Zurück zu den Wurzeln – ein Herzensprojekt

Mujo Koluh ist der Projektleiter unseres HEJ-Projekts. Ehrenamtlich. Wie bekam er die Idee zu diesem Projekt? Was verbindet ihn mit dem Aachener Netzwerk?

Mujo Koluh ist hauptamtlich Sportlehrer an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn. Außerdem arbeitet er noch bei den GFO Kliniken Rhein-Berg in der Reha Marienberg.
Seine Kollegin Larissa Wenniges schrieb einen Artikel, der im Bergischen Handelblatt veröffentlicht wurde:

1993, in Bosnien wütet der jugoslawische Bürgerkrieg. Mujo Koluh, der in Busovaca geboren und aufgewachsen ist, muss sein Sportstudium in Sarajevo abbrechen und mit vielen anderen jungen Männern für sein Land an die Front. Es folgt eine schwere Zeit, voller Ungewissheit und Angst. Und dann passierte etwas, dass sein Leben für immer verändern wird. Durch einen Zufall trifft Koluh mitten im Krieg auf Heinz Jussen. Die beiden Männer versuchen miteinander zu kommunizieren, was schwierig war – und dennoch, sie spüren eine Verbindung zueinander. Es stellt sich heraus, dass Jussen ins Kriegsgebiet gereist war, um Angehörige von geflüchteten Kindern zu suchen, die er in Aachen in seiner Schule kennengelernt hatte.
Jussen fasst einen Entschluss, er will Koluh helfen. Er gibt ihm, in seiner scheinbar aussichtslosen Lage, ein Versprechen: sollte Koluh den Krieg überleben, wird er ihn unterstützen einen Studienplatz an der deutschen Sporthochschule in Köln zu bekommen, damit Koluh sein Studium dort fortsetzen kann. In Koluh keimte ein Funken Hoffnung. Und tatsächlich, das kaum Vorstellbare wurde wahr – Koluh hatte den Krieg überlebt und die beiden Männer trafen sich in Deutschland wieder. Jussen hielt sein Versprechen. „Das werde ich Heinz niemals vergessen“, sagt Koluh heute. Er konnte durch seine Hilfe sein Studium fortführen.
Koluh lernte Deutsch und fasste über die Jahre Fuß in einem für ihn noch fremden Land. Er gründete eine Familie und wird 2003 Lehrer für Sport an der Bertholt-Brecht Gesamtschule in Bonn. Über einen Freund kommt er schließlich zur GFO. Durch das „wunderbare Team der Reha Marienberg“ ist er heute, 11 Jahre nach seiner Einstellung und auch trotz eines mittlerweile unbefristeten Lehrervertrages immer noch mit vollem Herzblut Teil der Reha, erzählte er stolz.

Die Wurzeln in Bosnien hat Koluh nie vergessen
Seit mittlerweile 30 Jahren hält er den Kontakt und besucht regelmäßig Verwandte und Freunde, sowie Orte, die er aus seiner Kindheit kennt. Er spürt noch immer eine tiefe Verbundenheit zu seiner Heimat, auch wenn die „Zustände in Bosnien nach wie vor schwierig sind“ erzählt Koluh betroffen. Während einem seiner Besuche sprach ihn in der Schule ein kleines Mädchen an: „Ich träume davon auszuwandern, so wie Sie“.
Diese Gedanken eines 10-jährigen Kindes, getrieben von Armut und Perspektivlosigkeit im eigenen Land „brachen mir das Herz“ erinnert sich Koluh erschüttert „ich musste etwas unternehmen“. So kam es zu seiner Idee einen besonderen Ort zu erschaffen: Kinder sollten sich sportlich, musikalisch und kreativ ausprobieren können. Das soziale Miteinander stärken, das Fördern von Talenten und die Chance auf eine Perspektive sind Koluhs Absichten und das, wofür er brennt. Er will mit seiner Geschichte auch andere inspirieren.
Begonnen im Februar diesen Jahres bei minus 18 Grad, mit engagierten Menschen vor Ort, dem Aachener Netzwerk sowie Koluh selbst, ist der Bau nun weitestgehend abgeschlossen und die HEJ Sport- und Kreativwerkstatt in Busovaca ist eröffnet. Der Name HEJ zu Ehren des Mannes, der mit seinem Verein, dem Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit, den Bau unterstützte, Heinz Emil Jussen. 1999 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Einen offenen Blick zu haben für die große Not der Menschen, das Einstehen für Andere durch konsequentes Handeln und Helfen und eine intensive Auseinandersetzung mit der oft nicht einfachen weltlichen Realität sind auch Lebenswerte der Franziska­nerinnen zu Olpe, Träger der Reha Marienberg.
Auch Sie können Kohlus Herzensprojekt unterstützen, denn das Team vor Ort ist auf Spenden angewiesen. Sie können spenden für die Anschaffung weiterer Materia­lien und den Ausbau der Werkstatt oder sie übernehmen die Patenschaft eines der Kinder und finanzieren mit 5 Euro pro Monat die Betreuung und damit die Chance auf eine bessere Zukunft. Und hier können Sie spenden.

Larissa Wenniges, Trainee BBDK
GFO Kliniken Rhein-Berg