Meist gab es zwei Mal am Tag etwas zu Essen, verteilt vom lokalen Roten Kreuz. Morgens ein bis zwei Scheiben Brot und dazu eine Dose Fisch oder ein Stück Schmierkäse. Am Nachmittag einen Eintopf. Die Menge entsprach etwa der einer Vorspeise im Restaurant, in Plastiktellern die oft umknickten. so dass das Essen auf dem Boden landete. Es war zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Ich selbst konnte diese Suppe nach vier Wochen nicht mehr runterkriegen. Im Gegensatz zu den Menschen in Vučjak hatte ich abends die Möglichkeit in der Stadt etwas zu Essen. Ohne Essen keine Energie für die Arbeit. Hunderte von Menschen standen täglich in der Schlange und warteten hungrig auf die Verteilung des Essens. Nicht selten kam es zu Schlägereien, die wir aber meist schnell deeskalieren konnten. An Tagen an denen das Rote Kreuz kein Essen verteilt hat, haben wir das übernommen. Wenn ich heute Eintopf serviert bekomme, kriege ich das nicht runter. Eintopf riecht nach Vučjak.
Vučjak 2019
Fotografie
Fine Art Print (Digigraphie®) auf Hahnemühle® Photorag in digitalem Pigmentdruck
17 x 25 cm², mit Rand ca. 21 x 30 cm², ohne Rahmen, 66 €
17 x 25 cm², mit Passepartout und Rahmen, 30 x 40 cm², 111 €
Limitierte Auflage: 20 Exemplare
Dirk Planert
Dirk Planert ist seit über 30 Jahren Radio und TV Journalist und seit 2020 Rettungssanitäter. Er engagierte sich in den 90ern als humanitärer Helfer während des Jugoslawienkrieges. 2012 kehrte er nach Bosnien zurück und arbeitete zwei Jahre an humanitären Projekten in Srebrenica. Dann folgten Reportage-Reisen nach Afghanistan, Irak, Gaza, Westbank, Mali und Bosnien. Zufällig war Planert im Juni 2019 dabei, als mehrere hundert Flüchtlinge von den Behörden in der Region Bihać auf eine Müllhalde deportiert wurden. Planert blieb und baute in dem sogenannten Jungle Camp eine Ambulanz auf. Daraus entwickelte sich später die lokale Hilfsorganisation „SOS-Bihać“. Heute arbeitet der 54jährige im Rettungsdienst in seiner Heimatstadt Dortmund und ist ehrenamtlich für SOS Bihać aktiv und Mitglied des Aachener Netzwerkes. Er hat zwei Töchter und zwei Enkelkinder.