Rundbrief 30 – November 2021

Inhalt:

31 tote Menschen

31 Menschen sind diese Woche ertrunken, als sie versucht haben, mit einem Schlauchboot von Frankreich nach England überzusetzen. Oder waren es doch „nur“ 27, wie das franzö­sische Innenministerium einen Tag später korrigierte?

Wie viele Menschen ertrinken im Mittelmeer? Wie viele erfrieren in Weißrussland? Wie viele leben seit Jahren in griechischen oder türki­schen Lagern? Wie viele wurden in Afghanistan ihrem Schicksal überlassen?

Nein, diese Liste ist nicht vollständig.

Und es scheint, als wären diese Menschen den meisten Politiker*innen egal. Zumindest aber nicht wichtig. Nicht wichtig genug, um etwas gegen Unmenschlich­keit und für Menschen­würde zu tun.
Hilfsorganisationen und Vereine wie wir können die Lage der Geflüchteten etwas verbessern, auf die Situation hinweisen und dadurch Druck aufbauen – der hoffentlich zu Verbes­serungen führt.

Besonders aktiv sind wir in Bosnien-Herze­gowina. Entsprechend unserem Vereins­namen kümmern wir uns einerseits um humanitäre Hilfe – für die Menschen, die dort dauerhaft wohnen und auch für die Menschen auf der Flucht – und andererseits versuchen wir, längerfristige Verbesserungen und „Frieden“ zwischen verschiedenen Bevölke­rungsgruppen anzustoßen. Durch unsere Arbeit für Geflüch­tete in Bosnien haben wir ein Netzwerk mit zahlreichen anderen Organisa­tionen geknüpft, mit denen wir vertrauensvoll zusammen arbeiten.

Sowohl die beiden Berichte aus Bihać und Calais als auch die beiden Inter­views zeugen von den Ergebnissen unserer Kooperationen.

Man sieht aber auch, dass alle Organisationen „vor Ort“ nicht nur jeden Tag mit den Katastro­phen dort kämpfen, sondern auch mit Geld­mangel. Wir haben im November die Arbeit von Collective Aid in Calais durch einen Zuschuss von 6.000 € unterstützt und gut 2.000 € für Lebensmittel in Bihać ausgegeben.

Beides nur möglich dank unserer Mitglieder, die viel Zeit und Gehirnschmalz in unseren Verein stecken, sowie zahlreicher Spenden*innen – die uns ermöglichen, zu helfen – und für die wir wieder „Danke!“ sagen: für das Vertrauen, das Geld, die Zeit, das Teilen unserer Beiträge in den Sozialen Medien, …

Wir haben noch viele Pläne – auch davon berichten wir in diesem Rundbrief. Und bei allem benötigen wir deine und Ihre Unter­stützung. Schön, dass wir uns auch darauf verlassen können.

Diese Solidarität ist der Funken der Hoffnung, der oft über schwierige Zeiten hilft.

Wir wünschen ein – trotz allem – frohes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2022!

Björn Giana Helmut
Der Vorstand des Aachener Netzwerks

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Nach mehr als zwei Jahren – Zurück in Bihać

Helga Lenz arbeitet bei der Humanistischen Union (HU) Lübeck – die ein Partner des Aachener Netzwerks ist. Sie war Anfang November in Bihać und hat sich dort zusammen mit unserem Mitglied Muhammed Pehlic, der vor Ort wohnt, um Geflüchtete gekümmert, die dort unter zum Teil sehr unwürdigen Bedingungen versuchen, „nach Europa“ zu kommen. Hier ihr Bericht:

Vor mehr als zwei Jahren, begleitete ich die erste Hilfslieferung des Aachener Netzwerks und der Humanistischen Union nach Bihać. Nun komme ich wieder zurück.

Der kroatische Bus überquert die Grenze nicht mehr. Die vier Menschen, die mit mir nach Bosnien wollen, müssen die Grenze zu Fuß überqueren, sich ein Taxi suchen oder sich von Bekannten abholen lassen.

Bei der Suche nach meiner Unterkunft treffe ich Jan, der mir mit seinem Navi weiter hilft. Er interviewt Flüchtlinge, denn als Helfer darf er sich nicht zu erkennen geben. Dann würde er des Landes verwiesen und eine Strafe von 750 Euro zahlen. Die Geflüchteten, die wir in Vor-Corona-Zeiten tagsüber in ihren Behausungen versorgt habe, werden jetzt nach Einbruch der Dunkelheit an Treffpunkten am Stadtrand oder außerhalb der Stadt versorgt.

Die Stadt hat sich verändert. Die verfallenen Ruinen, die Fabrik und das ausgebrannte Hotel am Wasser, in denen immer viele Flüchtlinge Zuflucht fanden, sind umzäunt und abgeriegelt.

Das IOM-Lager ist geräumt, die Hallen stehen leer und die EU-geförderte Unterkunft für Familien in einem ehemaligen Studenten­wohn­heim soll auch geschlossen werden. Daneben befanden sich in einem Gebüsch von der Größe eines Fußballplatzes Zelte der Geflüchteten. Das Gebiet wurde gerodet, um das wilde Camp zu verhindern.

Mit Muhammed, der mit einer kleinen Gruppe bosnischer Freiwilliger neben seiner Arbeit als Kameramann für das staatliche Fernsehen Geflüchtete versorgt, fahren wir an den Stadtrand. Wir finden die Geflüchteten, versteckt in Gebüschen. Bei Regen und Kälte leben sie in Zelten und Verschlägen. Wir treffen auf 10 Afghanen, denen Schuhe, Jacken, Handys und Geld von der kroatischen Polizei abgenommen wurden. Das Rote Kreuz verteilt Essen, aber keine Bekleidung und Schlafsäcke. Muhammed versorgt sie mit Schuhen und Schlafsäcken. Morgen kommt ein Transport einer spanischen NGO mit Bekleidung an.

In der Stadt gibt es einen kleinen Kiosk, der für die Flüchtlinge als kleines Versorgungszentrum fungiert. Dorthin haben wir auch ein paar Sachen gebracht, die die Geflüchteten, die Muhammed und seine Kollegin angerufen haben, dort abholen können. Auch die Handys werden aufgeladen. Ein gutes System, das auch holprige und steile Wege mit einem Auto erspart – zumal Muhammeds Auto häufig nicht anspringt.

Am Kiosk treffen wir Amid aus Afghanistan, Er ist als Zwölfjähriger geflohen und hat sich nach 5 Jahren erzwungen Wartens in griechischen Flüchtlingslagern wieder auf den Weg gemacht. Jetzt ist er 19 und seine erlernten Qualifikationen sind Warten und Flüchten.

Morgen wollte ich nach Kladuša fahren, wo in 60 Zelten Familien leben (über 200 Menschen, die Hälfte davon Kinder), die wieder versuchen wollen, über die Grenze zu kommen. Aber gerade kommt die Nachricht, dass heute auffällig viel Polizei dort war und das Dschungelcamp geräumt werden soll. In den Bergen beginnt es zu schneien und die Verwaltung hat Angst, dass es Schlagzeilen mit Toten geben kann.

