Rundbrief 26 – März 2021

Inhalt:

Vorwort

Der Rundbrief entsteht, wie immer, auf den letzten Drücker. Eigentlich sollte er schon im Februar fertig sein. Aber auf jeden Fall muss er vor der Mitgliederversammlung am Samstag „raus“, denn er enthält den Rechen­schafts­bericht des Vorstands für das Jahr 2020 (nein, ich werde jetzt nicht nochmals zurück blicken!).
„Dazwischen“ kamen ein paar Hilfstransporte, eine deutschlandweite Sammlung von Schuhen, 250 Spendenbescheinigungen und viele Tele­fonate. Aber nun ist es so weit.
Was ist am wichtigsten? Was gehört zusammen? Was kommt nach vorne, was nach hinten?
Am Ende steht Sandro, unser Praktikant, der uns ab nächste Woche für 4 Monate unter­stützen wird. Wir sind gespannt! Damit hätte man auch einsteigen können.
Dann geht es ganz viel um Bosnien, Bihać, Lipa, Hilfstransporte nach Griechenland und Frankreich. Spannende Berichte von Leuten, die vor Ort waren und aus ihrer jeweiligen Perspektive berichten. Auch das wäre ein guter Einstieg gewesen.
Aber wir fangen an mit dem Rechen­schafts­bericht – vielleicht wird er so häufiger gelesen. Vielleicht motiviert er, an unserer Mitglieder­versammlung am Samstag teilzunehmen? Das wäre gut, denn dort sollte es weniger um den Rückblick gehen, auch wenn er formal nötig ist, sondern um den Blick nach vorne:
Was nehmen wir uns für das nächste Jahr vor?
Was können wir leisten? (Und was nicht)
Welche Strukturen sind für uns die richtigen?
Was läuft gut, was müssen wir verbessern?

Helmut

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Die beiden größten Spenden in den letzten 12 Monaten kamen von der Stern-Stiftung (50.000 €) und von Bellevue di Monaco.


Rechenschaftsbericht des Vorstands

zur Mitgliederversammlung am 13.3.2021
1. Vorbemerkung
Seit der letzten Mitgliederversammlung fanden alle Versammlungen per Skype/Zoom oder hybrid (teils anwesend, teils online) statt. Größere Veranstaltungen wie Bina Mira oder Flame for Peace konnten Pandemie-bedingt nicht stattfinden.

2. Allgemeines
2.1. Mitgliederentwicklung
Zum 13.3.2021 hatte der Verein 76 Mitglieder, 39 mehr als bei der letzten Mitglieder­versammlung am 07.03.2020 (37).
2.2. Homepage und Social Media
Die Webseite www.Aachener-Netzwerk.de wurde kontinuierlich gepflegt, auf Bina Mira und Flame for Peace tat sich wenig.
https://www.facebook.com/Aachener.Netzwerk/ 1090 Abonnenten (neu)
https://www.instagram.com/aachenernetzwerk/ 257 Abonnenten (neu)
https://twitter.com/aachenerN 72 Follower (Vorjahr 21)
https://www.youtube.com/channel/UCTgNeSlL3J_T6eCq13jfylw
2.3. Rundbriefe
Der Rundbrief hat derzeit 261 AbonnentInnen (inklusive Mitglieder, Vorjahr 113).

3. Finanzen
Die Finanzen wurden geprägt durch zahlreiche Spenden nach dem ARTE-Film über Zlatan und dem Brand im Lager Lipa. Detaillierter Bericht separat.

4. Projektgruppen
Unsere Arbeit wurde in den Rundbriefen und auf der Webseite ausführlich dokumentiert.
4.1. Bina Mira
Der geplante Bina Mira-Termin 20.-25.9.2020 in Portorož/Slowenien musste leider ver­scho­ben werden. Der Antrag bei Erasmus+ wurde genehmigt und gilt auch für 2021. Antragsteller ist das dortige Teater Harlekin gemeinsam mit dem DIS Teatar Banja Luka (BiH).
Am 2. September 2020 erhielt Bina Mira den Aachener Integrationspreis!
4.2. Flame for Peace
Flame for Peace 2020 musste ausfallen, genau wie Bike for Peace 2020.
4.3. Humanitäre Hilfe/Flüchtlingsarbeit
Januar: Kauf eines Lada Niva für SOS Bihać
Februar: Hilfstransport Aachen – Bihać mit Detlef Monjean
Mai: Kauf eines VW Transporters
Juni: Smartphone-Sammlung
Juli: Kauf einer Video-Kamera für SOS Bihać
September: Hilfstransport Aachen – Bihać
November: Hilfstransport Aachen – Bihać
Dezember: Hilfstransport Wien – Bihać
Dezember: Hilfstransport Köln – Bihać
(zusammen mit Kölner Spendenkonvoi)
Dezember: Kauf SOS-Haus (20.000 € von 100.000 €)
Januar: Hilfstransport Saarbrücken – Bihać
Januar: Hilfstransport Dresden – Bamberg – SOS Bihać u.a.
Februar: Hilfstransport Cronenberg – Bihać
Februar: Hilfstransport Cronenberg – Calais
sowie Unterstützung von Transporten anderer Organisationen und Personen.
4.4. Ausstellung
Am 1. November hatte unsere Ausstellung „Menschenrechte an den Außengrenzen der Europäischen Union“ in der Aachener Citykirche Premiere.
Danach wurde sie für zwei Wochen in der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn gezeigt. Als Rahmenprogramm hatten die Schüler*innen Gespräche mit MdEP Dr. Dietmar Köster und Patrick Münz, der auf Lesbos tätig ist.

5. Weitere Aktivitäten
5.1. Die Tradition des winterlichen Feuer­zangen­bowlen-Plenums musste leider aus­fallen.
5.2. Wir hatten 16 Plenums-Termine mit z.T. mehr als 20 Teilnehmenden.
5.3. Ganz neu haben wir 10 Arbeitsgruppen zu den Themen Ausstellung, Bina Mira, Flame for Peace, Kinderheim, Kooperationspartner, Öffentlichkeitsarbeit, Politik, (Anti-)Rassismus, Sachspenden und SOS Bihać gebildet.

Aachen, den 13. März 2021

Helmut Hardy, 1. Vorsitzender
Giana Haass, 2. Vorsitzende
Björn Niehenke, Kassenführer

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SOS Bihać-Projektbericht

Nach der Camp-Räumung und dem Brand im bosnischen Flüchtlingscamp Lipa im Dezember 2020 waren die Zustände in Januar 2021 mehr als schlecht.
IOM und DRC hatten das Camp aufgegeben, wegen schlechten Bedingungen, wie es hieß.
Dabei war es die Internationale Organisation für Migration, also IOM, die im Sommer 2020 den Aufbau von Camp Lipa initiiert hat. Im Nachhinein erscheint es so, als ob Camp Lipa nicht ein langfristiges IOM-Ziel für Unter­bringung der Flüchtlinge war, denn im Winter wunderte man sich plötzlich, dass das Camp Lipa nicht „winterfest“ ist.
So kam es, dass Camp Lipa im Winter 2020 plötzlich ohne Campbetreiber dastand, wofür bis dahin IOM, DRC (Danish Refugee Council) und das örtliche Rote Kreuz zuständig waren.

