am Herzen, so fing ich an, liegen mir unsere Projekte. Unser Vereinsname ist sehr kompliziert, trifft es aber: Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit.
Mit Hilfe eines Netzwerks von vielen Personen haben wir diese Ausstellung und diese Auktion auf die Beine gestellt.
Als Humanitäre Hilfe haben wir Anfang April noch einen Transport mit 30 Paletten an Hilfsgütern nach Bosnien geschickt. Nächste Woche werden wir 1000 First Aid Kits im Wert von 9.000 € in die Ukraine schicken.

Diese Woche hat Mujo unsere Sport- und Kreativ-Werkstatt HEJ in Zentralbosnien eröffnet – um den Kindern und Jugendlichen dort eine Perspektive zu eröffnen und Wege in ein friedliches Miteinander aufzuzeigen. Denn leider ist die Spannung zwischen den Bevölkerungsgruppen in Bosnien immer noch greifbar.

Das ist das, was mir – und uns – wirklich am Herzen liegt:
Ein friedliches Zusammenleben aller Menschen.

Benjamin Fleig und Angela Maas

Nach diesen einleitenden Worten übergab die Moderatorin den Staffelstab an den Auktionator Benjamin Fleig. Er verdient sein Geld mit Kunst, nämlich durch die Galerie vorn und oben im belgischen Kettenis. Während der Auktion zeigten sich seine Entertainment-Qualitäten – er war wahrscheinlich deutlich unterhaltsamer als ein „professioneller“ Auktionator.

Jede Künstlerin, jeder Künstler und jedes Kunstwerk hat eine Geschichte. Ein paar davon wusste Benjamin Fleig zu erzählen. So war das Bild Desertion schon 1989 in Aachen zu sehen, als Teil der Ausstellung „Deserteure“ im Bunker an der Junkerstraße. Einige der damaligen Künstler*innen waren auch jetzt wieder dabei: Bernd Radtke, Holger Vanicek, Jupp Linssen und Lioba Feld. Bernd Müllender, der damals die Ausstellung mit organisierte, wollte das Bild nun ebenso ersteigern wie der Sohn der Künstlerin, der das Bild gerne im Familienbesitz halten wollte. Der Bieterwettbewerb führte schließlich zum Aktions-Höchstpreis von 1.500 € – wodurch das Bild im Münsterland verblieb.

Die Versteigerung der „Desertion“ von Lioba Feld erbrachte 1.500 €

Nach 36 Werken brauchten alle eine kleine Verschnaufpause, bevor es in den Endspurt ging.

Halbzeitpause

Nun kamen u.a. das Corona-Collier und der Corona-Ring von Albert Sous „unter den Hammer“. Albert Sous, in Aachen durch den Kugelbrunnen bekannt, wurde an dem Tag 87 Jahre alt und sah zu, wie sich der Bieterwettbewerb entwickelte! Das Collier ging an eine Bieterin, die online geboten hatte, der Ring an eine Bieterin aus dem Publikum.

Albert und Ana Sous
Albert und Ana Sous

Am Ende des Tages waren insgesamt 27 Kunstwerke für über 13.000 € verkauft. Benjamin Fleig ließ erschöpft, aber zufrieden, den Hammer sinken.

Auktionator Ben(jamin) Fleig

Wir sagen vielmals Danke und (hoffentlich) bis zum nächsten Mal!