Die Polizei war da, aber die Menschen haben sich in der Nacht in den Bergen versteckt, um nicht nach Sarajevo in ein Camp gebracht zu werden. Von dort aus ist der Weg zurück zur Grenze lang und teuer. Dieses Mal wollte die Ausländerbehörde/Polizei alle in das benachbarte Camp Lipa bringen, aber die politischen Orts-, Landes- und Bundesebenen streiten sich um die Eröffnung des neu aufgebauten Containercamps. Muhammed berichtet, dass bei der letzten Räumung die Menschen in zwei Busse gebracht wurden und auf offener Strecke außerhalb des Kantons aussteigen mussten.

Im nächsten Jahr sind Wahlen auf Kanton- und Bundesebene und die lassen sich nur mit dem Vertreiben der Geflüchteten gewinnen.. Solange der Eröffnungstermin des Camps im Kanton Una Sana weiter verschoben wird, können die Flüchtlinge Richtung Sarajevo gebracht werden. Dann ist der Bund zuständig. Auch innerhalb eines Landes werden Geflüch­tete zum Spielball.

Heute haben wir von den Spendengeldern der Humanistischen Union und des Aachener Netz­werkes viel in Bihać eingekauft und verteilt. Medikamente, Schlafsäcke, Schuhe, Unter­wäsche und sehr viele Lebensmittel, die auch länger haltbar sind. Eigentlich „erfolgreich“, ohne Behin­derung durch Polizei oder Ausländer­behörde, konnten wir ungehindert ausliefern. Wären da nicht die Geschichten am Rande. Wir dürfen nur kurz das Essen, Kleidung und Schlafsäcke liefern, um den Behörden nicht aufzufallen. Aber es reicht, um zu erfahren, dass der ca. 40-jährige Mann mit den traurigen Augen gerade erfahren hat, dass sein Vater und ein weiterer Verwandter von den Taliban umgebracht wurden. Die kroatische Polizei hat ihm sein Handy abgenommen und so kann er nicht einmal Kontakt zu seiner Mutter aufnehmen. Ein gespendetes Handy haben wir noch für ihn.

Wir treffen auch auf einen Pakistani, der trotz seiner fünfjährigen Flucht immer noch Humor hat und verspricht, uns die Fotos seiner Wunden, die die kroatische Polizei zu verantworten hat, zu schicken.
Immer wieder traurig machen einen die jungen Männer, wie die 19- und 15-jährigen Brüder, die seit einem Jahr von Afghanistan nach Europa unterwegs sind.

Eine Familie mit einem Kleinkind und einem Säugling, der in Griechenland geboren ist. Vor zwei Monaten, nach Machtübernahme der Taliban, ist der Asylantrag der Familie abgelehnt worden. Das Schreiben haben sie nicht mehr abgewartet, sondern sind nach Bosnien weitergezogen.
Ein 50-jähriger Afghane, der schon seit fünf Jahren von seiner Familie getrennt ist. Eine Familienzusammenführung wurde von den deutschen Behörden abgelehnt. Beim letzten Pushback wurde sein Rücken verletzt und sein Handy, das einzige Kontaktmittel zur Familie, wurde zerstört. Er war eine Woche im kroati­schen Gefängnis, wurde geschlagen und hat jetzt Rückenprobleme.

Nicht die Arbeit entzieht die Kraft, sagt Muhammed, sondern diese einzelnen Schick­sale. Das merke ich abends, wenn ich zur Ruhe komme und in die Traurigkeit falle. Dann noch die Nachrichten aus Polen. Es ist ein leiser, und manchmal, wie jetzt in Polen, ein lauter Krieg, der auch schnell wieder in Ver­gessenheit gerät.

Morgen geht es weiter. Jeden Tag erreichen Muhammed und Amela Hilferufe. Sie bereiten die Sachen im Lager vor, bringen sie zu den Geflüchteten, kümmern sich um Kranke, kom­munizieren mit NGOs, damit sie ihr Lager wieder auffüllen können… kaufen ein und werden täglich von Geflüchteten angerufen, die um Hilfe bitten.

Nun können wir doch nach Kladuša, aber es sind auf dem Weg und um das Dschungelcamp auffällig viele Polizisten. In Kladuša dulden die Behörden zumindest die Versorgung der Geflüchteten mit dem Nötigsten durch viele kleine NGOs und Einzelpersonen. 200 Menschen, davon 60 Kinder, leben unter notdürftigen Zeltplanen auf einem zwei Fußballfelder großen Platz mit einem Wasserhahn und versuchen die nahe gelegene Grenze zu überwinden. Die Kinder spielen kroatische Polizei und Flüchtlinge. Heute gibt es Abwechslung mit Lammbraten und Süßigkeiten. Zwei Bosnier kommen mit dem Auto an und fragen, was sie für die Familien kaufen können. Von dem großen EU-Geld für die Versorgung kommt hier kaum etwas an.

Alles ändert sich ständig. Muhammed hat wieder einen Anruf bekommen. 6 Leute sind zurück nach Bosnien gebracht worden. Ohne Schuhe, Schlafsack… In Kladuša wird jetzt doch, dieses Mal „sanft“, geräumt. Familien werden nacheinander aufgefordert, ihren Platz zu räumen und mit nach Bihać in das Familiencamp oder nach Lipa zu fahren. Dort gibt es jetzt Strom und die Bundesbehörde scheint sich durchgesetzt zu haben. Auf einem hohen Berg sollen die Geflüchteten im Wald völlig isoliert leben. Ein kleiner Laden bietet das Nötigste zu doppelt so hohen Preisen wie in Bihać an.

Aber es gibt auch viele kleine, gute Nachrichten bei der Versorgung der Geflüchteten, z.B. diese: Mit einer mobilen Wäscherei wird neuer­dings versucht, den in Ruinen und Zelten Lebenden ihre privaten Sachen zu reinigen, damit auch sie wieder ihre persönliche Jacke anziehen können und sie nicht aus hygienischen Gründen entsorgen müssen. Außerdem sollen auch die zurückgelassene Kleidung und Schlaf­säcke, die beim Grenzübertritt nicht mit­genom­men werden konnte, eingesammelt, gereinigt und neu verteilt werden. Die bosnische Helfer­gruppe hat aus diesem Fundus schon Schlafsäcke erhalten. Die Reinigungsgebühr ist gering und könnte durch Spenden übernommen werden.

Auch an den EU-Grenzen muss es ein Auf­nahmeprogramm für schutzbedürftige Geflüch­tete geben. Wir dürfen Geflüchtete nicht jahrelang in menschenunwürdigen und gefährlichen Verhältnissen an den Grenzen oder in Flüchtlingslagern alleine lassen.

Helga Lenz (Hum. Union Lübeck)

Alles VERBOTEN!
Versorgung mit Essen und Kleidung
Transport im privaten PKW
Anmietung von Zimmern und Häusern
Räume zum Aufwärmen, Waschen und Handy aufladen
Krankenversorgung
Einlieferung ins Krankenhaus durch NGOs, Privatpersonen oder Bitte um Hilfe durch die Geflüchteten selbst
Volontären droht neben der Geldstrafe auch die Ausweisung.