Migranten harrten im kalten Winterwetter auf dem Campgelände aus, ohne Zelte, ohne medizinische Versorgung, mit wenig Essen und ohne richtige Winterkleidung.
Die bosnische Armee bekam Anfang Januar kurzfristig den Auftrag vom bosnischen Sicherheitsministerium, 50 Armee-Winterzelte in Lipa für Geflüchtete und Migranten aufzubauen.
In diesem Zusammenhang wurde SOS Bihać seitens der bosnischen Armee um Unter­stützung und Zusammenarbeit im Camp Lipa gebeten. Zlatan und sein Team kümmerten sich zuerst um die Verteilung von SOS Bihać-Sachspenden in Form von kleinen Zelten, Schlafsäcken und Winterkleidung auf dem Lipa-Gelände, während das Rote Kreuz Bihać die Essensverteilung, die ausschließlich durch Spenden verschiedener Nichtregierungs­orga­ni­sationen finanziert wurde, im Camp über­nahm.
Ende Januar 2021 war es immer noch nicht klar, welche internationale Organisation dieses Camp weiter betreiben soll. Es bestanden und bestehen weiterhin große Unstimmigkeiten zwischen IOM, DRC, Stadtverwaltung von Bihać wie auch bosnischen staatlichen und kantonalen Ministerien über Zuständigkeiten, Verpflichtungen und zu erbringende Dienst­leistungen. Diese sind bis heute nicht geklärt worden.
Im Camp Lipa herrschte zu dieser Zeit Krätze-Epidemie. Fast 60% der „Schützlinge“ waren betroffen. Und im Camp gab es keine Dusch­möglichkeiten, keine medizinische Versorgung und somit auch keine Medikation für die Betroffenen.

Und so kam es zu einer Kooperation zwischen SOS Bihać, dem örtlichen Notdienst und dem Sicherheitsministerium, die vertraglich geregelt wurde und SOS Bihać alleinige Verantwortung für die medizinische Versorgung übertrug.
In kürzester Zeit konnte Zlatan mit seinem Team drei medizinische Container und drei Duschcontainer auf dem Gelände aufstellen. Diese Container waren von zwei verschiedenen europäischen Organisationen an SOS Bihać gespendet worden.
Die Bekämpfung der Krätze-Epidemie konnte somit gestartet werden.
Als erstes wurden alle Zelte seitens SOS-Bihać-Teams desinfiziert.
SOS Bihać kaufte mit Spendengeldern des Aachener Netzwerkes die notwendigen Medikamente zur Behandlung von Krätze. Alle Campbewohner mit Krätze-Diagnose wurden mehrere Tage lang behandelt. Durch Schaffung der Möglichkeiten für tägliches Duschen, An­wendung von Cremes und Tinkturen wie auch Verteilung von sauberer Kleidung konnte die Krätze-Infektion in sehr kurzer Zeit von 60 % auf 10 % von der Krankheit betroffenen Bewohner reduziert werden. Diese Aktion wurde am 15.02. gestartet und konnte am 23. Februar erfolgreich beendet werden.
Dies war die erste große Aufgabe von SOS Bihać im Camp Lipa, die sehr erfolgreich umgesetzt wurde.
Der Einsatz von SOS Bihać im Camp Lipa wie auch im weiten Umland und in den Wäldern, die an der Flüchtlingsroute liegen, geht weiter.
Neben unseren humanitären Hilfslieferungen der Sachspenden nach Bihać hat das Aachener Netzwerk die finanzielle Unter­stüt­zung des Teams von SOS Bihać übernommen.
Mit unseren zahlreichen Spenden finanzieren wir seit Januar 2021 folgende laufenden Ausgaben von SOS Bihać:

  • Medikamente für die Notfallambulanz in Camp Lipa
  • Lohnkosten für das SOS-Team, welches aus folgenden Personen besteht:
    Medizinisches Team Lipa, bestehend aus einer Ärztin und 5 KrankenpflegerInnen, die für eine medizinische 24-Stunden-Versorgung zuständig sind;
    2 Lageristinnen im Warenlager;
    4 RettungssanitäterInnen und Fahrer für Einsätze, die außerhalb des Campes Lipa liegen bzw. Einsätze auf der Game-Route;
    1 stellvertretender Teamleader (Teil­über­nahme der Lohnkosten);
    1 stellvertretender Teamleader (Teil­über­nahme der Lohnkosten)
  • Anmietung der Lagerräume
  • Spritkosten
  • Lebensmittel für Lunchpakete (für Migranten und Flüchtlinge, die sich außerhalb von Camp Lipa befinden)
  • sonstiger Bedarf von SOS Bihać für Flüchtlinge
  • Gesamtbetrag beläuft sich zurzeit auf ca. 10.000 € im Monat, davon sind ca. 7.000 € Lohnkosten

Die Übernahme der Lohnkosten ist für uns sehr wichtig, denn nur mit einem motivierten und einsatzfähigen Team kann die anspruchsvolle Arbeit, die bisher ausschließlich von ehren­amtlichen Helfern erledigt wurde, erfolgreich umgesetzt werden.
Der Rest des Geldes wird für Medikamente, Lagermiete und sonstigen Bedarf ausgegeben.
Im Februar 2021 haben wir uns für den Kauf eines neuen Fahrzeugs eingesetzt:
Der Lada Niva wurde gegen einen Nissan-Geländewagen eingetauscht – den Preisunterschied haben wir finanziert.

Im März unterstützen wir neben den o.a. laufenden Kosten SOS Bihać beim Kauf von drei Containern, welche als Covid-Station, Krankenzimmer und als Warenlager in Lipa notwendig sind.
Kostenfaktor 4000 € pro Container, plus Transportkosten, also 12.000 €, plus Transport.
Von Tag zu Tag ergeben sich in Bihać immer wieder neue und unvorhergesehen Bedarfe, die finanziert werden müssen.
So bekamen wir in Februar eine Anfrage aus dem städtischen Krankenhaus von Bihać, ob das Aachener Netzwerk die Anschaffung dringend benötigter medizinischer Geräte unterstützen kann.
Da unsere Spenden meistens zweckgebunden sind, ist es für uns nicht immer einfach zu entscheiden, ob wir solche Anfragen auch positiv beantworten können.
Ein kleiner Teil der Spenden ist nicht zweckgebunden. Diese könnten zum Beispiel für solche Anfragen verwendet werden.
Neuester Bedarf wären neben den notwendigen Containern auch industrielle Waschmaschinen, die für die Versorgung der Flüchtlinge in Lipa angeschafft werden sollen.
Gerade halten wir Ausschau nach geeigneten Spendern für diese Waschmaschinen.
Unser langfristiges Ziel ist es, gemeinsam mit SOS Bihać ein SOS-House in Bihać zu gründen und zu betreiben.
Bis es soweit ist, bleibt unser Fokus auf das Camp Lipa und die Hilfe für die Flüchtlinge außerhalb des Campes gerichtet.
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass SOS Bihać zurzeit die einzige Organisation im Kanton Una-Sana ist, der es offiziell erlaubt ist, im Einsatz für Flüchtlinge und Migranten auch außerhalb des Camps Lipa tätig zu sein.

Projektleiterin SOS Bihać Giana Haass

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Die Bertolt-Brecht-Gesamtschule „im“ Europaparlament


