Rundbrief 23 – August 2020

Inhalt:

Eine Erfolgsgeschichte?

Es ist gerade mal ein Jahr her, dass wir ange­fangen haben, unseren ersten Hilfs­trans­port zu organisieren. Für den wir vor 9 Monaten ge­sammelt haben. Was ist seitdem alles passiert?

– Im November 2019 haben wir 2.000 kg Hilfs­güter nach Bihać geschickt, zusammen mit 13.000 €, für die wir vor Ort Lebensmittel gekauft haben.
– Im Januar 2020 haben wir einen Lada Niva für SOS Bihać finanziert.
– Im Februar 2020 brachte der zweite Hilfs­trans­port weitere 3.300 kg Hilfsgüter nach Bihać.
– Im Mai 2020 hat SOS Bihać mit unserem Geld einen VW-Transporter erworben, der seitdem un­ver­zichtbar ist.
– Zusätzlich haben wir 11.000 € für Lebensmittel und Medikamente überwiesen.
– Die Video-Kamera, für die wir im letzten Rund­brief und auf unserer Facebook-Seite einen Spendenaufruf gestartet haben, ist gerade auf dem Weg nach Bosnien – auch wenn bisher erst der halbe Kaufpreis durch Spenden gedeckt ist.
Video-KameraMit einem Sony Camcorder vom Typ FXW-FS5 incl. „Puschel-Mikro“, Objektiv und SD-Karten haben wir unserem dortigen Kameramann Muhammed Pehlic einen Traum erfüllt. Die Ergebnisse werden wir bald sehen können – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Sammlung für den nächsten Hilfstransport „steht vor der Tür“ – am 11. August geht‘s los.

In der Unterstützung von SOS Bihać sind wir mittlerweile bundesweit und international ver­netzt. Gemeinsam mit dem Team vor Ort sorgen wir für eine zuverlässige Betreuung und Versorgung der Hilfsbedürftigen in Bihać und Umgebung – egal ob diese Hilfesuchenden Einheimische sind oder aus fernen Ländern kommen.

Dies alles hat Wirkung entfaltet. SOS Bihać wird immer mehr anerkannt – das macht die Arbeit einerseits einfacher, erhöht andererseits aber auch Ansprüche und die Verantwortung.

Die Ansprüche sind die, die wir selbst an uns stellen. Und auch die, die andere an uns stellen. Wir selbst müssen aufpassen, dass wir uns nicht überfordern, dass wir auch mal an uns selbst denken, dass wir uns selbst die Messlatte nicht zu hoch legen.

Und auch die Ansprüche von außen müssen wir sorgfältig abwägen. „Wir können nicht die Welt retten.“ Unsere Ressourcen sind begrenzt. Personell wie finanziell.

In den letzten Monaten haben wir viele Steine aus dem Weg geräumt. Wir müssen aber vorsichtig sein, dass nicht irgendjemand sie wieder zurück rollt.

Wir haben viel geschafft und wir haben noch große Pläne. Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Und ein Erfolg ist sie dann, wenn wir in Bihać nicht mehr gebraucht werden.

Helmut

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Ein neuer Hilfstransport

Die Sommerferien gehen zu Ende und bei uns geht es wieder los. Corona zwingt uns zur Vorsicht und vielleicht auch noch zu der ein oder anderen Planänderung. Aber die Not in Bihac ist groß – daran ändert Corona wenig. Und wenn, dann nicht zum Besseren.

Wir sammeln diesmal verkürzt, nur zwei Wochen. Los geht es am letzten Ferientag, also am Dienstag, dem 11. August. Wir beenden die Sammlung am Sonntag, den 23. August. Ort der Sammlung ist „wie immer“ der Bosnische Kulturverein (BKC) in der Stolberger Str. 221. Dort durch die Toreinfahrt in den Hinterhof. Hinter den Garagen findet man uns auf der rechten Seite. Fast immer ist dort jemand zwischen 15 Uhr und 22 Uhr vor Ort. Sollte gerade keiner dort sein, kann man die Sachen unter unser Plakat stellen.

Wir haben unseren Freund Zlatan von SOS Bihac gefragt, was dieses Mal besonders dringend benötigt wird. Hier ist seine Wunschliste bzgl. Kleidung:

  • dünne Regenjacken
  • lange Jogginghosen
  • „zur Not“ auch Jeans
  • langärmlige Shirts
  • kurzärmlige Shirts
  • Unterwäsche/Socken
  • Schuhe für Männer, Gr. 39 – 47

SmartphoneDarüber hinaus sammeln wir nach wie vor gebrauchte, aber funktionsfähige Smartphones incl. Ladegerät. Wir testen sie und setzen sie auf den Werkszustand zurück, bevor wir sie nach Bihac schicken.

Benötigt werden auch Schlafsäcke und (nicht zu kleine) Rucksäcke. Darüber hinaus auch stabile Plastikplanen, mit deren Hilfe man sich provisorische Zelte bastelt kann.