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Harter Winter in Calais

Thomas war in Calais, u.a. bei unserer Partnerorganisation Collective Aid – die im Moment in echten Finanznöten ist. Extra für sie haben wir eine Spendenkampagne bei Betterplace eingerichtet – Spenden dort gehen 1 : 1 an Collective Aid. Hier der Bericht von Thomas:

Ende Oktober reisten wir zu einer Recherche nach Calais. Wir – dies bedeutet: ein Freund und ich in unserer Funktion als Redakteure eines Blogs, der die Situation dort kontinuierlich dokumentiert. Drei Tage lang sprachen wir mit diversen Organisationen, Aktivist*innen und einem engagierten Journalisten. Aus den zahl­reichen Gesprächen, aber auch aus Beobach­tungen „on the ground“, ergab sich folgendes Bild.

Einer unserer ersten Wege führte in die Kirche Saint-Pierre, ein großes neugotisches Gottes­haus im Zentrum der Stadt. In der Kirche hatten Philippe Demeestére, Anaïs Vogel und Ludovic Holbein am 11. Oktober einen Hungerstreik aus Solidarität mit den Geflüchteten begonnen. Herr Demeestére ist Jesuitenpater und Seelsorger bei Secours Catholique, der französischen Caritas; Frau Vogel und Herr Holbein sind Aktivist*innen in zivilgesellschaftlichen Initiati­ven. In vorausgegangenen Projekten hatten sie u.a. mit künstlerischen Mitteln auf die Lage der Exilierten und die mehr als 300 Todesfälle von Migrant*innen, die in den vergangenen zwanzig Jahren im französisch-britisch-belgischen Grenzraum dokumentiert wurden, aufmerksam gemacht.

Die Hungerstreikenden Anaïs Vogel und Ludovic bei einer Kundgebung vor der Kirche Saint-Pierre am 13.11.2021. (Foto: Julia Druelle)

Der Hungerstreik sollte erreichen, dass die permanenten Räumungen der Camps in Calais und Grande-Synthe bei Dunkerque zumindest während des Winters ausgesetzt werden, denn in Frankreich sind Zwangsräumungen während der Wintermonate nicht zulässig. Weiterhin forderten die Drei ein Ende der massenhaften Beschlagnahmungen von persönlichem Besitz während solcher Räumungen, und drittens einen ernsthaften Dialog zwischen den unabhängigen Organisationen der Geflüchte­tenhilfe und den Behörden über die Modalitäten der Hilfeleistungen.

Der Hungerstreik sollte nach 37 Tagen am 17. November enden, ohne dass die Forderungen erfüllt worden wären. Der 72jährige Demésteere hatte den Protest bereits früher abbrechen müssen. In der Phase unseres Besuchs begannen Verhandlungen mit einem Mediator des französischen Innenministeriums, der einige kleine Verbesserungen in Aussicht stellte, so etwa eine Warnung der Camp-Bewohner*innen vor einer Räumung, sodass sie mehr Zeit hätten, ihre Sachen in Sicherheit zu bringen. Später sollten die Verhandlungen ohne wirkliches Ergebnis enden und die zugesagten Verbesserungen in der Praxis wenig bis gar nicht eingehalten werden; insbesondere die Winterpause wurde und wird schlicht missachtet.

Was der Hungerstreik jedoch bewirkte, war eine starke zivilgesellschaftliche Mobilisierung sowohl in Calais selbst als auch überregional zu Beginn des französischen Präsidentschafts­wahlkampfes. Auch der Hungerstreik selbst hatte an Protestdynamik angeknüpft, wie wir sie während der vergangenen Jahre in Calais kaum je beobachten konnten. Mehrmals demonstrierten Aktivist*innen gemeinsam mit Geflüchteten und normalen Bürger*innen und erstmals verhinderte eine Menschenkette Anfang November gewaltfrei die Räumung eines Camps. Es ist zu hoffen, dass dieses neue öffentliche Bewusstsein über die Inhumanität der Situation andauern wird.

Dem steht eine Zuspitzung der humanitären Situation gegenüber. Deutlich wurde dies beispielsweise in einem langen Gespräch, das wir mit Dominic, einem der Koordinatoren von Collective Aid, führen konnten. Die Zahl der obdachlosen Migrant*innen in Calais und seinen Nachbargemeinden nimmt tendenziell zu und dürfte zwischen 1.500 und 2.500 Personen liegen. Wie viele es genau sind, ist schwer zu schätzen. Mal könnten es 500, mal auch 3.000 sein, erklärte Dominic. Viele bleiben nur kurz, bevor sie per Boot nach Groß­britannien übersetzen.

Räumung eines Camps in Calais, August 2021 (Foto: Human Rights Obsergers)

Nach wie vor finden alle zwei Tage routinemäßige Räumungen statt, in einem großen Brachgelände am Calaiser Kranken­haus neuerdings sogar täglich, nachdem zusätzlich schützendes Buchwerk gerodet wurde. Ein im September 2020 erstmals ausgesprochenes Verbot der Präfektur verbietet es Organisationen wie Collective Aid, an den meisten Camps Hilfsgüter zu verteilen. Lediglich vom Staat mandatierten Organi­sationen ist dies in entsprechend ausge­wiesenen Zonen noch erlaubt, allerdings führen diese die Versorgung für bestimmte Camps nicht durch. Hunderte Menschen sind damit faktisch vom Zugang zu Nahrung, Trinkwasser und anderen elementaren Gütern abge­schnitten. Die unabhängigen Organisationen tun ihr Bestes, um so gut es geht zumindest in der Nähe der Camps zu festen Zeiten präsent zu sein Aber eine Folge des zunehmenden Drucks ist es, das auch die Helfer*innen weniger Kontakt zu den Migrant*innen haben und beispielsweise nur noch schwer Menschen erreichen, die besondere Hilfe und besonderen Schutz benötigen.

Außerdem verschlimmert sich die Situation durch den Rückzug der britischen NGO Choose Love, die 2015 unter dem Namen Help Refugees unter dem Eindruck des Jungle of Calais entstanden war und noch zu Beginn dieses Jahres zu den tragenden Säulen der zivilgesellschaftlichen Versorgungsinfrastruktu­ren in Calais zählte. Kurz nach unserem Besuch gab Choose Love bekannt, die Finan­zierung einzustellen. Sieben Organisationen, darunter Collective Aid, verfügen nun nicht mehr über die erforderlichen Mittel, um ihre Arbeit eins zu eins fortführen zu können. Collective Aid bereitete während unseres Besuchs gerade einen Umzug vor: Aus einer eigenen Lagerhalle mit eingespielten Abläufen bei der Akquise, Sortierung, Lagerung und Verteilung der Hilfsgüter zurück in die Halle einer Partnerorganisation, aus der man vor einigen Jahren erst ausgezogen war und die permanent von einem knappen Dutzend Initiativen genutzt wird. Die sieben betroffenen Organisationen sind nun selbst auf Hilfe angewiesen und haben eine gemeinsame Spenden­kampagne begonnen.

All dies bedeutet, dass eine größere Anzahl von Menschen zu Beginn des Winterhalbjahres von einem Netzwerk zivilgesellschaftlicher Organi­sationen unterstützt wird, dessen Arbeit gleich mehrfach erschwert wird. Vor diesem Hinter­grund war der Hungerstreik der Versuch, Calais wieder stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken und einzufordern, was eigentlich selbstverständlich sein müsste: die Einhaltung der Räumungspause während der Winter­monate und die Eröffnung eines politischen Raumes für eine Neuaushandlung der Situation. Für die Menschen in den Camps hat sich die Situation indessen nicht verbessert.

