Dirk Planert – Vertreibungswerkzeug Elend

Dirk Planert - Vertreibungswerkzeug Elend

Die Anzahl der Schlafplätze in den Zelten in Vučjak war begrenzt. Nahezu täglich deportierte die Polizei Menschen auf die Müllhalde. Die Neuankömmlinge mussten dann im Dreck schlafen, bis wieder ein Platz in einem der Zelte frei wurde. Das war nicht viel besser, aber immerhin mit einer Plane über dem Kopf. Da es keine Toiletten gab, führten Mückenstiche zu massiven Infektionen. Die Tiere saßen auf Exkrementen rund um das Camp und infizierten Wunden. Durch ihre Stiche haben sich dann ganze Körperteile infiziert. Durch Hilfslieferungen und Spenden aus Deutschland verfügten wir zum Glück häufig über Schlafsäcke, die wir verteilen konnten. Ebenso warme Kleidung und sehr wichtig: vernünftige Schuhe. Was in Deutschland entsorgt wurde, war hier von großem Wert. In Bihać sagt die Politik, je schlechter es den Menschen gehe, desto schneller seien sie weg. Zurück jedoch können sie nicht. Der Weg in die EU ist „the game“, das Spiel von dem niemand weiß ob und wann er es jemals gewinnen kann.

Vučjak 2019
Fotografie
Fine Art Print (Digigraphie®) auf Hahnemühle® Photorag in digitalem Pigmentdruck

17 x 25 cm², mit Rand ca. 21 x 30 cm², ohne Rahmen, 66 €
17 x 25 cm², mit Passepartout und Rahmen, 30 x 40 cm², 111 €
Limitierte Auflage: 20 Exemplare


Dirk Planert

Geboren 1967 in Bad Herzburg

Dirk Planert ist seit über 30 Jahren Radio und TV Journalist und seit 2020 Rettungssanitäter. Er engagierte sich in den 90ern als humanitärer Helfer während des Jugoslawienkrieges. 2012 kehrte er nach Bosnien zurück und arbeitete zwei Jahre an humanitären Projekten in Srebrenica. Dann folgten Reportage-Reisen nach Afghanistan, Irak, Gaza, Westbank, Mali und Bosnien. Zufällig war Planert im Juni 2019 dabei, als mehrere hundert Flüchtlinge von den Behörden in der Region Bihać auf eine Müllhalde deportiert wurden. Planert blieb und baute in dem sogenannten Jungle Camp eine Ambulanz auf. Daraus entwickelte sich später die lokale Hilfsorganisation „SOS-Bihać“. Heute arbeitet der 54jährige im Rettungsdienst in seiner Heimatstadt Dortmund und ist ehrenamtlich für SOS Bihać aktiv und Mitglied des Aachener Netzwerkes. Er hat zwei Töchter und zwei Enkelkinder.