Und natürlich benötigen wir noch Geldspenden, für die Fahrt und für Lebensmittel, die vor Ort gekauft werden.

Der allerletzte Punkt auf der Liste ist eine Rettungs­trage zum Bergen von Verletzten im Wald, abseits des Weges. Falls jemand zufällig eine im Keller stehen hat…

Bitte: Leitet diesen Aufruf an Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Bekannte und Unbekannte weiter!

In Kürze
11. – 23. August, 15 – 22 Uhr
Aachen, Stolberger Str. 221, Hinterhof
Männerkleidung und -schuhe
Smartphones, Schlafsäcke, Rucksäcke
Spenden für den Transport & Lebensmittel

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Wir schlagen die, die wir brauchen

In den Radionachrichten wird gerade von einer mög­lichen zweiten Welle durch die Urlaubs­rück­kehrer gesprochen. Draußen regnet es. Seit Stunden sitze ich an meinem Schreibtisch in Dortmund, schreibe Mails, telefoniere und rauche eine nach der anderen. Der Hund, der sich an das Leben im Lager und den Wäldern gewöhnt hatte, liegt schlafend an meinen Füßen. Der Leiter der Hilfsorganisation SOS Bihać, Zlatan Kovacevic, hat gerade angerufen. „Wir fahren jetzt los“, sagte er. Dann kribbelt es bei mir. Das Team fährt jetzt in die Berge um Flüchtlinge zu versorgen. Ich wäre gern dabei, mein Sani-Rucksack hat bereits Staub an­ge­setzt. Geht aber nicht wegen Corona, also tue ich von hier aus, was zu tun ist. Tatort Schreib­tisch. Immerhin sind wir sind nicht alleine. Mit Hilfe des Aachener Netzwerks sind wir gut über den Winter gekommen und ernähren täglich 200 bis 500 Menschen, versorgen sie medi­zi­nisch, verteilen bei Bedarf auch Kleidung und Schuhe. Mittlerweile sind wir eine von der IOM anerkannte Hilfsorganisation. Die IOM (Internationale Organisation für Migration) ist eine Tochter der UN. Die Anerkennung heißt für SOS Bihać: Wir können unbehelligt von Polizei und Grenzpolizei das tun, was sonst niemand darf: Die Flüchtlingsrouten entlang der EU Außengrenze abfahren und Menschen helfen. Das ist ein echter Durchbruch. Keine Probleme mehr mit der Polizei. Die bosnische Politik bemüht sich darum, humanitäre Arbeit zu kriminalisieren. Das geht nun nicht mehr, zumindest bei uns nicht. Zlatan ist ein großartiger Diplomat. Er hat unsere Gegner in Bihać zu Unterstützern gemacht. Selbst das Gesundheitsministerium schwärmt nun von SOS Bihać und lobt unsere Arbeit. Noch vor ein paar Monaten haben sie uns ständig die Polizei auf den Hals gehetzt. Bei allen Bemühungen sich an die Regeln zu halten: es kann nicht kriminell sein, Menschen zu helfen. Die Menschen­rechte sind auch von Bosnien anerkannt und unterschrieben worden.

Schon wieder klingelt das Telefon. Auf dem Display steht: „der Kleine“. Ich habe die Nase voll für heute, nach dem vergangenen Jahr bin ich manchmal etwas „durch“, aber bei ihm hebe ich ab. Es ist Ahmad (Name von der Red. geändert), mein kleiner Freund aus Vučjak, dem Camp auf der Müllhalde nahe Bihać. Seine Stimme klingt, als würde er aus dem Urlaub anrufen. Anders als sonst, sehr fröhlich: „Wie geht es Dir? Hier scheint die Sonne und ich bin grade mit Freunden unterwegs. Ich liebe Dich. Und ich vermisse Dich sehr. Hier ist alles gut jetzt.“ Er klingt, als sei er schon dort wo er hinwill, am Ziel, als sei wirklich „alles gut“. Geographisch ist er angekommen in der EU, aber die Abschiebung schwebt noch immer wie ein Damoklesschwert über ihm. Bis zum „alles ist gut“ wird noch Zeit vergehen, vielleicht viel. Vielleicht wird nie „alles gut“. Heute hat er Zuversicht. Die überträgt sich auf mich. Ein guter Anruf. Ich nehme wieder Schub auf und arbeite weiter. Wenn man weiß wofür, fällt es leichter.

Ahmad in der Ambulanz im Camp Vucjak im Sommer 2019. Die Arbeit als Übersetzer und Hilfssani machte ihm Freude. Trotz der Umstände haben wir viel gelacht, manchmal geweint.