Währenddessen ging die Zahl der Bootspassagen von der nordfranzösischen zur englischen Küste nicht, wie in den vergangenen beiden Jahren, mit dem Beginn der kalten Jahreszeit zurück. Am 11. November sollten sogar so viele Bootsmigrant*innen Groß­britannien erreichen wie noch nie zuvor an einem einzelnen Tag, nämlich knapp 1.200 Personen. Insgesamt verdreifachte sich die Zahl der sogenannten Channel crossers von etwa 8.500 im Jahr 2020 auf etwa 27.000 Personen seit Jahresbeginn, und dies, obschon die französischen Behörden die Überwachung der Strände und Dünengebiete systematisch – mit britischen Geldern – ausbauen. Die Kanalroute ist damit zu einer der meist­frequentierten Migrationsrouten Europas geworden. Möglicherweise war direkte oder indirekte Einflussnahme der britischen Regierung, die wegen der Bootspassagen innenpolitisch unter Druck steht und momentan eines der restriktiven Asylgesetze Europas auf den Weg bringt, ein Grund für den unerwarteten Rückzug von Choose Love.

Übungen der britischen Borderforce für mögliche Pushbacks im Ärmelkanal im September 2021 (Foto: Channel Rescue)

Mit dem Herbstwetter werden die Boots­passagen riskanter. Allein von Ende September bis Mitte November dürften etwa zehn Menschen im Ärmelkanal ertrunken sein. Einige wurden entdeckt, andere gelten als vermisst und dürften angesichts der Wassertempera­turen kaum überlebt haben. Drei weitere Geflüchtete starben im gleichen Zeitraum in Calais: zwei, als sie versuchten, auf Lastwagen mit dem Fahrtziel Großbritannien zu gelangen, und einer, als er auf einem Bahngleis von einem Regionalzug erfasst wurde. Einer dieser Fälle, der Tod des 16jährigen Yasser aus dem Sudan, gehörte zu den Auslösern der neuen zivilgesellschaftlichen Dynamik, die wir zumin­dest punktuell beobach­ten konnten – und die angesichts der hier nur knapp skizzierten Lage der Geflüchteten unendlich wertvoll ist.

Niemand, mit dem wir sprachen, zweifelte daran, dass in Calais ein harter Winter bevor­steht.

Dr. Thomas Müller

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Wikipedia

Fast drei Monate haben wir daran gearbeitet, doch nun ist sie online: unsere Seite bei Wikipedia.

Zuerst haben wir gedacht, es reicht, ein paar Sachen von unserer Homepage zu kopieren. Aber bei Wikipedia lesen viele mit, selbst wenn man erst Entwürfe macht. „Seid ihr sicher, dass ihr überhaupt relevant seid?“, fragte uns einer, und machte uns auf die Relevanzkriterien aufmerksam:
– überregionale Bedeutung,
– besondere mediale Aufmerksamkeit,
– eine besondere Tradition oder
– eine signifikante Mitgliederzahl.

Ist ja alles relativ, aber uns wurde klar, dass wir uns anstrengen mussten. Wir haben tief im Archiv gegraben, alte Artikel eingescannt, Fakten recherchiert, die Struktur des Artikel umgestellt, …, und uns letztendlich getraut, alles online zu stellen.

Und dann gewartet, was passiert.

Bis heute gab es 7 Änderungen von 4 Personen, aber keine prinzipiellen Bedenken. Einer der Editoren hat sich sogar angeboten, uns in Zukunft zu helfen.

Simone Aicher / Helmut Hardy

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Kunstauktion für Centar Duga

Vortext

Im Oktober waren wir zu einer ganz besonderen Auktion in der Wiede-Fabrik, im Atelier von Milan Mihajlovic in München, einge­laden.

Dutzende Kunstwerke verschiedener Künst­ler*innen aus Bosnien, Kroatien und Deutsch­land hingen an den Wänden. 23 davon sollten im Laufe des Abends versteigert werden.

Und das alles für den guten Zweck!

„Eine Herzensangelegenheit für mich und meine Freunde“, sagte der Gastgeber Milan.

Der gesamte Erlös der Bilder war für das Kinderheim Centar Duga in Kulen Vakuf in Bosnien bestimmt. Das Kinderheim Centar Duga (“Zentrum Regenbogen”) besteht bereits seit 1999 und ist derzeit das Zuhause von 24 Kindern im Alter von null bis sechs Jahren, die ohne elterliche Fürsorge aufwachsen müssen.

Um so wichtiger sind solche A(u)ktionen, die das Kinderheim unterstützen, wie uns Sabina Lješčanin, Leiterin des Kinderheims erzählte. Sie ist persönlich wie auch einige unter­stützende Künstler*innen aus Bosnien und Kroatien gekommen um bei der Auktion dabei zu sein.

Der leere Raum füllte sich nach und nach – die letzten Gäste mussten stehen. Draußen gab es Gegrilltes, drinnen Getränke. Das Gemurmel im Saal wurde immer lauter.

Pünktlich begannen Milan Mihajlovic und Amir Omerovic mit der Versteigerung und es wurde spannend.
Nur wenige Bilder blieben beim Mindestpreis. Oft gab es ein spannendes Hin und Her zwischen zwei Bietenden – bis schließlich eine Dritte oder ein Dritter das höchste Gebot für das Kunstwerk abgab und es so ihr oder sein eigen nennen konnte.

Am Ende des Abends hatten mehr als 20.000 Euro den Besitzer gewechselt – die Leiterin von Centar Duga, Sabina Lješčanin dankte allen Anwesenden. Eine starke Idee – die nicht ohne Folgen bleiben wird. 2022 werden wir unsere eigene Auktion veranstalten und Sie sind herzlichst eingeladen!

Mersiha Krivdic

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Kunsta(u)ktion in Aachen

Wir waren in München bei der Kunstaktion von Milan und dachten: „Das können wir auch!“ Ein paar Künstler*innen kannten wir vorher schon, ein paar haben wir in München kennen gelernt – weitere werden sich nach dem Schneeball­system finden.

Im ersten Schritt fragen wir also Künstler*innen, bildende Künstler*innen, ob sie nicht unsere Projekte mit einem Bild, einer Collage, einem Foto oder einer Skulptur unterstützen möchten. Und wir fragen sie, ob sie nicht Kollegen kennen, die uns auch unterstützen würden – von wegen Schneeballsystem.

Auf unserer Webseite dokumentieren wir alle Künstler*innen und die von ihnen zur Verfügung gestellten Kunstwerke. Denn diese A(u)ktion soll nicht nur unsere Projekte finanzieren, soll nicht nur das Aachener Netzwerk, sondern soll auch die Künstler*innen bekannter machen.

Die Webseite ist preiswerter als ein aufwändiger Katalog. Schließlich soll möglichst viel vom Verkaufspreis für unsere Projekte übrig bleiben.

Soziale Projekte sind nicht auf Rosen gebettet – Künstler*innen aber auch nicht. Deshalb werden wir sie auch am finanziellen Erfolg der Auktion teilhaben lassen.