Unsere erfolgreiche Ausstellung über die „Menschenrechte an den Außengrenzen der EU“ an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule (BBG) in Bonn Anfang Dezember und die überwältigende Reaktionen der Schülerschaft auf die erschütternden Bilder und Berichte haben uns dazu bewegt zu überlegen, wodurch man den Schüler*innen noch tiefere und differenziertere Einblicke in die Thematik Migration, Flucht und Menschenrechte bieten könnte. Logischerweise richteten sich die Gedanken sofort in Richtung der Politik! Die „erste Wahl“ fiel auf den uns schon bekannten Europaparlamentarier Prof. Dr. Dietmar Köster, dessen Arbeitsschwerpunkt unter anderen auch die oben angesprochenen Themen sind. Zudem war ihm die Arbeit des Aachener Netzwerks und seiner Partner zum Thema der Menschenrechte an den Außen­grenzen der EU gut bekannt. Letztendlich hat er auch unsere Ausstellung tatkräftig unterstützt. Sehr schnell wurde „genetzwerkt“ und über Dr. Sonja Grabowski aus Wuppertal erneut der Kontakt mit Prof. Köster hergestellt. Am 22. Januar war es dann soweit. Die Oberstufen­schüler*innen der BBG bekamen die Gelegen­heit, wie der Vorsitzende des Aachener Netzwerks Helmut Hardy sagte, nach dem „Warum“ zu fragen. Uns allen war es klar, dass die Frage alles beinhaltet und für die meist pragmatisch denkenden Politiker nicht unbe­dingt die beliebteste ist. Dementsprechend waren sowohl die Schüler*innen als auch die anderen Gesprächsteilnehmer sehr positiv überrascht, als wir gemerkt haben, dass da zwar im virtuellen Raum, aber doch uns gegenüber, eine ungewöhnlich offene und ehrliche Persön­lichkeit sitzt, die keine politischen Floskeln von sich gibt, sondern eine klare Sprache spricht, die jeder auch versteht! Ich bin mir sicher, dass es für jeden Politikinteressierten auch eine Erfrischung gewesen wäre, solch eine Diskus­sion führen zu können. Zwei Schulstunden lang beantwortete Prof. Köster die verschiedensten Fragen der Schüler*innen, die selbst aus mehr als einem Dutzend verschiedener Länder stammen und die zum Teil selber im Familien- bzw. Freundeskreis mit Migrations- und Flüchtlingserlebnissen konfrontiert waren. Prof. Köster erklärte minuziös, welche Widerstände es in den politischen Kreisen sowohl der EU als auch auf der nationalen Ebene gibt und warum es so wichtig ist, öffentlich Flagge zu zeigen und Zeichen zu setzen. Dazu hat er sehr viele konkrete Beispiele genannt, was er und andere ähnlich denkende Politiker im Europaparlament gegen die Katastrophe an den Außengrenzen der EU unternehmen. Er machte auch nicht davor Halt, die nach seiner Überzeugung verantwortlichen hochposi­tio­nierten Politiker bzw. die Ämter der EU beim Namen zu nennen. Dadurch bekamen die Schüler*innen nicht nur die Antworten auf die von ihnen gestellten Fragen, sondern auch weitreichende Einblicke in die Abläufe, die den „Mechanismus EU“ bewegen! Nach der Beendigung des Gesprächs mit Herrn Köster wurde den Schüler*innen die Möglichkeit gegeben, sich nochmal untereinander auszu­tauschen und das Gespräch bzw. die Diskussion Revue passieren zu lassen. Ausnahmslos einig war man sich über die Tatsache, dass das Gespräch für alle viel gebracht hat. Die Schüler*innen konnten besondere Erkenntnisse in Bezug auf die Menschen­rechts-, Migrations- und Flüchtlings­politik der EU gewinnen. Dies hat ihr allgemeines politisches Verständnis bzw. ihren Horizont erweitert. Solche Erkenntnisse hätten sie, nach eigenen Angaben, im normalen Unterrichtsbetrieb nicht gewinnen können. Durch diese erneut positiven Reflexionen der Schüler*innen haben wir einen weiteren organisatorischen Schritt unternommen und auch ein zweites Gespräch veranstaltet. Dieses Mal waren die Helfer vor Ort, in den Flüchtlingslagern direkt, im Mittelpunkt. Unserer junger Kollege Patrick Münz, der seit vielen Monaten auf Lesbos tätig ist, stellte sich den Fragen der Schüler*innen. Darüber berichten wir aber ausführlicher im nächsten Rundbrief!

Mujo Koluh

Reaktionen der Schüler*innen

Die nächsten Stationen der Ausstellung:

Ganztagsgymnasium Johannes Rau
Siegesstraße 134, 42287 Wuppertal

Nelson-Mandela-Gesamtschule
Ahornweg 70, 51469 Bergisch Gladbach

Beethoven-Gymnasium
Adenauerallee 51 – 53, 53113 Bonn

Albert-Einstein-Gesamtschule
Brüderstr. 6 – 8, 42853 Remscheid

Die genauen Zeiten stehen noch nicht fest und hängen davon ab, wann die Schüler*innen wieder in der Schule sind.

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Ein Transport kommt selten allein…

… so schrieb ich im letzten Rundbrief. Und es ging weiter, Schlag auf Schlag.
15. Dezember 2020:
Wien – Bihać

Mitte Dezember ging via Mitglied Arye ein Transport von Hilfsgütern von Wien nach Bihać: Es war hauptsächlich Winterkleidung, die von der Gruppe Save-X-Human-Rights in Zusam­men­arbeit mit dem Verein WeHelp gesammelt wurden. Insgesamt 2,5 Tonnen bzw. 269 Kisten hatten wir in Wien zollfertig gemacht und samt Übernahme der Transportkosten an SOS Bihać versenden können.Aus Österreich nach Bihać sind zwei weitere Transporte gegangen, deren Logistik das Netzwerk via Arye unterstützen konnte. „Der Wandel“ eine politische Partei aus Österreich sammelte für Griechenland und Bosnien Hilfsgüter. Einer von insgesamt 4 LKW’s mit über 4 Tonnen an Winterkleidung, Schlaf­säcken, Rucksäcken ging an SOS Bihać. Winterkleidung, Schuhe und Decken sammelte ebenso die „Karawane der Menschlichkeit“ mit dem Verein „Together“ aus Kärnten.
Beide Transporte wurden via Arye in Wien zollfertig gemacht. Ersterer wurde gemeinsam in Wien abgefertigt und an SOS Bihać per Spedition versendet.

22. Dezember 2020:
Köln – Bihać

640 Paar Schuhe auf 5 Paletten gingen zusammen mit 9 Paletten Hilfsgütern des Kölner-Spendenkonvoi e.V. nach Bihać.

8. Januar 2021:
Saarbrücken – Bihać

Peter May und Christian Kammler haben ein verlängertes Wochenende zu einer Fahrt nach Bihać genutzt und fast 4 Tonnen Hilfsgüter hin gebracht.

13. Januar 2021:
Dresden – Ebern (bei Bamberg) – Bihać

Das Wetter machte es nicht einfacher, aber trotz Eis und Schnee kam unser Transport aus Dresden (Danke an Wolf Seiter und sein Team) mit Zuladung aus dem Weimarer Land (Danke an Hibe Y. Kamilarovska) und Ebern (Danke an Freddy Langstrumpf) mit Zuladung aus Würzburg (Danke an Hermine) in Bihać an und wurde sofort entladen.

11. Februar:
Wuppertal-Cronenberg – Bihać

1000 Schlafsäcke, 1000 Taschenlampen, 900 kg Müsliriegel, Isomatten, Jacken, Pullover, … haben wir verladen. Eis und Schnee machten nicht nur das Verladen schwierig, sondern sorgten auch für fünf Stunden Verspätung des LKWs. Wir mussten also lange warten, bis es dann wirklich los ging.
Die beiden bosnischen Fahrer, ein in Deutschland lebender Bosnier, Bart von Willkommen in Cronenberg, Ralf und Helmut vom Aachener Netzwerk schoben die Paletten durch den schneebedeckten Hof an die Straße und mit Hilfe unseres neuen Hochhubwagens auf den LKW. Dieser setzte kurz nach 17 Uhr seinen Blinker Richtung Autobahn. Zwei Tage später kam der LKW in Bihać an und wurde sofort entladen.