Ahmad lebt jetzt in einer Flüchtlingsunterkunft in einer italienischen Großstadt. Vor ziemlich genau einem Jahr haben wir uns kennen ge­lernt, an einem Ort der nach Müll und Fäkalien roch und der kurz darauf in internationalen Me­dien als Dschungel- und Horrorcamp Schlag­zeilen machte. Etwa 1000 Männer und Jungs lebten dort mit hoher Fluktuation. Tausende durchlitten dieses fürchterliche Elend mit dem Namen Vučjak. Der Älteste über 60, der jüngste 12 Jahre alt. Ahmad war 18, Flüchtling aus Pakistan, von der Polizei deportiert auf die Müllhalde. Er sprach mich mit schüchterner Stimme an, in leisem aber perfektem Englisch, deutlich besser als meines, und bat mich um Hilfe. Ich weiß nicht mehr was er brauchte, vermutlich Schuhe oder eine Behandlung in unserer Ambulanz. Ein hochintelligenter Junge, viel zu zart für all das. Ich holte ihn in unser Team. Er spricht Urdu und Paschtu, konnte also als Übersetzer helfen.

Ahmad übersetzt, als einer unserer Patienten erzählt, das die slowenische Grenzpolizei einen Hund auf ihn gehetzt hatte. Die Slowenen übergaben ihn an der Grenze den Kroaten, die trans­portierten den Mann dann an die EU Außengrenze und trieben ihn durch den Wald zurück nach Bosnien, raus aus der EU.

Einer unserer Mitarbeiter war Nationalspieler der pakistanischen Fußball­nationalmannschaft, beherrschte sieben Sprachen und war dazu auch noch ein auffällig schöner Mann. Ein älterer Mann, Gaz aus Kaschmir, war früher Geschäftsführer bei KFC. Er hat es nach Portugal geschafft. Alles Männer, die uns hervorragend im Ambulanzzelt unterstützten. Es dauerte nicht lange und Ahmad arbeitete selbst am Patienten und versorgte Schmutzinfektionen. Aus Österreich waren Dr. Karin Tschare-Fehr und der Künstler Arye Wachsmuth gerade da und wir arbeiteten gemeinsam in unserer Ambulanz. Wir schlossen ihn alle in unser Herz. Es sind Tausende, die mir in den vergangenen Monaten begegnet sind. Mit ein paar Dutzend ist der Kontakt geblieben, mit einigen sogar sehr eng. Wenn aus Flüchtlingen Freunde werden, dann habe ich aufgehört sie zu fotografieren. Die Nähe macht das. Das ist mir erst jetzt bei der Suche nach Fotos von Ahmad aufgefallen. Im Zelt bei der Arbeit blühte er auf, wir versorgten ihn in diesen Wochen mit allem Notwendigen. Er arbeitete und träumte davon Europa zu erreichen. Schlimm war für mich, ihn im Camp zurücklassen zu müssen und selbst abends duschen zu können und ein Bett zu haben. Es ging nicht anders. Seine Eltern hatten ihr Haus auf dem Land in Pakistan zu einem Spottpreis verkauft, um seine Reise finanzieren zu können. Jetzt leben sie in einer Lehmhütte am Rande einer Stadt. Sie haben ihn losgeschickt, damit wenigstens einer aus der Familie eine Zukunft hat und später Geld schicken kann. In Pakistan ist offiziell kein Krieg. Ich habe viele Pakistanis gefragt: „Warum tut ihr Euch diese Reise an?“ Es gab bei allen nur drei mögliche Antworten: Entweder flohen sie aus den Grenzgebieten zu Afghanistan vor den Drohnen der US-Army, weil ein oder mehrere Familien­angehörige durch sie getötet worden waren. Oder Flucht vor den Taliban. Die dritte: Kriege innerhalb von Familien. Meist geht es um Erbstreitereien, wenn Land hinterlassen wird. Obendrauf kommt dann noch Korruption ein­hergehend mit Chancenlosigkeit. Kurz: Flucht wegen Angst um Leib und Leben. Für diesen Text hatte ich noch ein paar Fragen an Ahmad und habe mit ihm gesprochen. Vor kurzem ist einer seiner Cousins ermordet worden.

Irgendwann versuchte er das erste Mal „the game“. Vorher gab es täglich Gespräche darüber. Ahmad hatte Angst vor dem, was vor ihm lag: Die kroatische und die slowenische Grenzpolizei. Was passieren kann, das sah er ja jeden Tag an den Prellungen, Platz- und Schnittwunden in unserer Ambulanz. Finanziert, gewollt und gefördert durch die Wölfe im EU-Parlament in Brüssel. Die Wölfe sind zwar in der Minderheit, aber der Rest sind Lämmer. Sie lassen die Wölfe gewähren. Einige wenige Mitglieder des EU-Parlamentes allerdings kämpfen, so viel sie können. Unter anderem sind das die MEPs Erik Marquardt (Grüne BRD), Dietmar Köster (SPD BRD) und Bettina Vollath (Sozialdemokratin aus Österreich). Alle drei waren in Bihać und haben sich selbst ein Bild der Lage gemacht.