Erste Resonanz

Jesco Denzel hat uns schon bei unserer Ausstellung „Menschenrechte an den Außen­grenzen der Europäischen Union“ unterstützt. Er ist offizieller Fotograf der Bundesregierung, hat 2018 den World Press Photo Award in der Rubrik „Zeitgeschehen, Einzelbilder“ bekom­men und ist oft in den Krisenregionen der Welt unterwegs. Seine Zusage kam genauso spontan wie die von Alea Horst. Sie hat früher Hochzeiten fotografiert, jetzt unterstützt und fotografiert sie Projekte auf Lesbos, in Afghanistan, … Die Fotos der Aachenerin Monika Kuck sind eher künstlerisch als realistisch, sind aber zum Teil in Calais und Aleppo entstanden. Sie hat ihr „Handwerk“ u.a. bei Michael Dohle gelernt – natürlich auch Fotograf.

Dabei dachten wir eigentlich eher an Gemälde. Schon in München hatten wir die Bosnier Adnan Dupanovic (Bihać), Amir Omerovic (Bremen) und Milan Mihajlovic (München) an Bord geholt. Unser Mitglied Arye Wachsmuth aus Wien ist natürlich auch dabei.

Neben Adnan und Milan konnten wir noch Jupp Linssen, Michaela Frank und Kathrin Paasen gewinnen. Und täglich kommen neue hinzu und ergänzen unsere Liste im Internet. Der Schneeball rollt…


Wie geht es weiter?

Nach den Zusagen bekommt jede*r Künstler*in eine eigene Seite auf der Homepage. Und sobald wir Fotos von den Kunstwerken haben, werden auch diese präsentiert. Manche Kunstwerke sind schon vorhanden – dann geht es fix. Manche müssen noch gemalt werden – dann dauert es. So wird nach und nach unser „Katalog“ fertig.

Parallel suchen wir einen passenden Raum für die Auktion. Und fragen uns gleichzeitig, wann und ob die Auktion überhaupt „real“ stattfinden kann – oder ob wir sie virtuell im Internet machen müssen.

Geplanter Zeitraum ist bisher Ende März/Anfang April 2022. Wir werden sehen…

Wenn du, wenn Sie Künstler*innen kennen, die uns gerne Kunstwerke spenden möchten: her damit!
Wenn du, wenn Sie jetzt schon Interesse an einem Kunstwerk haben: bitte melden!
Einige Kunstwerke verkaufen wir zum Festpreis – „zur Not“ auch schon vor Weihnachten.

Helmut

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Unsere Ausstellung in Witten

Zum Abschluss unserer Ausstellung „Menschenrechte an den Außengrenzen der Europäischen Union“ an der Gesamtschule Hardenstein gab es noch eine Diskussions­veranstaltung zum Thema. Auf der Homepage des Schule kann man es nachlesen:

Die Teilnehmer der Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema, die sich am 05. November in der Aula der Hardenstein-Gesamtschule ein­gefunden haben, haben eine klare Antwort auf diese Frage. Den systematischen, menschen­rechts­verletzenden Umgang mit Geflüchteten in Camps auf den griechischen Inseln, auf der Balkanroute und im Wald zwischen Belarus und Polen kritisierten Lydia Stettinius, Mitglied der Hilfsorganisation Balkanbrücke, Janosch Thurk, angehender Sonderpädagoge und Mitglied der Seebrücke Witten, Lilo Dannert, Mitbegründerin des Wittener Help-Kiosk sowie Prof. Dr. Dietmar Köster, MdEP (Mitglied des europä­ischen Parlaments und Experte für Außen-, Friedens- und Menschenrechtspolitik).

Ein­drucks­voll schilderten die Experten unter der Moderation von Dr. Sonja Grabowsky ihre Erfahrungen aus der Praxis in Witten und vor Ort in den Camps. Insbesondere die syste­matischen Pushbacks und Pullbacks der europäischen Grenzschützer von Frontex waren Gegenstand der kritischen Auseinander­setzung der Diskutierenden. Die Situation der Geflüchteten und der Umgang der EU mit ihnen „beschämt mich als Europapolitiker sehr“, so Prof. Köster sichtlich betroffen. Die Frustration der Experten über die bürokratischen Hürden, denen z.T. minderjährige Asyl- und Schutz­suchende begegnen, ist spürbar groß. Sie alle forderten ein Umdenken und eine Umverteilung finanzieller und personeller Ressourcen durch die Politik.

Vor der Diskussion konnten Interessierte die in der Hardenstein gastierende Ausstellung des Aachener Netzwerk besuchen. Dabei wurden sie von den Schüler:innen des Q1-Philosophie-Kurses von Frau Hestermann durch die Ausstellung geführt. Nach der Podiums­diskussion auf der Bühne hatten die etwa 60 Gäste der Veranstaltung die Möglichkeit, mit den Experten in Kleingruppen ins Gespräch zu kommen. Alles in allem hatten die Gäste zwar vielleicht keinen schönen Abend im konven­tionellen Sinne, aber dafür einen sehr lehrreichen und anregenden.

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Unsere Ausstellung (wieder) in Bonn

Direkt im Anschluss ging es in Bonn weiter. Das Beethoven-Gymnasium informierte fast zwei Wochen über die Lage der Menschen, die auf ihrer Flucht in Bosnien, Griechenland, Marokko an ihrer Weiterreise gehindert werden – teilweise unter unmenschlichen und menschenrechtswidrigen Bedingungen.

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30 Jahre rohesTheater

Unser Ehrenvorsitzender Heinz Jussen ist auch Initiator und war langjähriger Leiter unseres Projektes Bina Mira – Bühne des Friedens. Dieses Projekt ist ohne das Schultheaer rohesTheater der Aachener Mies-van-der-Rohe-Schule gar nicht denk­bar. Sein Grußwort zum 30-Jährigen des rohesTheater:

Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg und ein Krieg ist nicht dann beendet, wenn die Waffen schweigen. Hass, Rache und der An­trieb nach Vergeltung haften wie Streumunition in den Köpfen und Her­zen ehemals miteinan­der verfeindeter Gruppen.

Die vom „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit“ gegrün­dete Projektgruppe „Bina Mira – Bühne des Friedens“ will helfen, diese zu entschärfen.
Anlass zu diesem Projekt waren die 2007 entstandenen Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen von Jugendlichen der verschiedenen Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina während der Verhandlungen um die Souveränität des Kosovo.

Uns kam der Gedanke, junge Menschen aus Ost- und Westeuropa im Friedenstheaterspiel zusammenzubringen. Zur Umsetzung planten wir eine erste Begegnung für das kommende Jahr.

Auf dem Gelände einer Schule in Tuzla wurde der Bau einer Friedensbühne geplant, die entsprechend der Landessprache den Namen Bina Mira bekommen sollte. Uns war es wichtig, für dieses Projekt auch eine Jugend­theatergruppe aus Aachen neugierig zu machen. Die bekannteste zu dieser Zeit war rohestheater an der Mies-van-der-Rohe-Schule. Und so konnten wir den Leiter, Eckhard Debour, begeistern, die Idee durch Teilnahme an diesem ersten Festival zu unterstützen.

In einem Kellertheater in Tuzla trafen sich dann vom 29. bis 31. August 2008 fünf Jugend­theatergruppen aus Bosnien-Herzegowina, Italien und Deutschland. Bei der anschließen­den kritischen Schlussbesprechung brachte Eckhard Debour die Idee ein, zukünftige Bina-Mira-Festivals statt auf einer feststehenden Bühne in einer Stadt auf freien Bühnen in verschiedenen Städten Europas stattfinden zu lassen. Die Idee wurde aufgegriffen und um­gesetzt.