24. Februar:
Wuppertal-Cronenberg – Calais

Und wieder ist ein LKW voll – und das Lager noch lange nicht leer.
Decken, Schlafsäcke, Jacken und vieles mehr kamen am nächsten Tag in Calais an.
Dominik von Collective Aide schrieb: „Danke für die Lieferung, ist alles gut angekommen. Es war ein hektischer Tag, weil wir gleichzeitig noch auf Räumungen von Camps reagieren mussten.“

Unser Dank geht an ganz viele Vereine, die mit uns für diese Transporte sammeln:
Flüchtlingsinitiative Lohmar-Siegburg
Grenzenlose Wärme – Refugee Relief Work
Hamburger Hilfskonvoi
Henastoibande
Hermine
Humanistische Union Lübeck
Kipepeo Winterberg
Kölner-Spendenkonvoi
Hilfe für Bihać in Langerwehe
Kochkollektiv
Frachkollektiv (Schweiz)
Lohmar hilft
Menschen.Rechte Tübingen
Refy – REFugee supplY transport
Seebrücke Bonn
Seebrücke Duisburg
Seebrücke Münster
Seebrücke Wuppertal
Solingen hilft
Spendendepot Zürich
STELP
Willkommen in Cronenberg
Willkommen in Nippes
und die, die wir jetzt vergessen haben sowie zahllose Einzelpersonen in ganz Deutschland, die uns ebenso zahllose Pakete zugeschickt haben.
Weiter geht es mit #10000Schuhe und sehr vielen Paketen!
Es ist kalt – nicht nur in Deutschland. Aber auch.

Helmut

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#10000Schuhe

Worauf haben wir uns da eingelassen?
Es ist ein Armuts­zeugnis. Trotz Pro­testen, Aktions­tagen und vielseiti­gem politischen Druck sehen wir weiterhin dieselben Bilder:
Eingestürzte Zelte, überflutete Wege und Menschen, die täglich durch Schnee und Schlamm waten müssen. Die systematische Entwürdigung durch die EU-Politik führt unter anderem dazu, dass tausende Menschen in griechischen Lagern und an der bosnischen Grenze keine richtigen Schuhe haben. Bei aller notwendigen systemischen Kritik dürfen wir diese akuten Bedürfnisse flüchtender Menschen nicht ignorieren. Deswegen wollte #LeaveNoOneBehind 10.000 Schuhe sammeln, um den dringenden Bedarf nach festem Schuhwerk an den EU-Außengrenzen wenig­stens ansatzweise zu decken.
Anfang Februar fragte Patrick für #LeaveNoOneBehind (Insider wissen, dass er auch Mitglied im Aachener Netzwerk ist), was wir davon halten. Klar, da sind wir dabei! Und wer noch? Unsere Partner von der Humanis­tischen Union Lübeck, Willkommen in Nippes, dem Hamburger Hilfskonvoi, die Seebrücken Gronau, Münster und Wuppertal, STELP in Stuttgart und Hermine in Würzburg. Hinzu kamen noch der Bundesverband NeMO, Hanseatic Help, Human Aid Collective in Chemnitz und die Seebrücke Gronau.
Gesammelt werden sollten Kinderschuhe ab Gr. 20, Damenschuhe Gr. 36 – 41 und vor allen Dingen Herrenschuhe Gr. 39 – 43. Nehmen wir die Schuhe persönlich an? Na klar. Und per Post? Why not?
Es wurde nicht lang gefackelt und am 17. Februar ging es schon los: Webseite, Facebook, Instagram, Twitter. Es wurde geteilt und weitergeleitet, was das Zeug hält. Und schon bald kamen die ersten Pakete bei uns an. Aus ganz Deutschland. Warum sooo viele? Ganz einfach: von den fünf Organisationen, die als Postadressen fungierten, stand das Aachener Netzwerk ganz vorne.
Nach einer Woche mussten wir sowieso nach Cronenberg und nahmen den ersten Kombi voll mit.
Aber dann ging es erst richtig los. Bis zu 30 Pakete am Tag kamen per DHL, Hermes, DPD und UPS. Der DHL-Bote wusste schon genau, wann ich zuhause bin und wo die Pakete hin kommen.
Bis zum 3. März, wo die Aktion offiziell endete, waren es über 250 Pakete. Dazu kamen noch zig Papier- und Plastiktüten, die persönlich vorbei gebracht wurden.
Für den 3. März haben wir uns also einen Anhänger geliehen und die ganzen Schuhe rein gepackt. Die ganzen Schuhe? Nein, ein guter Teil musste in der Garage bleiben und noch eine Woche warten.

In Cronenberg angekommen. trafen wir natürlich Bart, den „Chef“, Michael aus Wuppertal sowie Kristina und Ella aus Köln – inmitten einem Meer von Schuhen. Dabei hatten weder wir Aachener noch die Kölner ausgeladen.
Wir machten uns sofort an die Arbeit. Autos entladen, Kartons kleben, Schuhe sortieren – am Ende war kaum zu sehen, dass etwas weg war. Also mussten wir die Arbeit aufteilen: Sonntag die Kölner, Montag und Dienstag die Wuppertaler, Mittwoch die Aachener, Sonntag die Münsteraner – danach wird es deutlich besser aussehen.
Fortsetzung folgt!

Helmut

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#10000Schuhe – Seebrücke Gronau

Nach vielen anderen Aktionen hier vor Ort beschloss die Seebrücke Gronau: „Wir möchten, dass unsere Stadt sich dem Bündnis Sicherer Häfen anschließt“. Damit kam so einiges an Bürokratie und Co auf uns zu. Am 20.11.2020 war es soweit: wir stellten den Antrag, welcher leider (wenn auch nur knapp mit 22:22 Stimmen) am 10.02.2021 vom Rat der Stadt Gronau abgelehnt wurde. So wurde Gronau bisher NOCH nicht zum sicheren Hafen. Für das Bündnis Seebrücke Gronau aber ist klar: Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Am 13.02. dann die Mail der Seebrücke Münster mit Infos zu der Aktion „10000 Schuhe“. Für uns die perfekte Gelegenheit ganz konkret aktiv zu werden und Solidarität zu zeigen. – Also ran! „Der Rat der Stadt Gronau kann verweigern Gronau zum sicheren Hafen zu machen, aber er kann uns nicht verbieten Schuhe zu schicken und so direkte Hilfe zu leisten!“ so Carolin von der Seebrücke Gronau. „Zu Beginn dachten wir noch: … und wenn am Ende „nur“ 10 Paar Schuhe zusammen kommen, haben 10 Personen endlich warme Füße“
Schnell wurden Sammelstellen in Gronau gefunden. Die Tafel Gronau stellte ihre Räumlichkeiten und die Stadt Gronau das „Haus der Begegnung“ zur Verfügung und schon konnten wir online gehen um zu liken, zu teilen und weiterzuleiten – mit Erfolg. Wir bekamen Post aus ganz Deutschland. Weitere regionale Akteur*innen sammelten spontan mit. Aber das war noch nicht alles. Hinzu kamen die unzähligen Tüten und Kartons, die persönlich überreicht wurden – WOW! „Wir haben uns so sehr gefreut. Nach Sortieren, Packen und Zählen steht die Zahl fest: 1200 Schuhe – ein Riesenerfolg für diesen kurzen Aktions­zeit­raum!!“ strahlt Nora von der Seebrücke Gronau.
Deshalb ein mehr als 1000faches, herzliches Dankeschön an alle, die das möglich gemacht haben, an alle die gespendet und/oder mit angepackt haben. Dank an die Seebrücke Münster für die Einladung und an das Aachener Netzwerk, welches die Schuhe nun den nächsten Schritt in Richtung Füße bringt!

Bananenkartons ohne Ende

Danke, dass ihr (nicht nur den 22 Rats­mit­glie­dern in Gronau) gezeigt habt, dass uns das Schicksal anderer Menschen nicht egal ist. Wir zeigen Solidarität – ganz im Gegensatz zur EU. Unser Einsatz gegen die systematische Entwürdigung durch die EU-Politik geht weiter!

