Eckhard Debour ist schon ein Dutzend Jahre im Aachener Netzwerk aktiv. Mal sehen, wie ein „alter Hase“ das Aachener Netzwerk sieht.
Helmut Hardy (HH): Eckhard, du bist schon ewig Mitglied im „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit e.V.“. Wie bist du dazu gekommen?
Eckhard Debour (ED): Ich bin 2008 zum Aachener Netzwerk gekommen, weil Heinz Jussen für einen Besuch in Tuzla eine Schultheatergruppe suchte für eine Begegnung, da er da die Bühne „Bina Mira“ auf einem Schulhof bauen lassen wollte.
HH: Seitdem hast du im Verein sicher schon einige Phasen erlebt? Welche? Kannst du sie beschreiben? Siehst du eine Entwicklung?
ED: Das war schon die zweite Phase des Aachener Netzwerks, bei der nicht mehr die unmittelbare humanitäre Hilfe – wie zu Zeiten des Kriegs in Bosnien-Herzegowina – im Vordergrund stand, sondern Heinz versuchte, der weiterhin bestehenden ethnisch verursachten Gewalt vor allem unter Jugendlichen, eine neue friedfertige Perspektive im Theaterspiel entgegen zu stellen. Ich fuhr dann mit meinen Schüler*innen und Heinz und unserer damaligen Theaterproduktion vom rohestheater „Wartet auf Godot!“ (frei nach Beckett) nach Tuzla, wo wir unsere Sicht auf die religionsproblematischen Auseinandersetzungen der drei monotheistischen Weltreligionen zur Aufführung brachten. Dort lernten wir auch erstmals das Jugendtheaterzentrum „Mladi Tuzle“ kennen. Auf meine Initiative hin wurde die Idee eines Bühnenbaus verworfen und stattdessen ein internationales Friedenstheaterfest unter dem Titel „Bina Mira“ begründet, das es mittlerweile seit 12 Jahren gibt, was ich mir damals nicht hatte vorstellen können.
Als dann das dritte Standbein „Flame vor Peace“ hinzu kam, wir hatten damals das themengleiche Stück „1914 – 2014 hurra!“ entwickelt, nahm ich auch mit meinen Schüler*innen eine Woche lang beim Flame vor Peace Lauf von Sarajevo nach Aachen bei mehreren Etappen teil.
HH: Die Zusammenarbeit zwischen älteren und jüngeren Mitgliedern, sowohl im Lebensalter wie im Vereinsalter, ist ja nicht immer einfach. Wie siehst du das?
ED: Die Zusammenarbeit zwischen „Alt und Jung“ im Verein sehe ich als überwiegend unproblematisch an und sie wurde bei diversen Veranstaltung, nicht zuletzt beim letzten Bina Mira Treffen in Aachen durch die jungen Organisatoren nachdrücklich unter Beweis gestellt.
HH: Was findest du an der aktuellen Arbeit … spannend? wichtig?
ED: In den letzten Monaten ist die humanitäre Hilfe vor Ort wieder verstärkt aufgrund der katastrophalen Verhältnissen in den Flüchtlingslagern in den Fokus gerückt, was ich sehr begrüße!
HH: Wohin soll sich der Verein entwickeln, deiner Meinung nach?
ED: Das Aachener Netzwerk sollte sich hin zu einer vielseitigen, oder doch mehrförmigen Plattform entwickeln, dass den Zielen der humanitären und sozio-kulturell-politischen Hilfe in Menschenrechtsfragen vor dem Hintergrund seiner bisherigen Geschichte verpflichtet ist. Dabei muss es nicht immer Bosnien-Herzegowina sein, der Balkan ist aber mit guten Gründen doch der geographische Schwerpunkt.