Bisher fanden 10 dieser Jugend­begeg­nungen im Friedenstheaterspiel unter Beteili­gung von Jugendtheatergruppen aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien, Slowenien, Kosovo, Luxemburg, Italien, Frankreich, Bel­gien und Deutschland statt.

Biedermann und die Brandstifter © rohesTheater

Als wir 2014 für das 6. Festival in Aachen anlässlich der Erinnerung an den Beginn des 1. Weltkrieges einen Friedensfackellauf von Sarajevo durch 12 Länder und 56 Städte Europas bis Aachen organisierten und durchführten, waren dann auf mehreren Etappen auch Läuferinnen und Läufer von rohestheater mit dabei. Entsprechend der Bedeutung des 100sten Jahrestages stand dann auch ihr Stück „1914-2014-Hurra“, das sich aus Feldpostbriefen von Soldaten, die auf den Schlachtfeldern Europas um ihr Leben hechelten, zusammensetzte.

Leider musste und muss das für 2020 und 2021 geplante Festival in Slowenien wegen der Corona-Einschränkungen ausfallen. Doch wir hoffen, dass es im nächsten Jahr weitergeht.

Und das selbstverständlich mit rohestheater!

Heinz Jussen

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Pictures from Moria

„Pictures from Moria“ heißt die Ausstellung, die unser Mitglied Irina Ganzhorn hier bewirbt. Die Ausstellung holt die Kunst von den Außengrenzen der EU direkt in unsere Mitte.

Vielen der ausgestellten Künstler:innen bleibt es bis heute verwehrt, sich frei über Länder­grenzen hinweg zu bewegen. Doch ihre Kunst darf sich frei bewegen und die Kunstwerke nehmen uns mit auf eine Reise in den Alltag und die Gedankenwelt der Künstler:innen.


Der Alltag, Sorgen und Wünsche, Hoffnungen und Zukunftsängste – all das thematisieren die Kunstwerke und gewähren den Betrach­ter:innen einen direkten Einblick in das Leben im Camp Moria.
Wir, das Team von Pictures from Moria (Oliver Zrenner, Irina Ganzhorn und die Mitglieder von Wave of Hope for the future und Refocus Media Labs) wollen einen authentischen und ungefilterten Blick auf das Thema Flucht und Migration schaffen und verdeutlichen, dass die Menschen so viel mehr sind als ihre Fluchtgeschichte.

Den Besucher:innen wollen wir einen kreativen Zugang zu der Thematik ermöglichen und an die gemeinsamen Ideale und Werte erinnern, denen wir uns als Gesellschaft verschrieben haben. Mit dem Wissen, dass die Pandemie auch hierzulande viele Existenzen bedroht oder gar zerstört, wollen wir die Probleme nicht gegeneinander ausspielen, sondern daran erinnern und appellieren, dass wir als Gesell­schaft die Probleme gemeinsam lösen können.

Welche Kunstwerke werden gezeigt?

Alle Kunstwerke stammen von geflüchteten Künstler:innen, die gezwungen waren, im Camp Moria auszuharren oder noch dort sind.

Die Fotographien sind bei Refocus Media Labs, die Gemälde bei Wave of Hope for the Future, entstanden.

Die Ausstellung soll zudem die Künstler:innen finanziell unterstützen und dazu beitragen, dass sie die Anerkennung bekommen, die sie ver­dienen.

Denn auch hier sind sich die Bewohner der Camps einig: Die Lebensbedingungen sind schlimm. Schlimmer ist es jedoch, von der europäischen Gesellschaft vergessen zu werden.

Hintergrund

Der katastrophale Brand im Camp Moria hat der europäischen Zivilgesellschaft ein weiteres Mal vor Augen geführt, wie menschenunwürdig die Lebensbedingungen an den europäischen Außengrenzen sind. Die europäischen Werte sind zusammen mit der Hoffnung der Bewoh­ner*innen von Moria in Flammen aufgegangen.

Menschen, die in ihrer Heimat bereits alles verloren hatten, stehen nun erneut vor den Trümmern ihrer Existenz. Alle selbstverwalteten Projekte sind dem Brand zum Opfer gefallen. Selbstorganisierte Schulen, sichere Rückzugs­räume für Frauen und Projekte zur Traumabewältigung gehören vorerst der Vergangenheit an.

Geflüchtete Menschen sind nun gezwungen, ein weiteres Trauma zu verarbeiten. Zudem müssen sie die Kraft finden, die verlorenen Strukturen neu zu errichten.

Diese Aufgabe erscheint im Anblick der vorherrschenden Situation unlösbar. Wie sollen neue Schulen und Projekte entstehen, wenn die Menschen auf einem stillgelegten Militärgelände um die Sicherheit ihrer Kinder und Liebsten fürchten müssen? Wenn das Anstehen für das Essen und Trinkwasser mehrere Stunden am Tag in Anspruch nimmt? Wenn sich die vermeintlich sichere Europäische Union immer mehr in ein Gefängnis verwandelt?

So unterschiedlich die einzelnen Biographien auch sind, in einem Punkt scheinen sich viele Menschen einig zu sein: hier lebt man nicht, hier wartet man nur noch auf den Tod.

Wo kann ich die Ausstellung sehen?

Nachdem die Ausstellung bereits in Würzburg, Berlin, Ebern und Regensburg gezeigt wurde, soll sie ab Januar 2022 in Deutschland auf Wanderschaft gehen.

Dafür sind wir auf euch angewiesen: wir suchen engagierte Menschen, die die Ausstellung ausleihen und in ihrer Stadt zeigen.

Wenn du mehr wissen möchtest, schreibe uns eine E-Mail an picturesfrommoria@gmx.de.

Irina Ganzhorn

Refocus Media Labs
Das Team von Refocus Media Labs bietet seit 2017 Photographie-Kurse, Audio- und Videobearbeitung, Grafikdesign, Filmschnitt und Computerkurse an. Die Qualifikationen dienen den Menschen dazu, ihre eigene Geschichte zu erzählen und in der Arbeitswelt Fuß zu fassen. Die Schüler*innen der Schule haben bereits viele Projekte realisiert und Anfang 2020 den Film „Even after Death“ produziert.

Wave of Hope for the Future
Wave of Hope for the Future wurde von Zekria Farzad 2019 in Moria gegründet. Er selbst ist Journalist und floh aus Afghani­stan. Nach seiner Ankunft im Camp erkannte er den eklatanten Mangel an Bildungsange­boten für Kinder, woraufhin er den ersten Unterricht in seinem Zelt anbot. Später wurde eine kleine Schule im Camp errichtet. 44 Lehrer*innen boten dort Sprach-, Kunst- und Musikunterricht an und unterrichteten rund 2.700 Kinder. Nach dem Brand wurde der Unterricht in den Räumlichkeiten von One Happy Family wieder aufgenommen.

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Interview: Interview: Myriam von Collective Aid

Collective Aid ist in Bosnien, Serbien und Frankreich aktiv und hilft dort Menschen auf der Flucht. Das Aachener Netzwerk und Collective Aid (CA) haben eine offizielle Partnerschaft geschlossen – die natürlich noch mit viel Leben gefüllt werden muss.
Myriam Correa Zamora ist seit einem halben Jahr „Chefin“ von CA.