Carolin Hermes, Seebrücke Gronau

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Das Frachkollektiv in Bosnien

Annik und Sacha vom Züricher Frachkollektiv sind gerade aus Lipa zurück und voll von frischen Eindrücken. Hier beschreiben sie die Lage vor Ort:
Das Frachkollektiv ent­stand im Oktober 2020 aus dem Umfeld einer Aktionsküche, die sonst für Demon­strationen oder Klimacamps kocht. Ursprünglich war der Plan, für zwei Monate, Februar und März, nach Bosnien zu reisen, um dort bestehende Strukturen zu unterstützen und selbst direkte Hilfe für Menschen auf der Flucht zu leisten.
Als Ende Dezember das Lipa-Camp brannte und unsere Kontakte vor Ort meinten, eine Küche könne gut gebraucht werden, machten wir uns schon einen Monat früher auf den Weg nach Bosnien, im Gepäck eine Feldküche, jede Menge Hilfsgüter und der gut gemeinte, aber doch auch ziemlich naive Wille, einfach mal zu helfen. Durch diese unerwartete Vorverschiebung unseres Projektstarts ge­rieten wir ziemlich bald in Liquiditäts-Probleme und möchten uns herzlich beim Aachener Netzwerk bedanken, das uns mit einer Spende aus der Patsche geholfen hat!

Wir sind nun seit fast zwei Monaten hier im Grenzkanton Una Sana und mussten fest­stellen, dass vieles weitaus komplizierter ist, als wir das gerne gehabt hätten. Genauso haben wir aber gesehen, dass Unterstützung hier dringend nötig ist, und Wege gefunden, direkte Hilfe zu leisten.
Das Projekt, in das wir bisher am meisten investiert haben, ist in Kooperation mit einem bosnischen Freund entstanden. Dieser verteilt in Lipa, nahe dem Camp, vier Mal pro Woche Essen für jeweils 600 Menschen und andere Hilfsgüter, wie SIM-Karten, Töpfe, Rucksäcke, Kleider oder Powerbanks für uns auf seinem Privatgrundstück. Auch einige medizinische Fälle mussten wir schon behandeln, vor allem Krätze war bis vor kurzem im Camp sehr verbreitet. Durch fehlende Infrastruktur und mangelnde Essens- sowie medizinische Ver­sorgung im Camp Lipa waren die Bewohner vor allem in den kalten Monaten oft auf zusätzliche Unterstützung angewiesen.

Dazu kommt, dass schätzungsweise die Hälfte der Migranten in Lipa nicht im Camp, sondern im umliegenden Wald oder in Ruinen leben, da sie die Freiheit in der Kälte der dauerhaften Überwachung im Camp sowie den gefährlichen Gang-Strukturen, welche sich unter den Ge­flüchteten bilden, vorziehen. Die Distributionen auf dem Grundstück unseres Freundes waren eine sehr gute Möglichkeit, diese Menschen zu unterstützen, denn da die Arbeit internationaler Volunteers in Una Sana stark kriminalisiert wird, findet mensch nur wenige Hilfsorganisationen in der Nähe des polizeibewachten Camps. Jetzt, wo die Tage wärmer werden, werden wir die direkte Unterstützung in Lipa wieder abbauen, um unserem Freund etwas mehr Raum zu geben und ihn stattdessen in seinem lang­fristigen Vorhaben zu unterstützen, in Lipa ein Zentrum aufzubauen, wo eine Gemeinschaft zwischen Locals, Internationals und Menschen auf der Flucht entstehen soll.
Ein weiteres Projekt entstand in Bihać, in Zusammenarbeit mit einem pakistanischen Restaurant, das von Bosnier*innen und Migranten geführt wird. Dort stellen wir drei Mal pro Woche Essen für je 200 Menschen bereit, mithilfe eines Voucher-Systems.
Am Tag vor der Verteilung geben wir in den Squats (Camps im Wald, leerstehende Häuser und Fabriken) Bons aus, mit denen die Migranten am Tag darauf Essen im Restaurant abholen können.
Wählen können sie dabei zwischen zwei Menüs. Dieses Voucher-System gibt den Geflüchteten etwas mehr Autonomie als die Essensbags, mit denen wir ihnen an einem von uns bestimmten Ort, zu einer von uns bestimmten Zeit von uns ausgewähltes Essen verteilen. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Strukturen kann diese Art der Essensverteilung außerdem auch gut ohne unsere Präsenz hier weiterlaufen.
In Bosnien wird es langsam warm und frühlingshaft. Das bedeutet für die Geflüchteten: Game! So nennen sie den Versuch nach Europa zu kommen, meist zu Fuß über die minenbestückten Berge, durch Kroatien, Slowenien bis nach Italien, immer darauf bedacht, dass die Drohnen und Wachhunde der Grenzpolizei sie nicht erwischen. Auf den Straßen in Bihać sieht mensch überall Gruppen von jungen Männern auf der Flucht, welche sich mit Rucksäcken, Sportschuhen und möglichst leichter und doch genügend warmer Kleidung auf den Weg machen. Für uns bedeutet das vor allem, dass es immer mehr Pushbackgruppen geben wird. Gruppen, die nicht zu den wenigen Glücklichen gehören, die es nach Europa schaffen, sondern von der Grenzpolizei er­wischt, meist verprügelt und beklaut wurden und besonders auf Unterstützung angewiesen sind. Deshalb kümmern wir uns seit kurzem auch regelmäßig um solche Gruppen in den Squats in Bihać.
Über eine WhatsApp können Geflüchtete uns schreiben, wenn sie Essen, Schlafsäcke oder Kleider brauchen, meist erfahren wir aber direkt über Bekannte in den Squats von der Ankunft deportierter Gruppen.
Auch wenn wir gerade mal in der Hälfte un­seres geplan­ten Aufenthalts an­gelangt sind, be­schäf­tigen wir uns intern schon viel damit, wo es mit dem Frachkollektiv nach Ende März hingeht. Wir würden gerne Struk­turen aufbau­en, die nach­hal­tiger funk­tionieren als unsere paar Wochen Volunteer­einsatz, denn die Situation hier in Una Sana wird sich vor­aussichtlich nicht bessern und wir wollen nicht nur Erfahrungen, sondern auch ein gewisses Verantwortungs­gefühl mit zurück nach Hause nehmen. Wir versuchen momentan genauer herauszufinden, wie so eine lang­fristige Struktur für unser Projekt aussehen könnte, wie viele Kapazitäten und finanziellen Ressourcen uns zur Verfügung stehen und vor allem inwiefern und wie nachhaltige humanitäre Hilfe überhaupt möglich ist.

Annik Färber & Sacha Schlegel

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Matthias Rodach in Bosnien

Ende Januar rief Matthias Rodach beim Aachener Netzwerk an und wollte sich informieren, wie das mit den Transporten nach Bosnien funktioniert. Es folgten viele Telefonate, ein Transport unter Flagge des Aachener Netzwerks und ein mehrwöchiger Aufenthalt, über den er hier berichtet:
Am 21. Januar las ich in der Wochenzeitung „Freitag“ einen Artikel über die katastrophalen Zustände rund um das am 23.12.20 abgebrannte Flücht­lings­lager Lipa und spürte im selben Moment einen unbe­dingten inneren Aufruf, dorthin fahren und vor Ort helfen zu müssen. Vier Tage später hatte ich durch Recherche im Internet Kontakt zum Aachener Netzwerk bekommen, welches mich an SOS Bihać und das Schweizer Kochkollektiv Frach weiter vermittelte. Beide helfen seit dem Brand vor Ort in Lipa und Bihać, die um ihr Obdach gebrachten Menschen mit Essen und dem Nötigsten zu versorgen. Nach einem Spendenaufruf in den öffentlichen Medien folgte ein überwältigender Spendenandrang, der 1150 kg humanitäre Hilfsgüter und über 8.000 € Geldspenden einbrachte.
Am Morgen des 7. Februars reiste ich mit voll­beladenem VW-Bus und Anhänger ab.

