Die Spendenwebseite, auch Crowdfunding-Plattform genannt, Betterplace.org hat eine prima Idee: Wir sollen doch unser*e „Held*in des Jahres“ ehren. Das fällt uns schwer. Sind wir nicht alle Held*innen? Also nicht nur wir im Aachener Netzwerk, sondern wir alle, die wir uns bemühen, die Welt zu verbessern? Jede*r nach seinen bzw. ihren Möglichkeiten? Und da sollen wir eine oder einen hervorheben? Wir wollen den Versuch wagen:
Peter Bartel war Ultra-Marathon-Läufer. Läufer*in sind sehr viele. Marathon-Läufer sind viele. Ultra-Marathon-Läufer sind die, die mehr als nur die Marathondistanz laufen. Und auch davon gibt es noch einige. Aber Peter ging da noch drüber hinaus. Gesehen hat ihn unser jetziger Vorsitzender 2005 in Erkrath auf einer 400m-Bahn, wo er 6 Tage seine Kreise gezogen hat. Naja, es waren Ovale, und davon ziemlich viele: 1.511!
Nun ja, Peter ist Jahrgang 1942. Mittlerweile 80 Jahre alt und noch ziemlich gut drauf. Aber schon seit einigen Jahren läuft er keine weiten Strecken mehr. Die machte er jetzt mit seinem Kickbike. 2014 war er bei unserem Friedenslauf „Flame for Peace“ dabei, wo er als einziger die komplette Strecke von Sarajevo nach Aachen unmotorisiert zurücklegte – auf seinem Roller.
Okay, aber das war 2014, nicht 2022.
Dieses Jahr kamen wir auf die Idee, Laufschuhe zu sammeln, um sie an Flüchtende an den Außengrenzen der EU weiter zu geben. Wir wollten Veranstalter von großen Läufen ansprechen, damit sie ihre Läufer*innen bitten, beim Lauf einen Container mit alten (aber nicht ganz so alten) Schuhen zu füllen. Da Peter in Berlin wohnt und viele Kontakte hat, sprachen wir ihn auch an. Die Vorstellung, beim Berlin-Marathon mehrere Tausend Schuhpaare zu sammeln, klingt faszinierend.
Die Idee ist auch noch da – wir arbeiten daran.
Doch Peter nahm die Idee persönlich: Er sprach Freund*innen und Bekannte an, und so kamen die ersten Paare zusammen. Er sammelte Mirabellen, 161 kg, und „tauschte“ sie gegen 106 Paar Schuhe – eine tolle Aktion!
Nachdem Ende Oktober die Reinickendorfer Allgemeine Zeitung, kurz RAZ, über seine Aktion berichtete, klingelte es immer öfter an seiner Haustüre. So kam einmal ein Mann mit einem kleinen Jungen und übergab eine Tüte mit Laufschuhen. Er sagte, er wäre sportlicher Berater in einem Berliner Sportladen und werde noch weitere Schuhe zur Verfügung stellen. Erst in den nächsten Tagen stellte sich heraus, dass es sich um den Sprinter und Atlanta-Olympioniken Holger Blume handelte.
Mittlerweile hat Peter über 300 Paare Schuhe gesammelt – wenn das nicht heldenhaft ist, was dann?