Helmut Hardy: Hallo Myriam, wie war dein Leben, bevor du bei CA „Director“ wurdest?

Myriam Correa Zamora: Geboren wurde ich vor 33 Jahren in Malgrat de Mar, in der Nähe von Bar­celona, also in Spanien. In Barce­lona habe ich Soziale Arbeit stu­diert. Danach habe ich in Bolivien und Griechenland gear­beitet. Eigent­lich wollte ich nur einen Monat nach Griechen­land – aber daraus wurden drei Jahre. Heute studiere ich noch Psychologie und Kriminologie.

Helmut: Und wie kamst du zu CA?

Myriam: Ich suchte gar keinen Job – ein Freund hat mir eine Stellenanzeige von CA geschickt und gefragt, ob es nicht etwas für mich wäre. Dabei kannte ich CA vorher nicht. Aber viele Probleme sind überall gleich und miteinander verwoben, so dass ich meine Erfahrungen aus Griechenland auch bei CA einbringen kann.

Helmut: Du hast deinen Job im Juli ange­fangen. Wie war die erste Zeit?

Myriam: In den vergangenen fünf Monaten ist sehr viel passiert und die Zeit ist so schnell vergangen. Aber ich denke, das gehört zu einem kreativen Job. Ich musste erst einmal diese mir zuvor unbekannte Organisation kennenlernen. Dabei habe ich von CAs Leuten auf allen Ebenen lernen können. Es sind viele gute Dinge passiert. Aber es sind auch viele neue rechtliche, administrative und betriebliche Herausforderungen auf mich zugekommen, die ich zu bewältigen hatte. Es war sehr interessant, aber auch sehr anstrengend. Wir arbeiten in Serbien, Bosnien und in Frankreich. Das macht es nicht ein­facher.
Aber mittlerweile weiß ich, wie CA funktioniert, ich kenne unsere Manager, unsere Koordina­toren und viele Volunteers.

Helmut: Was sind deine Aufgaben? Womit verbringst du den Arbeitstag?

Myriam: Ich bin die Kapitänin dieses großen Schiffs CA. Es ist eine große Ehre für mich, dazu gewählt worden zu sein. Ich muss den Überblick haben, über alles. Natürlich nicht im Detail. Mit unseren Managern rede ich fast täglich, mit den Koordinatoren ungefähr wöchentlich.
Leider sind unsere Gehälter nicht die besten. Die meisten Arbeitsverträge laufen über 3 oder 6 Monate. Mein Arbeitsvertrag als Direktor läuft 3 Jahre – eine echte Ausnahme.
Deshalb ist die Übergabe der Aufgaben und Kontakte bei einem Personalwechsel sehr, sehr wichtig. Es ist ein magischer Augenblick – hier dürfen keine Fehler passieren. Es ist eine meiner wichtigsten Aufgaben, das zu gewähr­leisten.

© Giacomo Sini

Des weiteren muss ich unsere Partnerorganisa­tionen kennen. Also ist es keine Überraschung, dass mein Tag aus Gesprächen mit anderen Leuten besteht, aus Meetings und Telefonaten.

Helmut: Worauf legt du den Fokus?

Myriam: Wir möchten den Geflüchteten helfen, aber wir dürfen auch unsere Leute nicht vergessen. Das sind oft sehr junge Leute, die schreckliche Dinge sehen und erleben. Und die große Verantwortung haben. Sie sind sehr smart – smarter als ich in ihrem Alter war.

Helmut: Was ist mit Finanzen?

Myriam: Interessanterweise habe ich wenig mit Finanzen zu tun. Wir haben ein gutes Finanz­team, dass mich da sehr entlastet. Allerdings waren wir bisher sehr von einem Partner abhängig – das möchten wir ändern. Das ist mein Hauptziel für 2022.

Helmut: Hast du, habt ihr Ziele für CA?

Myriam: Ich möchte auch unser Netzwerk vergrößern – sowohl mit kleineren wie mit größeren Organi­sationen. Collective Aid hat in Bosnien lange „für sich alleine“ gearbeitet. In letzter Zeit kooperieren wir stark mit anderen Organisa­tionen. Das ist mir wichtig, und da können wir noch besser werden.

© Giacomo Sini

Helmut: Was weißt du über das Aachener Netzwerk?

Myriam: Ich kannte das Aachener Netzwerk nicht, aber es wurde mir als sehr sympathisch vorgestellt. Als Organisation, die sich um Menschen in Not kümmert – nicht nur um Geflüchtete. Mit Hilfsgütern, aber auch anders – so, wie es nötig ist.
Dann, zu meiner Überraschung, las ich im Internet über die andere Seite, die Arbeit für den Frieden. Bina Mira, das Friedenstheater­treffen. Flame for Peace, der Lauf mit der Fackel. Das ist das, wo ich „herkomme“ und woran ich sehr interessiert bin. Die Arbeit für den Frieden ist sehr langfristig. Dafür braucht man einen langen Atem.
Humanitäre Hilfe und Friedensarbeit – zwei unabhängig scheinende Sachen – die aber überhaupt nicht unabhängig sind.

Helmut: Wie stellst du dir unsere Zusammen­arbeit vor? Was erwartest du von uns?

Myriam: Ihr vom Aachener Netzwerk habt diese Haltung, die ich sehr schätze, uns und anderen Organisationen zu helfen, wo ihr könnt.
„Getting involved“ – sich gegenseitig einbringen, sich helfen – das ist mir wichtig, auf allen Ebenen. Den Willen dazu, das ist es, was ich erwarte.

Helmut: Danke. Wir sind gespannt und freuen uns auf die Zusammenarbeit.

Das Aachener Netzwerk hat Collective Aid kurzfristig 6.000 € zur Verfügung gestellt, um die Gehälter des 1. Quartals sicher zu stellen.
Spenden direkt an:
Collective Aid, Calais
IBAN: FR76 1562 9026 2500 0224 6990 165
BIC: CMCIFR2A
oder an das Aachener Netzwerk:
IBAN: DE21 3905 0000 0000 3170 08
BIC: AACSDE33
Verwendungszweck „Spende Calais“

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Interview: Europe Cares

Europe Cares ist ein sehr junger Verein. Aber wie der Zufall es so will, „kennen“ wir alle drei Vorstandsmitglieder.

Helmut Hardy (HH):
Hallo ihr 3.
Julian, Luca, Lennard (v.l.n.r) – ihr bildet den Vorstand von Europe Cares.
Aber bevor wir dazu kommen, erst mal etwas privates.
Wer seid ihr?

Luca Beitz (LB): Hallo und vielen Dank für die Einladung zum Interview, Helmut! Ich bin Luca, 24 Jahre alt und komme aus Hamburg. Vor etwas über einem Jahr habe ich zu Europe Cares gefunden und war seitdem auch ca. 2 ½ Monate in Calais und auf Lesbos. Aktuell schreibe ich meine Bachelorarbeit im Studiengang technische BWL/Logistik, sehe meine Zukunft aber im Aktivismus und in der Politik, weil ich davon überzeugt bin, dass politische Krisen nur von innen heraus gelöst werden können.