Die Spende für die Flüchtenden ist direkt da angekommen, wo sie benötigt wurde. Insgesamt konnte ich in Bihać 6000 € in 11.900 KM (Bosnische Mark) tauschen und somit die Lebensmittel für zwei Wochen bezahlen: für insgesamt 5120 Essen!
Dies war umso besser, da das Kochkollektiv genau zu diesem Zeitpunkt auf dem Trockenen saß, weil die Auszahlung des Crowdfundings noch nicht erfolgt war und die Finanzmittel soweit aufgebraucht waren.
Eine richtige Punktlandung!

Meine Aufgabe war, Regale in einem gemieteten Lager und später in einem Zwischenlager in Lipa zu bauen, um eine Logistik der „Non food items (NFIs)“ einzurichten. Glücklicherweise hatten am Tag nach meiner Ankunft zwei junge, tschechische Männer in unserer Unterkunft übernachtet, die auch nach Bihać gekommen waren, um zu helfen; einer davon war sogar Schreiner! Gemeinsam mit Petr und Adriel kaufte ich Holz und Schrauben und wir konnten die Regale viel schneller bauen, als wenn ich alleine gewesen wäre.
Von den Spenden, die auf meinem Konto eingegangen waren, konnten wir das Material bezahlen.
Im Islam muss ein Reicher einmal im Jahr ein Tier opfern und den Armen das Tier spenden. Da es durchaus auch Reiche in Bihać gibt, wird dort jede Woche mindestens ein Tier geopfert.
Die Organisation Pomociba bekommt diese Opfertiere und kocht daraus täglich 300 Essen für die Armen in Bihać und liefert diese dann aus. Außerdem betreibt Pomociba einen Secondhandladen, mit dessen Erlös diese Essen finanziert werden. In einem Lagerhaus von „Pomociba“ führten wir eine weitere Regalbauaktion durch und konnten dieser Organisation eine Schenkung von 2000 Bosnischen Mark zukommen lassen!
Wir hofften. damit die Spaltung innerhalb der Bevölkerung von Bihać etwas kitten zu können…
Gegen Ende meines Aufenthaltes übernahm ich dann die“ illegalen“ Aufgaben, das Ausgeben von Essensgutscheinen und NFIs in den „Squats“ genannten Unterschlüpfen und den Transport der Foodpacks von Bihać nach Lipa. Da die Gefahr bestand, dabei erwischt zu werden und dann binnen einer Woche ausreisen zu müssen, erklärte ich mich gerne dazu bereit, da ich ohnehin vorhatte, binnen der nächsten sieben Tage die Heimreise anzutreten und somit diejenigen, die länger bleiben würden, etwas entlasten konnte.
Die Stadt Bihać hat ca. 50.000 Einwohner und liegt umgeben von Bergen in einem Tal, durch das die wunderschöne Una mit ihrem türkisblauen, glasklaren Wasser fließt. Direkt an der Una, ziemlich zentral gelegen, steht ein ausgebranntes Altersheim, an das ein Schwesternwohnheim angeschlossen war. In dieser Ruine haben ca. 200 emigrierende Menschen einen Unterschlupf gefunden.

Eine ebenfalls gänzlich zerstörte Fabrik auf der anderen Seite des Zentrums bietet ca. 165 geflüch­teten Menschen eine Überdachung.
In der Peripherie stehen auch einige fenster­lose, leere „Häuser“, in denen sich Geflüchtete vorübergehend einquartiert haben. Viele leben auch in den umgebenden Hainen und haben dort aus Planen und Folien notdürftigste Unterkünfte gebaut.
Überall jedoch brennen offene Feuer, um die sich die Menschen scharen, um sich aufzuwärmen, zu kochen und Chapatti zu bereiten oder Tee zu trinken.
Der Rauch dieser Feuer mischt sich mit den Verbrennungsgasen der Einheimischen und bildet eine massive Rauchglocke in und über der Stadt.
Lipa ist ein im Bosnienkrieg völlig nieder­gebranntes und zerstörtes Dorf, 20 km südöst­lich von Bihać in einer schmalen Hochebene, durch die, gesäumt von zwei Bergkämmen, eisige Winde aus dem Norden wehen. Ein kräftiger Quellbrunnen bildete einst das Orts­zentrum, das von 150 Häusern weitläufig umbaut war. Alleine der Friedhof zeugt heute noch davon, dass hier irgendwann einmal eine Ansammlung von Menschen gewesen sein muss. Ein paar Ruinen unweit der Quelle weisen in eine lang vergangene Zeit…
Und genau hier, in den verminten Wäldern dieses Niemandslandes, wurde das Flüchtlings­camp Lipa gebaut, eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt von der großen Straße, die von Bihać nach Sarajevo führt. Und genau hier wurde von der polizeinahen IOM (International Organisation for Migration) ein Pfuhl betrieben, der durch das in Flammen aufgehen, ein Spotlicht auf die Situation im bosnischen Grenzgebiet richtete. Bei uns heißt es, die Flüchtlinge hätten Feuer gelegt, um auf die unmenschlichen Umstände aufmerksam zu machen; dort spricht mensch von Korruption, dass IOM drei Zelte verbrannt hätte, um nach der Räumung des Lagers die anderen verkaufen zu können?!
Auf jeden Fall hat dieser Brand dazu geführt, dass die an der Außengrenze der EU Festsitzenden ihr Winterdomizil verloren und sich nun fernab jeglicher Einkaufsmöglichkeiten mit Fetzen von Planen unter widrigsten Umständen, angewiesen auf die zaghafte Hilfe von korrupten Behörden, Behausungen bauen mussten, die diesen Namen nicht verdienen.
Ein Jahr zuvor hatte ein Mann die Ruine, in der seine Mutter damals in Lipa herangewachsen war, auf sich überschreiben lassen. Dieser Mann hatte sich einen Container vor die Ruine gestellt, in dem er wohnen und peu à peu die Ruine herrichten wollte. Sein Ansinnen war es, Lipa wieder zu bewohnen. Wasser ist durch die vielen Quellen und Bäche reichlich vorhanden und die fruchtbaren Böden würden durch Permakultur reichlich Ertrag abwerfen. Den vorüberziehenden Migranten könnte er so eine Möglichkeit bieten, durch die Arbeit mit der Erde ein heilsames Erlebnis und durch das gemein­same Essen eine menschliche Begegnung zu ermöglichen… Doch dann brannte Lipa (wieder)!
Das Kochkollektiv Frach hatte bereits mehrfach bei Aktionen rund um den Klimastreik für um die 1000 Menschen Essen gekocht und war seit Oktober in der Vorbereitung, ab Anfang Januar nach Bihać zu gehen, um dort vor Ort für die gestrandeten Geflüchteten, aber auch für die weniger gut gestellten Menschen kosten­freies Essen zu kochen. Direkt nach dem Brand in Lipa reiste ein Teil des Kollektives nach Bihać, um dort zu helfen. Das Verbot für Touristen, zu arbeiten und Flüchtlingen zu helfen, machte jedoch alle Pläne zunichte. Daraus erwuchs der Plan, Foodpacks zu packen und diese den geflüchteten Menschen zukommen zu lassen. Aber wie?
Die Erkundungsfahrten rund um das abgebrannte Camp erwiesen sich als erfolgreich, denn im Ort Lipa wurde ein einziger Bewohner gefunden und dieser war den Flüchtlingen gegenüber sehr aufgeschlossen. Half er doch bereits den aus dem verbrannten Lager Strömenden nach Leibeskräften! Hier war der richtige Mann am richtigen Fleck!
Und das nur 3000 m vom Camp entfernt!.
Zur Zeit packt das Kochkollektiv jeden zweiten Tag 130 Foodpacks, bestehend aus 500 g Reis, 500 g Linsen, 1 kg Mehl, 500 ml gekochte Tomaten, Salz, Zucker, Pfeffer, Tee, Chili, 2 Knollen Knoblauch, 5-7 Zwiebeln, 8-10 Kartof­feln, 500 mg Erbsen oder 5-8 Möhren. Milch und Öl nach Bedarf extra. Diese werden dann im Schutz der Dunkelheit nach Lipa gebracht und dort von einem Bewohner an die geflüchteten Menschen verteilt. Damit die Ausgabe geregelt verlaufen kann und evtl. benötigte Medikamente oder NFIs ausgegeben werden können, hat das Kochkollektiv ein Telefon eingerichtet, mit dem die Geflüchteten über WhatsApp Kontakt aufnehmen und die Menge des benötigten Essens bestellen können. Über eine Nummer und ein Zeitfenster, die vor dem Ende des Bestellvorgangs ausgestellt werden, kommen die Lebensmittel dann auch bei den Menschen an, die die Bestellung gemacht haben. Für Menschen ohne Nummer liegen immer noch einige Foodpacks extra bereit…
Nachdem diese Essensversorgung ins Rollen gekommen war und mit geringem Aufwand weiter betrieben werden konnte, fand sich die Gelegenheit über ein in Bihać gelegenes pakistanisches Restaurant, quasi legal, Essens­pakete den in den Ruinen lebenden Menschen zukommen zu lassen. Dafür wurden Gut­scheine gedruckt, die die Anschrift und das Emblem des Restaurants trugen und das Datum und die Uhrzeit der Essensabholung zeigten. So können im Moment zweimal pro Woche 135 vom Frachkollektiv gepackte Foodpacks bei dem pakistanischen Restaurant ausgegeben werden.
Die hier gestrandeten Flüchtlinge sind eigentlich auf der Durchreise und versuchen in die EU zu gelangen, um dort Asyl zu beantragen. Jedoch hat die Festung Europa dicke Außenmauern und für Nicht-EU-Bürger ist das Überwinden dieser Grenze unglaublich schwierig. „The Game“, so nennen sie es hier, ist der Versuch von Wärmebildkameras unentdeckt die grüne Grenze zu überschreiten und möglichst tief in das Gebiet der EU hinein vorzudringen, um endlich registriert zu werden als Geflüchteter, endlich Asyl zu beantragen, endlich anzukommen!
Die kroatische Grenzpolizei gibt aber keinen schlafenden Drachen! Mit äußerster Härte hetzen sie die beißenden Hunde auf die Migranten, isolieren diese, einzeln, von fünf bis sechs Polizisten umzingelt, schlagen sie mit ihren Schlagstöcken auf die hilflos flehende und zuckende Masse in ihrer Mitte solange ein, bis diese zu Boden geht… Anschließend werden die so massakrierten Menschen, sämtlicher Habseligkeiten beraubt, wieder zurück über die Grenze nach Bosnien gefahren und einfach irgendwo rausgeschmissen… “Pushback“ so lautet der harmlose Ausdruck für diese brutalen, sich täglich wiederholenden Menschenrechts­verletzungen.
„20mal“ so erzählte mir ein seit drei Jahren in Bihać festsitzender „Kashmiri“, sei er aufs „game“ gegangen, 20mal sei er „gepushbacked“ worden. Dennoch wird er es dieses Jahr wieder probieren, irgendwann muss es ja klappen „inschallah!“ oder er bleibt eben auf der Grenze, wie schon einige seiner Mitstreiter vor ihm.