Wenn Ahmad ein paar Tage unterwegs war, ging mein Blick oft in Richtung des Waldweges, der in die Berge führt. Ich begann mir Sorgen zu machen. Plötzlich stand er wieder vor mir und fiel mir förmlich weinend in die Arme. Wieder nicht geschafft, wieder von der kroatischen Grenzpolizei ausgeraubt und geschlagen. Nach weit über 10 Versuchen kam er einmal lachend zurück. Die Polizisten hatten eine Gasse gebildet, auf jeder Seite sechs EU-Grenzpolizisten mit Knüppeln. Die Flüchtlinge wurden illegal zurückgepusht nach Bosnien und mussten diese Gasse durchlaufen. Ahmad war der Schnellste. Nur ein Schlag hatte ihn am Unterschenkel gestreift. Er freute sich, dass sie nicht seinen Kopf getroffen hatten.

Als Vučjak dann aufgelöst wurde, trafen wir uns regelmäßig heimlich irgendwo in der Stadt. Er lebte versteckt in Ruinen und im Wald oder war unterwegs „on game“. Langsam begann er zu verwahrlosen. Mein Ahmad stank wie alle anderen. Nicht mehr nach Vučjak, aber nach Elend. Duschen ging nirgendwo. Hätte ich ihn in unser Teamappartment mitgenommen, wäre wenige Minuten später die Spezialpolizei gekommen. Das ist in Bosnien eine Straftat. Alles wäre vorbei gewesen. Das konnte ich nicht riskieren. In den Wäldern und Ruinen hätte ich ihn in dieser Zeit gut als Hilfssanitäter und Übersetzer gebrauchen können. Nicht nur ich.

In derselben Zeit, in der Ahmad sich innerhalb von nur 48 Stunden in die Arbeitsabläufe in unserer Feld-Ambulanz eingearbeitet hatte, war Gesundheitsminister Jens Spahn im Kosovo, um dort Fachkräfte aus Pflegeberufen abzu­werben. Die Ursache für viele Probleme, die Menschen in anderen Ländern haben, ist genau das: Kolonialismus. Wir holen uns was wir brauchen. Wer dann die Alten in den Heimen im Kosovo versorgt, das kann Spahn ja egal sein. Hauptsache, wir bekommen Fachkräfte, die uns fehlen. Dabei stehen viele, die es wollen und könnten, vor den EU-Außengrenzen und werden geschlagen, getreten, ausgeraubt, zurückgepusht ins Nirgendwo. Dutzende Flüchtlinge haben in unserer Ambulanz im Laufe der Monate mitgearbeitet. Voraussetzung: Grundkenntnisse in Englisch und schnell lernfähig. Bis zum Abschluss des B2-Sprachkurses in Deutsch­land würde etwa ein Jahr vergehen. Die Ausbildung zum Altenpflegehelfer dauert ein weiteres Jahr, zum Altenpfleger 3 Jahre. Ahmad ist jetzt 19, die meisten anderen bis höchstens 30 Jahre alt. Das, was ihre Ausbildung und ihre Versorgung zu Beginn kosten würde, würden sie später selbst wieder erarbeiten und durch Steuern praktisch zurückzahlen. Die Statistik der Agentur für Arbeit verzeichnet im Mai 2020 bundesweit 23.500 offene Stellen in der Altenpflege und 16.200 in der Krankenpflege. Eine andere Quelle spricht von 171 Tagen, die es durchschnittlich dauert, bis eine solche Stelle besetzt ist. Zurzeit gibt es in Deutschland 3,3 Millionen Pflegebedürftige, schreibt das Bun­des­gesundheitsministerium. Und es werden mehr. Die Prognose des Statistischen Bundesamtes für 2025: 110.000 Pflege­fach­kräfte, die uns fehlen werden. Wir brauchen Ahmad.

Ahmad mit dem Künstler und Flüchtlingshelfer Arye Wachsmuth aus Österreich in der Ambulanz. In Vucjak ist blei­bendes entstanden.

Arye Wachsmuth hat von Wien aus oft mit Ahmad gesprochen, seit er im November 2019 in Italien angekommen war. So blieb auch ich auf dem Laufenden. Wir haben beide eine Rolle in seinem Leben. Ab und an braucht man einen Menschen, der zuhört und einem die Hand auf die Schulter legt und sagt: „Junge, Du machst das alles schon richtig. Glaub an Dich. Du bist nicht allein. Du schaffst das“. Er braucht das, das spürt man. Das ist auch ok so.

Die Verwahrlosung des Flüchtlings ist verschwunden. Ahmad ist nun in Italien und hofft, bleiben zu dürfen. Ein Job würde ihm helfen.