Julian Gemmer (JG) Ebenfalls danke für die Einladung. Ich bin Julian, 35 Jahre alt und wohne in Mannheim. Im Berufsleben bin ich als Projektingenieur tätig. In meiner Freizeit engagiere ich mich seit Beginn der Corona-Pandemie intensiv für Europe Cares. Anfangs war für mich das Signal der Solidarität, das Europe Cares an Geflüchtete senden wollte, einfach ein wichtiges Anliegen. Mit der Zeit verstand ich immer mehr, dass wir gut darin sind, Hilfe zu leisten und damit echte Unterstützung für bedürftige Menschen auf der Flucht bieten können. Die Situation an den europäischen Grenzen zeugt von immensen politischen Verfehlungen. Ich sehe es als unsere Verantwortung, diesen Verfehlungen entgegenzuwirken – sowohl mit direkter Hilfeleistung als auch mit vereinter Stimme für besseren vor allem humaneren Umgang mit Menschen auf der Flucht.
Seit der Vereinsgründung bin ich Schatzmeister im Verein und möchte dazu beitragen, dass wir unsere humanitären Ziele effektiv in die Tat setzen.

Lennard Everwien (LE): Auch von meiner Seite vielen Dank! Ich lebe in Frankfurt und engagiere ich mich nach zwei Jahren in einer Unternehmensberatung aktuell hauptamtlich für Europe Cares. Mich hat vor allem ein Moment in 2016 aufgerüttelt, als Nazis das Haus meiner Nachbarn beschmierten, die ein „Refugees Welcome“ Schild aufgehängt hatten. Das ging mir nah und hat bei mir den Gedanken gefestigt, dass es unser aller Verantwortung ist Haltung zu zeigen. Ich war danach erst vor allem politisch aktiv und habe dann in 2020 gemeinsam mit zwei Freunden die Initiative „#EuropeCares“ gestartet.

HH: Ihr hattet alle drei schon Kontakt zum Aachener Netzwerk. Wie kam es dazu?

Luca: Als Im Dezember 2020 das Lager Lipa geschlossen wurde und anschließend abgebrannt ist, war es mir wichtig, dass wir einen Teil der Sachspenden, die sich in Hamburg befanden, schnellstmöglich nach Bosnien schicken. Im Internet bin ich über SOS Bihac auf das Aachener Netzwerk gestoßen und habe dich, Helmut, einfach angerufen. Eurer Wissen und eure Bereitschaft, dieses zu teilen und uns bei dem Transport zu unterstützen, hat mich sofort begeistert – wenige Wochen später bin ich Mitglied im AN geworden und schätze die Arbeit und den Austausch sehr!

Julian: Beim ersten Mal waren wir damit konfrontiert, Hilfsgüter über eine EU-Grenze nach Bosnien zu schicken. Da empfahl mir Luca, mit dir, Helmut, Kontakt aufzunehmen. Da Logistik und Transporte lange Zeit meine Hauptaufgaben waren, schätzte ich in diesen Fragen die Geduld und Expertise vom Aachener Netzwerk sehr. Ihr habt geholfen, dass unsere Hilfsgüterlieferungen zum Erfolg werden. Danke!

HH: Als Verein seid ihr noch ganz frisch – gegründet am 1. Juli 2021. Aber aktiv seid ihr schon länger.
Wie ist eure Geschichte (die von EuropeCares)?

Lennard: Europe Cares begann als Initiative (damals #EuropeCares) im April 2020. Mit der ersten Welle der Pandemie begannen das „Social Distancing“ und der erste Lockdown. Die inhumanen Zustände an unseren Außengrenzen waren dabei aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Im Camp Moria waren zu dem Zeitpunkt über 20.000 Menschen auf engstem Raum dem Virus ohne wirkungsvolle Schutzmaßnahmen ausgesetzt. Wir wollten ein Zeichen der Solidarität senden und irgendwie helfen – da kam der Gedanke Menschen in ganz Europa dazu aufzurufen Masken zu nähen.
Das Ganze ging dann sehr schnell: In drei Monaten konnten wir 50.000 selbstgenähte Masken aus 11 Ländern senden und bekamen sogar eine Spende von 350.000 FFP2-Masken. In dem Rahmen hatten wir engen Kontakt zu Organisationen auf Lesbos, wodurch uns erst das Ausmaß der Notsituation vor Ort klar wurde – denn es fehlte vor allem auch an Kleidung, Hygieneprodukten und Nahrungsmitteln.
Bei unserer Spendenaktion „Send Hope to Moria“ in sieben Städten in ganz Deutschland im September 2020 – zur Zeit des Feuers, das Moria zerstörte – kamen dann 750 Paletten Hilfsgüter zusammen. Das war eine unglaubliche Größenordnung, mit der niemand gerechnet. Für ein Jahr nach der Aktion sortierten wir unter erschwerten „Coronabedingungen“ die Hilfsgüter nach und nach und verschickten sie an Organisationen an den europäischen Grenzen. Es wurde schnell klar: Wir müssen eine eigene Organisation gründen, um langfristig Hilfe leisten zu können. Mittlerweile hat sich ein starkes Team aus ungefähr 25 Leuten gebildet. Seit der Aktion haben wir insgesamt 26 Hilfstransporte an Organisationen in Griechenland, Bosnien Herzegowina und Nordfrankreich senden können.

HH: Okay, so weit die Vergangenheit. Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Luca: Aktuell bereiten wir alles für die Übernahme eines Spendenlagers auf Lesbos vor. Damit sind wir dann nicht nur auf der Versandseite, sondern auch vor Ort tätig. Das ist uns wichtig, um mit den Leuten zu sprechen, anstatt über sie und um die Bedarfe und Bedürfnisse besser und direkt einschätzen zu können. Zusätzlich bauen wir eine regelmäßige Versorgung aus den Niederlanden nach Calais auf. Unser Sachspendenversand aus Frankfurt wird kontinuierlich bestehen bleiben – in den letzten 14 Monaten konnten wir über 20 LKW mit insgesamt mehr als 500 Paletten verschicken! Damit möchten wir natürlich nicht aufhören.

Julian: Ganz richtig. Zusätzlich zu der direkten Hilfeleistung werden wir intensiver Aktivismus fördern und politischen Druck ausüben, um auch nachhaltig für würdevollen und menschenrechtsachtenden Umgang mit Personen auf der Flucht vor allem an den EU-Außengrenzen zu sorgen. Das ist keine kleine Aufgabe, aber wir sind gewillt dieser nachzugehen.

HH: Und wie kann das Aachener Netzwerk euch dabei helfen?
Wie soll unsere Zusammenarbeit in Zukunft aussehen?

Luca: Das Aachener Netzwerk war und ist für uns erster Ansprechpartner bei Fragen und Problem rund um den Transport nach Bosnien und auch bei vielen weiteren Themen. Die Expertise und das Netzwerk von Menschen aus verschiedenen Organisationen und Hintergründen ist unglaublich wertvoll. Wir freuen uns darauf, den Kontakt auszubauen und hoffen, dass wir in Zukunft beispielsweise Sachspenden vom AN auf Lesbos empfangen können und vielleicht auch hinsichtlich Calais enger zusammenarbeiten werden!

HH: Danke – ich wünsche uns allen eine fruchtbare Zusammenarbeit!