Unter der Überschrift „Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung sind einfach toll“ wurde Helga Lenz für den 22. Rundbrief interviewt.
Helga Lenz ist Mitglied der Humanistischen Union, Ortsverband Lübeck. Bundesweit hat jeder OV einen eigenen Schwerpunkt. In Lübeck wurde in den 70er Jahren die Beratungsstelle für Frauen, Familien und Jugendliche gegründet, um Frauen eine unabhängige Schwangerschaftskonfliktberatung zu ermöglichen – dort ist Helga Lenz hauptamtlich tätig.
Im Telefoninterview mit Andreas Kossmann beantwortete sie den Freundinnen und Freunden des Aachener Netzwerks einige Fragen:
AK: Was sind die Ursprünge eurer Hilfe in der Flüchtlingsarbeit?
HL: Seit 2005 engagiert sich die Lübecker Humanistische Union besonders für den Schutz von Geflüchteten. Auslöser dafür war die Prozess gegen den Lübecker Kapitän der Kap Anamur der Bootsflüchtlinge rettete und dafür in Sizilien angeklagt wurde.
2015 kamen auf dem Weg nach Skandinavien auch viele Flüchtlinge nach Lübeck. Es bildete sich schnell ein großes Unterstützernetzwerk, das für Übernachtung, Verpflegung und Transfer zu den Fähren nach Skandinavien sorgte. Als die Grenzen geschlossen wurden, organisierte die HU mit Hilfe der Lübecker Flüchtlingshelfer einen Sprinter mit Hilfsgütern, sammelte Geld und fuhr mehrmals nach Idomeni in Griechenland.
AK: Wie sieht die Arbeit konkret aus?
HL: Heute suchen wir Vormünder für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Wir qualifizieren diese und unterstützen sie in der täglichen Arbeit. Daneben bieten wir Beratung und öffentliche Veranstaltungen zu Asylfragen an und unterstützen Menschen mit Fluchthintergrund praktisch.
Was verbindet die Humanistische Union Lübeck denn eigentlich mit dem Aachener Netzwerk?
Einerseits lasen wir Berichte des Journalisten Dirk Planert, der die menschenunwürdigen Verhältnisse an der Bosnisch-Kroatischen Grenze schilderte und zur Unterstützung aufrief. Anderseits gab es über einen Freund persönliche Kontakt zu Helmut Hardy vom Aachener Netzwerk, die auch Geflüchtete in Bosnien unterstützen wollten.
AK: Wie ging es dann weiter?
HL: Zum ersten Transport des Aachener Netzwerks nach Bosnien haben wir Geldspenden gesammelt und beigetragen. Für den zweiten Transport haben wir Kleidung und weitere Geldspenden gesammelt. Die norwegische Ausrüsterfirma Bergans stellte zudem Jacken für Flüchtlinge zur Verfügung – die wir in Norderstedt abholen sollten. So brachten wir unser Material zuerst mit einem Auto von StattAuto Lübeck nach Norderstedt, von wo es dann zusammen mit den Jacken durch die Spedition „Post Nord“ nach Aachen gebracht wurde. Den Kontakt zu „Post Nord“ hatte ein Vormund aus dem Projekt für unbegleitete Minderjährige vermittelt.
Es sind Netzwerke und wahre Zufälle, die da zusammenkommen, und es klappt wirklich hervorragend, denn es sind alles engagierte Menschen, die im richtigen Moment da sind.
AK: Du warst aber auch selbst in Bihac vor Ort…
HL: Ja, ich wollte auch die „Perspektive“ von der anderen Seite kennenlernen. Eine Woche war ich mit Dirk, Zlatan und den anderen in Bihac unterwegs. Die Eindrücke waren nicht immer schön, aber bereichernd – ich werde sie nie vergessen.
Helmut Hardy ermunterte mich, ein Tagebuch zu schreiben, welches tagesaktuell online gestellt wurde und nach wie vor auf unserer Webseite nachgelesen werden kann.
AK: Ein Fazit?
HL: Die Zusammenarbeit mit dem Aachener Netzwerk ist einfach toll. Es ist ein gegenseitiger Austausch, der einfach fabelhaft ist. Eine Ergänzung, die mir persönlich Glück und Freude gibt. Es gibt so viele nette Engagierte.
Nähere Informationen zur Humanistischen Union Ortsverband Lübeck findet man unter www.humanistische-union-luebeck.de.