Zlatan Kovacevic dürfte wohl einer der bekannteren Einwohner von Bihać sein. Ursprünglich im Bosnienkrieg selbst durch eine serbische Granate zum Kriegsversehrten geworden, kümmerte er sich nach seiner Genesung um die Verbesserung der Zustände für behinderte Menschen in und um Bihać und konnte den Bau von zwei Häusern für Behinderte erwirken. Auch die Situation der Waisen- und Heimkinder konnte er durch sein intensives Engagement deutlich verbessern.
Seit Beginn der Pushbacks hatte er sich der Flüchtlinge angenommen und die Organisation SOS Bihać gegründet, die seit ihrem Bestehen vom Aachener Netzwerk unterstützt wurde. Unter den in Bihać festsitzenden Flüchtenden ist die Telefonnummer von SOS Bihać bestens bekannt. Mit seinen Mitarbeitern sorgt er für die medizinische Notversorgung der Pushback-Opfer direkt im Grenzgebiet und versorgt diese auch mit Schuhen, Kleidung und Lebensmitteln.
Immer wieder greifen Faschisten die in den Ruinen ausharrenden Migranten in unvor­stell­barer Aggression an und schlagen diese brutalst zusammen, teilweise auch mit Todes­folgen. Von anderen Flüchtlingen alarmiert, eilt Zlatan mit seinen Helfern dann herbei und vertreibt mit Hupen und hellen Scheinwerfern und seiner in diesen Fällen stets laufenden Internetkamera die rechten Schergen. Einmal konnte er über die im Internet hinterlegten Bilder seiner Kameraaufnahmen zwei Täter überführen, die nun verurteilt im Gefängnis sitzen. Seitdem erhält er anonyme Briefe mit Vergewaltigungs-, Verschleppungs- und Tötungsandrohungen gegen seine Tochter, seine Frau und sich selbst. Trotzdem macht er weiter. Unablässig baut er seine Hilfsstrukturen weiter aus. Mittlerweile ist er auch im neu aufgebauten Lager von Lipa mit 4 Zelten vertreten und konnte dort den ersten Dusch­container des Lagers installieren und sich dadurch den Zugang (auch zum Zwecke der Kontrolle) sichern.
Auch Zlatan und SOS Bihać konnte ich 2.000 Bosnische Mark zukommen lassen.
In der auf Arte ausgestrahlten Dokumentation „Der Helfer von Bihać – Zivilcourage in Bosnien“ kann man einen sehr guten Eindruck über die Verhältnisse und auch die Arbeit dort bekommen.

Matthias Rodach

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Tübingen hilft SOS Bihać
Mehr als eine humanitäre Hilfsaktion