Jetzt lebt er von 30 Euro wöchentlich, die er vom italienischen Staat bekommt. Nach seiner Ankunft haben wir ihm Geld geschickt für anständige Kleidung, damit er mit dem abge­rissenen Zeugs „from the game“ nicht so auffällt in Italien. Arye hat sogar einen Kontakt in besagter Großstadt, Leute, die Ahmad getroffen haben und ihm Dinge brachten, um die Arye gebeten hatte. Bis zum 14. Juni 2019 habe ich noch nie von einer Freundschaft gehört, die auf einer Müllhalde begonnen hat. Jetzt kann ich sie nicht mehr zählen. Viele der freiwilligen Helfer aus der Ambulanz halten Kontakte, teilweise sehr intensiv. Ahmad sagte in Vučjak einmal zu mir: „Mein Vater ist nicht da. Jetzt bist Du mein Vater. Ich möchte so leben wie Du. Irgendwo hingehen und gute Dinge für Menschen tun“. „Nein mein Freund“, habe ich gesagt. „Erst gehst Du studieren, lernst Deinen Beruf und baust ein Haus für Deine Familie. Dann kannst Du sowas tun“. Er hat sich gekrümmt vor Lachen und hat anderen das als Witz des Tages präsentiert.

Jetzt, so sagt er, werden selbst aus Italien Flüchtlinge bis nach Bosnien zurückgeschickt. Er bekomme Nachrichten von anderen Pakista­nis, die das belegten. Er selbst braucht dringend einen Job. Das erhöht die Wahr­schein­lichkeit, dass er seine Papiere bekommt, die ihm den Aufenthalt für mindestens ein Jahr sichern. Er ist seit November 2019 in Italien und bisher offensichtlich geduldet und mit dem Nötigsten vom Staat versorgt. Ein Freund von ihm hat einen Job bekommen. Schwarzarbeit für 800 Euro im Monat, ohne freie Tage bei 10 bis 12 Stunden täglich. Das ist ein Risiko. Ein Migrant bekomme keinen legalen Job, sagt Ahmad. Das ist auch in der Türkei und Griechenland so. Keiner will Flüchtlinge, zum Ausbeuten sind sie dann aber doch gut genug. Trotz allem hofft Ahmad weiter. Auch, dass sie ihn bleiben lassen. Vor ein paar Tagen hat er mir ein Video geschickt. Darauf sind seine Eltern, die Geschwister und die Lehmhütte zu sehen. „Sieh es Dir an“, sagt Ahmad. „Dann wirst Du verstehen, warum ich nicht zurück kann, sondern mich hier für meine Familie bemühen muss“.

Dirk Planert

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Interview: Ralf Wuppermann

Ralf Wuppermann haben wir im letzten Rundbrief kennen gelernt. Dort beschrieb er, wie er eine Palette Verbandsmaterial in Ludwigshafen abgeholt hat.

Helmut Hardy (HH): Ralf, du bist seit sieben Monaten Mitglied im „Aachener Netzwerk für hu­ma­nitäre Hilfe und interkulturelle Friedens­arbeit e.V.“. Wie bist du dazu gekommen?

Ralf Wuppermann (RW): Sieben Monate schon? Gefühlt bin ich kürzlich erst eingetreten. Das liegt wahrscheinlich an den zahlreichen „alten Hasen“, die schon so lange im Netzwerk dabei sind und schon so viel bewegt haben.
Einer von den ganz alten Hasen ist wohl Heinz Jussen. Wenn ich beim „Flame for Peace (FfP)“ mitgelaufen bin, haben mich immer schon seine Erzählungen von den Hilfsaktionen in den Jugoslawien-Kriegen der 90er Jahre stark bewegt. Ich denke, Heinz und der FfP haben bei mir schon vor längerer Zeit den Grundstein für den Eintritt in den Verein gelegt. Da wusste ich es nur noch nicht.
Durch den Lauftreff LTB Aachen und dort vor allem durch dich, Helmut, bin ich in den Verteiler für den Rundbrief des Aachener Netzwerks „geraten“. Ich habe ihn immer aufmerksam gelesen und das war’s dann. Also, dann bin ich eingetreten.

HH: Nun ist es ja oft nicht leicht, sich in einen gewachsenen Verein einzu­finden. Wie empfin­dest du es?

„Learning by doing“ fällt mir da ein. Passt nicht hundertprozentig, aber so ungefähr: meine ersten Aktionen im Netzwerk waren gleich praktisches Anpacken beim Klamottensortieren und beim Palettenverladen für den Hilfstransport Anfang Februar nach Bihać.
Da habe ich gleich einen großen Teil des harten AN-Kerns kennen gelernt und wir haben Hand in Hand gearbeitet.
Mein erstes Plenum war dann bei Heinz in Belgien in der so genannten Werkstatt, eine sehr schön umgebaute alte Scheune. Es wurde an diesem Termin ein neuer Vorstand gewählt und Heinz bekam die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Eine besondere Atmosphäre! Für mich insgesamt ein schönes Erlebnis und ich fühlte mich gleich sehr gut aufgenommen.

HH: Was findest du an der aktuellen Arbeit … spannend? wichtig?

RW: Unbürokratische Hilfe, die bei denen ankommt, die sie benötigen! Das ist das, was mich fasziniert. Winterkleidung sammeln, ins Krisengebiet transportieren und dort an die Frierenden verteilen ist ein einfaches, aber gutes Beispiel.
Klar stimme ich mit dir, Helmut, überein, wenn du sagst, dass wir nicht einfach nur ein „Klamotten-Sammel-Verein“ sind. Klar gehört auch konzeptionelle Arbeit dazu. Klar, dass immer auch an einer Art „Leitbild“ für den Verein gearbeitet wird.
Aber mein persönliches Ding ist eher das praktische Anpacken.

HH: Der Verein hat eine lange Historie, er ist mehr als ein Vierteljahrhundert alt. Sind die Themen nicht schon lange überholt?

RW: Die Themen sind – leider – aktuell wie nie! Es ist schon eine traurige Ironie des Schicksals, dass genau an den Orten, wo in den Jugoslawien-Kriegen der 90er Jahre Menschen getötet, verletzt, traumatisiert wurden, dass dort heute wieder Menschen in großer Not und Lebensgefahr „gestrandet“ sind.
Es sind diesmal nicht die Einwohner selbst, sondern Flüchtende, die sich vor Krieg und Bedrohung in ihren Heimatländern in Sicherheit bringen wollen und nun an der EU-Außengrenze quasi „im Zaun hängen“, wenn ich das mal etwas sarkastisch ausdrücken darf.
Was mich persönlich betrifft, so muss ich zugeben, dass ich die Not, die Kriege und die Kriegsverbrechen, die in den Neunzigern vor unserer Haustür in Ex-Jugoslawien stattfanden, damals kaum beachtet habe.
Erst in letzter Zeit habe ich mich, wohl auch durch die Arbeit im Netzwerk, intensiver mit den damaligen Ereignissen befasst. Und bin erschrocken über mich selbst, dass ich Verbrechen wie den Völkermord von Srebrenica damals nur sehr abstrakt wahrgenommen habe.
Für mich persönlich sind also selbst die „alten Themen“ nicht überholt, und darüber hinaus sind die alten Themen tragischerweise wieder zu neuen Themen geworden.

HH: Und dann noch die übliche Frage aus dem Bewerbungsgespräch: Wo siehst du den Verein in 5 Jahren? Was möchtest du mit dem Verein bis dahin erreicht haben?

RW: Uff! Übliche und dennoch schwierige Frage. Was mir spontan einfällt:
Vernetzung. Wichtiges Thema! Es scheint ja doch etliche Menschen zu geben, die irgendwie helfen wollen, aber nicht so recht wissen, an wen sie sich wenden sollen. Das zeigt sich in den umfangreichen Kleider- und Geldspenden, die eintrudeln, wenn wir dazu aufrufen. Und in den Anfragen und Spenden aus ganz Deutschland, speziell zur Hilfe vor Ort in Bihać. Vernetzung also konsequent weiter ausbauen! Aber da wärt ihr wohl auch ohne mich drauf gekommen!?
Auch kein neuer Einfall, aber für mich wichtig: weiterhin Hilfe vor Ort. Die Idee mit dem Kauf eines „sicheren Hauses“ oder Safe House oder wie man das nennt in Bihać finde ich hervorragend. Flucht braucht Zuflucht.
Ok, so richtig visionär sind meine Ideen jetzt nicht. Visionär wäre vielleicht:
Politisch daran arbeiten, dass die Flüchtenden nicht mehr am EU-Grenzzaun hängen bleiben müssen. Dass sie keine Zuflucht in einem kleinen Safe House suchen müssen, sondern sie im reichen und sicheren EU-Europa bekommen.
Oder besser noch: Dass sie erst gar nicht mehr ihre Heimatländer verlassen müssen, weil es dort wieder friedlich und sicher und auskömmlich ist.
Aber jetzt fange ich wohl an zu spinnen!?

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Interview: Anke Langenberg

Anke Langenberg hat zwischen zwei Studien­abschlüssen zwei (mittlerweile erwachsene) Kinder bekommen, arbeitet als Lehrerin und betreut die Instagram-Seite des Aachener Netzwerks.

Helmut Hardy (HH): Anke, du bist seit zwei Monaten Mitglied im „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit e.V.“. Wie bist du dazu gekommen?