Neben der griechisch‑tür­kischen Grenze und den griechischen Inseln ist die Region um Bihać an der bosnisch-kroatischen Grenze einer der „Hot-Spots“ des Versagens der EU-Flüchtlingspolitik geworden. Tausende Geflüch­tete lässt die EU dort in die Sackgasse laufen, weil sich „2015“ nicht wiederholen darf. Die Situation ist von üblen Unterbringungs­bedingungen und massenhaften (illegalen und gewalttätigen) Pushbacks durch die kroatische Grenzpolizei geprägt.
Nach dem Brand im Flüchtlingslager Lipa bei Bihać kurz vor Weihnachten 2020 entschloss sich ein Bündnis aus Tübinger Organisationen zu einem Hilfsaufruf mit dem Ziel, diesem politisch gewollten Normalzustand etwas entgegenzusetzen. In Absprache mit dem Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit e.V., das seit vielen Jahren als humanitäre Hilfsorganisation in der Balkanregion tätig ist und in den letzten Jahren die Unterstützung für SOS Bihać aufgebaut hat, wurde abgeklärt, welche Bedarfe in Bihać vorhanden sind.
Daraufhin starteten wir die Aktion „Tübingen hilft SOS Bihać“, in deren Rahmen im Laufe des Januars zahlreiche solidarische Menschen aus Tübingen und Region insgesamt über 10 Tonnen wintertaugliche Kleidung, Schuhe, Schlafsäcke, Decken und Rucksäcke für die in Not befindlichen Flüchtlinge an der bosnisch-kroatischen Grenze spendeten. Bei einem ersten Hilfstransport wurden am 19. Februar knapp die Hälfte dieser Hilfsgüter erfolgreich nach Bihać gebracht und an SOS Bihać übergeben. Ein großer Teil der verbliebenen Kleiderspenden wird Ende März zu bedürftigen Frauen und Kindern in Flüchtlingslagern in Nordgriechenland gebracht. Nach Bihać ist ein weiterer Transport für Anfang April geplant. Ein großer Teil der eingegangenen Geldspenden wird an das Aachener Netzwerk weitergeleitet werden. Das Geld soll insbesondere zum Kauf eines (bereits angezahlten) „Rasthauses“ für verletzte, kranke oder von Pushbacks betrof­fene Geflüchtete in Bihać und zur Förderung der Arbeit von freiwilligen Helfer*innen bei­tragen.
Die sehr positive Resonanz auf unseren Aufruf „Tübingen hilft SOS Bihać“ im Januar 2021 macht es möglich, dass wir nicht nur Hilfe in Bosnien leisten können, sondern einen großen Teil der eingegangenen Spenden auch für die Unterstützung anderer Projekte und hilfs­bedürf­tiger Menschen einsetzen können. Bereits am 19.2. haben wir den „Freunden für Porocan“, einer Organisation, die seit vielen Jahren armen Menschen in Bergregionen Albaniens hilft, 5 Paletten mit Kleiderkartons nach Mühldorf am Inn zum Weitertransport nach Albanien gebracht. Viele Säcke mit Schlafsäcken und Decken haben wir den „Drei Musketieren“ weitergegeben, die Hilfsprojekte in Flüchtlings­lagern an der türkisch-syrischen Grenze be­treiben.
Im Rahmen unseres Bündnisses ist die Idee eines Projekt für Frauen und Kinder in Griechenland entstanden. In der Flüchtlingshilfe aktive Tübinger*innen hatten bereits in den vergangenen Jahren Kontakt zu vor Ort tätigen Helfer*innen. Im Sommer 2020 gab es einen ersten Transport mit medizinischen Hilfsgütern in zwei Camps in Nordgriechenland. In diesen zwei Flüchtlingslagern sind mehrere hundert Frauen und Kinder untergebracht, die in der letzten Zeit von den griechischen Inseln auf das Festland verlegt wurden. Die humanitären Bedingungen in diesen Lagern sind jedoch elend. Dorthin sollen Ende März die im Rahmen der Aktion „Tübingen hilft SOS Bihać“ gespendeten Kleider für Frauen und Kinder gebracht werden. In den Lagern mangelt es über Kleidung hinaus an vielem Essentiellen. Deswegen wollen wir es mit dieser Aktion auch noch möglich machen, den dringenden Bedarf an Hygieneartikeln und medizinischem Material für die Krankenstationen zu decken. Über einen Spendenaufruf werden extra Spenden für diese Aktion gesammelt. Es fehlen mindestens 5.000 Euro.
Für diese und weitere Projekte dieser Art freuen wir uns weiterhin über Geldspenden:
menschen.rechte Tübingen e.V.
VR Bank Tübingen, BIC: GENODES1STW
IBAN: DE25 6406 1854 0308 1020 02
Wir danken dem Aachener Netzwerk, insbesondere Helmut Hardy, für die freundliche und gute Zusammenarbeit und freuen uns auf weitere Kooperationen.
Einen ausführlichen Bericht über die Tübinger Aktion finden Sie auf der Webseite von move on – menschen.rechte Tübingen e.V. https://menschen-rechte-tue.org

Andreas Linder

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Spendenbescheinigungen

Unsere Spendenbescheinigungen (genau: Bestätigung über Geldzuwendung) sind fertig.
Für jede Spende bemühen wir uns, die Adresse des oder der Spendenden herauszubekommen. Das ist nicht immer einfach, weil unsere Spender*innen über ganz Deutschland (und teilweise darüber hinaus) verteilt sind.
Wenn das Internet nicht hilft, überweisen wir oft 10 Cent zurück und bitten im Verwendungs­zweck darum, uns die Adresse mitzuteilen.
Wenn wir die Adressen haben, ist der Rest nur Fleißarbeit:
248 Anschreiben (davon 10 für Mehrfach­spen­den) und 248 Spendenbescheinigungen drucken, 248 Unterschriften des 1. Vorsit­zenden, 248 Unterschriften des Kassenführers, 248 mal falten, eintüten, zukleben (dummer­weise keine selbstklebenden Umschläge gekauft), 248 mal Briefmarken aufkleben – und dann ein Mal zum Briefkasten!
248 Mal sagen wir: 1000 Dank!

Helmut

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Unser Praktikant Sandro

Danke, dass ich mich hier kurz vorstellen darf (in der Kürze liegt die Würze, nicht?). Ich heiße Alessandro Luca Wittke, Jahrgang 1996. Sandro oder Sändro – wie mich viele meiner Freunde nennen – reicht auch!
Aktuell studiere ich hier in Aachen an der RWTH Globale Entwicklung. Eine kleine Anekdote, wie ich zu diesem Studiengang gekommen bin: nachdem ich im Bachelor an der RWTH Gesellschafts­wissen­schaften studiert habe, war mein ursprünglicher Plan arbeiten zu gehen. Was mir immer dabei vorgeschwebt hat, war eine Tätigkeit mit inter­nationalem Bezug und möglichst viel Kommuni­kation in fremden Sprachen (Fremd­sprachen sind mein Hobby). Nach einer dann eher erfolg­losen Jobsuche zum Ende meines Studiums und der doch ernüchternden Fest­stellung, dass ein fachspezifischer Master für meinen späteren Beruf (und für die Jobsuche) zweck­dienlicher ist als ein generalistisches Studium, habe ich mich letztendlich für Globale Ent­wicklung entschieden.
Ich bin gerne idealistisch (oder wie ich bevorzuge zu sagen: visionär), daher war für mich klar, später einen Beruf machen zu wollen, in dem ich mit anderen Menschen aktiv in Kontakt trete und diesen helfen kann, ein besseres Leben zu erreichen. Da mein Studium ein Praktikum in einer Organisation vorsieht, die sich z.B. mit humanitärer Hilfe oder politischer Bildung auseinandersetzt, habe ich recher­chiert, was es hier in Aachen so gibt. Aus dem Wunsch heraus, in einer Nichtregierungs­organisation, die nicht kirchlich getragen ist, zu arbeiten, bin ich nach etwas Recherche (und den Hinweis auf die vielen Vereine im Aachener Welthaus) auf das Aachener Netzwerk gestoßen. Was mir hier besonders gefällt, ist der sehr interessante Bezug zu Osteuropa, da ich das Gefühl habe, dass diese Region in der Entwicklungs- und Friedensarbeit doch häufig etwas zu kurz kommt; trotz der unmittelbaren Nähe zur EU. Sehr spannend ist auch die Arbeit des Netzwerkes am Puls der Zeit in Bosnien-Herzegowina – hier macht sich die Lage der Geflüchteten an der EU-Außengrenze beson­ders in den Medien bemerkbar. Die Verteidigung von Menschenrechten sowie die Sicherung eines friedlichen Zusammenlebens und die Hilfe, wie sie das Netzwerk leistet, sind grundlegende Dinge, die auch später in meine eigene Art zu arbeiten einfließen sollen.
Ich bin froh und dankbar, dass sich Helmut die Zeit genommen hat und mich trotz der aktuell schwierigen Situation mit offenen Armen im Netzwerk empfangen hat. Ich freue mich sehr, mein Praktikum hier absolvieren zu dürfen und auf die bevorstehende Arbeit. Ich bin sicher, dass ich aus der Arbeit des Netzwerkes viel Wertvolles für meinen beruflichen und persönlichen Werdegang mitnehmen kann. Vielen Dank!
In diesem Sinne auf ein erfolgreiches Jahr!

Alessandro Luca Wittke, kurz Sandro

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