Anke Langenberg (AL): Ich habe damit gerech­net, dass du das fragen würdest, denn ich werde immer wieder danach gefragt, seitdem ich in den Verein eingetreten bin. Ehrlich gesagt, hatte ich bisher keine Antwort parat, die ich in Kürze hätte geben können und jetzt, wo sich mein Bild von der Arbeit festigt, verstehe ich, warum es so schwierig ist, eine kurze Antwort zu formulieren. Es ist die Komplexität der Aufgaben und Ereignisse. Ich habe deine Posts und E-Mails, die mir schon vor meinem Eintritt zugesandt wurden, stets aufmerksam gelesen und es stellte sich schnell das Gefühl ein, dass sich hier Menschen zusammenfinden, die in guter Absicht etwas voran bringen. Auch wenn du es nicht hören willst, Helmut, es ist ein bisschen auch das Vorbild der Familie Hardy, das mich inspiriert hat. Seit Jahren unterstützt ihr eure erweiterte Familie in unkomplizierter Weise. Das schafft Vertrauen. Ich arbeite als Lehrerin an einer Hauptschule und habe dort mit vielen wunderbaren jungen Menschen aus den verschiedensten Ländern Europas und der Welt zu tun und ich sehe, dass die Unterstützung, die Professionelle im Rahmen ihrer beruflichen Möglichkeiten geben können, längst nicht ausreicht. Als im Februar nun der Aufruf kam, dass ein Hilfstransport nach Bihać organisiert werden sollte und Leute zum Packen gesucht wurden, motivierte mich meine Tochter Franka, mitzumachen. Sie sagte ohne zu zögern zu und ich klinkte mich ein. Die Aktion hat mir viel Freude bereitet. Alles war super vororganisiert und auf unerklärliche Weise unkompliziert. Vielleicht lag es auch hier wieder an den Menschen, die sich für die Aktion zusammen­taten. Wir kannten einander nicht und doch lief alles wie geschmiert. Als die vielen Kartons tatsächlich in Bosnien eintrafen, wäre ich am liebsten hingefahren und hätte gerne mit ausgeladen. Es sind Erlebnisse wie diese, die mich berühren. Ich habe 2018 in Namibia in einer Suppenküche gemeinsam mit meiner namibischen Freundin Erica und anderen Helfer*innen Essen an bedürftige Kinder in Katutura, einem Township in Windhoek, verteilt. Damals fühlte ich mich ähnlich. Erica zögert nicht, sie handelt. Ich mag die Verbindung zu Menschen, die sich tatkräftig für Zivil­gesell­schaft engagieren.

HH: Da rechnen wir uns zweifellos dazu. Gab es noch weitere Gründe?

AL: Ja, es gibt noch einen weiteren Punkt, der meine Überlegung dem Verein beizutreten etwas diffus beflügelte. Es ist das Thema Europa. Ich habe die kriegerischen Bilder von der Serie der Kriege auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien noch erschreckend gut im Kopf. Den Verein „Aachener Netzwerk“ habe ich immer in Zusammenhang mit einem friedlichen, vereinigten Europa gesehen. Die Projekte „Flame for Peace“ und „Bina Mira“ setzen seit Jahren ein Zeichen für Verbundenheit in Europa. Es ist die Idee der Vernetzung, die mich motiviert. Mit dem Namen „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit“ kann ich mich 100 %ig identifizieren. Ich fühle mich als Aachenerin, bin weltweit durch Freunde und Familie vernetzt und verbunden und entsprechend an globalem, interkulturellem Austausch interessiert. Ich wünsche mir eine humane und friedliche Welt, denn Gewalt und Krieg sind in meinem inneren Programm nicht angelegt. Mir ist es unbegreiflich, dass Menschen sich bewusst Gewalt antun, denn meine Erfahrungen sind durch mein friedvolles Aufwachsen in einem Teil Europas, in dem seit 70 Jahren Frieden herrscht, positiv geprägt. Wenn die Ursachen in den Vorprägungen der Menschen liegen, muss man hier ansetzen und das bedeutet, sich zu verbinden und humanitäre Hilfe zu leisten. Das möchte ich unterstützen!

HH: Nun ist es ja oft nicht leicht, sich in einen gewachsenen Verein einzufinden. Wie empfindest du es?

AL: Gut, dass du das ansprichst. Ich habe mich tatsächlich schwer getan. Corona und die damit verbundenen Einschränkungen haben die Situation nicht gerade erleichtert. Mir fehlte die Motivation für die Online-Treffen. Ich blockierte tagsüber mit meiner beruflichen Arbeit den Wohnzimmertisch, mein Englischkurs, meine Systemische Weiterbildung, alles lief über Zoom oder Skype und irgendwann wollte ich Ruhe in meinem Haus haben, mit der Familie zusammen kochen, spielen und einfach mal Freude haben. Ich las die Protokolle und mir fehlte der Punkt an dem ich andocken konnte. Alle wirkten kompetent, wissend, schon lange miteinander verwoben. Ich fühlte mich irgend­wie außen vor und hatte zunächst keine Idee, wo ich etwas tun konnte. Dann entstand die Facebook-Seite und ich beobachtete, was sich hier bewegte. Ich weiß, dass man selbst etwas tun muss, um aus Situationen, in denen man festhängt, herauszukommen. Ich überlegte mir, dass zur Vollständigkeit auch Instagram als soziales Medium eine Möglichkeit sein könnte, um auf die Vereinsarbeit und die Menschen auf der Flucht in den Wäldern Bosniens aufmerk­sam zu machen. Mit eher mäßigen Instagram-Kenntnissen wagte ich es, meine Unterstützung anzubieten und die Seite anzulegen und zu bespielen. Seither hat sich meine Blockade gelöst und die Ferien sowie die wieder­erworbenen Möglichkeiten sich auch live zu begegnen haben mich nun noch näher an die Arbeit im Verein herangeführt.

HH: Was findest du an der aktuellen Arbeit … spannend? wichtig?

AL: Ehrlich gesagt freue ich mich über und auf die Begegnungen mit euch Aktiven und auf die Aktionen, bei denen ich meine Hände nutzen kann. Die zwei Treffen, denen ich bisher beigewohnt habe, waren spannend, aber auch erstmal hilfreich, um mir ein Bild zu machen. Dirk Planert berichtete sehr bewegend von seinen einstigen Erlebnissen in Bosnien und über die aktuelle Arbeit von Zlatan und SOS-Bihać vor Ort. Der Nachmittag war aufwühlend, zugleich aber auch motivierend für die kommenden konkreten Hilfsaktionen. Unser letztes Treffen war für mich wirklich besonders, denn hier zeigte sich die Arbeit des Netzwerkes eindrucksvoll. Erstmalig registrierte ich, wie viele Verbindungen der Hilfe sich bereits ergeben haben. Heinz Jussen brachte anlässlich des Gedächtnisses an das Massaker vor 25 Jahren in Srebrenica Zeitungsberichte von seinem damaligen Hilfsgütertransport nach Bosnien, zur eingekesselten bosnischen Stadt Tuzla, mit. Heinz ist Gründungsmitglied des Vereins. Er berichtete an diesem Abend in aller Ruhe und Stille von seinen Erlebnissen.
Verbunden mit den eindrucksvollen Erzäh­lungen von Dirk einige Tage zuvor wurde mir mit aller Deutlichkeit bewusst, dass ein Krieg auf europäischem Boden niemals wieder geschehen darf! Der Verein verdient den Namen wegen seiner Wurzeln in der so wichtigen Friedensarbeit und humanitären Hilfe auf allen Ebenen! Bisher passiert ganz viel in meinem Kopf. Ich hoffe, dass ich bald mit meinen Händen helfen und handeln kann.

HH: Der Verein hat eine lange Historie, er ist mehr als ein Vierteljahrhundert alt. Sind die Themen nicht schon lange überholt?

AL: Die Themen werden niemals überholt sein. Ich glaube, wenn wir nicht endlich anfangen zusammenzuhalten und gemeinsam für Europa und für den Frieden auf der Welt einstehen, uns verbunden fühlen und für jeden, der humanitäre Hilfe braucht, etwas tun, dann zerfällt die europäische Idee in viele kleine starre Miniaturen. Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und nicht mehr auf das große Ganze schaut, dann hilft das auch denjenigen nicht, die sich kleinbürgerlich abgrenzen. Ich denke, die Arbeit ist gerade im Moment, wo Menschen in absurder Weise bedroht werden, ganz besonders wichtig.

HH: Und dann noch die übliche Frage aus dem Bewerbungsgespräch: Wo siehst du den Verein in 5 Jahren?

AL: Hm. Das beantworte ich in einem Jahr, wenn hoffentlich Corona unser Leben weniger bestimmt als zur Zeit. Heute kann ich nur sagen, was ich mir wünsche. Ich wünsche mir eine friedliche und kontroverse Auseinander­setzung, ich wünsche mir Verbundenheit mit noch viel mehr anderen Projekten und Vereinen und ich wünsche mir, dass wir Oldies viele junge Menschen für unsere Arbeit gewinnen werden. Vielleicht kann ich helfen, Ideen gerade dafür zu schmieden, denn als Lehrerin kenne ich die Bedürfnisse der Jugend. Aktuell freue ich mich auf die Vorbereitung des nächsten Hilfstransports nach Bihać und auf die Treffen mit euch nach den Ferien.

HH: Was möchtest du mit dem Verein erreichen?

AL: Da gibt es etwas, was im Moment wenig erreichbar zu sein scheint, denn ich wünsche mir, dass Transporte nach Bihać oder sonst wohin irgendwann nicht mehr notwendig sein werden und die Europäische Gemeinschaft etwas für die vielen Geflüchteten in oder außerhalb der Grenzen Europas tut. Ich wünsche mir, dass im Mittelmeer kein Mensch mehr ertrinken muss und die Not und die Kriege auf der Welt ein Ende finden. Für unsere Arbeit als Verein wünsche ich mir, dass wir einen Beitrag für all das leisten können.

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