12 Erinnerungsorte an Geschehnisse im 1. Weltkrieg im Grenzgebiet Deutschland – Belgien – Niederlande.
Teil 1: Gelbe Kaserne | Vennbahntrasse – Truppentransport – Verwundete | Siedlungen Branderhof und Kalverbenden
1. Gelbe Kaserne
Aachen war keine typische Garnisonsstadt, Soldaten wurden nur angefordert, wenn ein hoher Gast – der preußische König anwesend war. Die ersten Unterkünfte waren das alte Karmeliterkloster und der Prinzenhof. 1877 wurden Teile des 5. westfälischen Infanterie-Regiments (bis 1895) nach Aachen verlegt. Es bezog am 20.09.1882 die Gelbe Kaserne, einen Neubau am Elsassplatz, der mit gelben Ziegelsteinen errichtet worden war und damals noch vor der Stadt lag und am nächsten gelegen zu den Schießplätzen auf der Brander Heide war.
Das Gebäude wurde noch bis zur Zeit des 2. Weltkriegs als Kaserne genutzt. Unter anderem war hier das Regiment von Lützow stationiert. Nach der Remilitarisierung der Rheinlande entstanden in Aachen drei weitere Kasernen.
1959 lebten noch 100 Familien in provisorisch eingerichtet Wohnungen mit Gemeinschaftstoiletten und Bädern. Dazu kamen 32 Gewerbetreibende, die Räumlichkeiten vor allem als Lager genutzt haben.
Heute erinnern zwei Reihen von Säulen an die ehemalige Tordurchfahrt. Der Bau wurde zwischen 1962 und 1965 abgerissen und stattdessen der Kennedypark angelegt.
2. Vennbahntrasse – Truppentransport – Verwundete
Das Deutsche Reich subventionierte 1885 den Bau der Vennbahn. Sie begann in Aachen in unmittelbarer Nähe zum damals bestehenden Hüttenwerk Rothe Erde (dort ist noch ein Teil der Trasse zu erkennen) und führte durch Belgien bis nach Ulfingen (Troisvierges, heute Luxemburg). Heute wird ein Teil des ehemaligen Bahnkörpers als Fahrradstrecke genutzt.
Mit der Vennbahn bestand die Möglichkeit, Minette-Erze auf kürzestem Weg nach Aachen und nach Eschweiler zur Verhüttung zu transportieren. Damit hatte Aachen einen Standortvorteil, denn es brauchte keine Grenze passiert und damit kein Zoll entrichtet zu werden.
Im Gegenzug konnte die Kohle aus den Gruben des EBV (Eschweiler Bergwerksvereins) zurückgebracht werden. 1910 beispielsweise verkehrten täglich auf der Trasse 16 Personen- und 24 Güterzüge. Gleichzeitig hatte die Vennbahn militärische Bedeutung. Zuerst bestand nur der Abzweig zum Truppenübungsplatz in Elsenborn. Zur Zeit des 1. Weltkriegs wurden Truppen und Munition über die Vennbahntrasse zu den westlichen Kriegsschauplätzen gebracht, Verwundete und schwer verletzte Soldaten wurden von den Schlachtfeldern in die Lazarette transportiert. Aachen verfügte als erste Großstadt hinter der Reichsgrenze über eine Vielzahl von Lazaretten, die in den Krankenhäusern, aber auch in Schulen und Sälen eingerichtet worden sind.
3. Siedlungen Branderhof und Kalverbenden
In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg herrschte nicht nur in Aachen eine große Wohnungsnot. Während des Krieges waren keine Wohnungen gebaut worden.
Als eine der frühesten Maßnahmen der Stadt Aachen baute man ab dem Sommer 1920 25 Häuser mit 96 Vierzimmerwohnungen an der Straße Kalverbenden.
Das Aachener Wohnungsbauprogramm umfasste in der Hauptsache Zwei- und Dreizimmerwohnungen in Mehrfamilienhäusern, die bis zum Einsetzen der Weltwirtschaftskrise an vielen Stellen in Aachen (Talstraße/Aretzstraße, An der Junkersmühle, Joseph-von-Görres-Straße) gebaut wurden.
Das Siedlungs-Einfamilienhaus wurde nur in sehr begrenztem Umfang realisiert. Trotzdem wollte die Stadtverwaltung auch private Bauherrn beim Bau eines bescheidenen Einfamilienhauses zu unterstützen.
Die Planungen für eine Einfamilienhaussiedlung auf dem Gelände der ehemaligen Güter Branderhof, Weingartshof und Buschhäuser gehen auf 1919 zurück, konnten aber erst 1925 umgesetzt werden. Der städtische Baurat von Lammertz plante 270 Häuser in drei Bauabschnitten. Jedes Haus, für kinderreiche, hatte eine Wohnflüche von rund 70 qm auf einem 200 qm großen Gartengrundstück.
Die ersten 76 Häuser wurden am 15.08.1927 bezogen. Einschließlich der Kosten für Grundstück, Straßenbau und Anschlüsse an das städtische Strom- Gas- und Wassernetz beliefen sich die Kosten umgerechnet je Haus auf eine Summe von 13.270 Mark. Es bestand die Möglichkeit, die Häuser zu kaufen oder zu mieten. Im Falle einer Vermietung, belief sich der monatliche Zins auf 6% der Herstellungskosten, also 66 Mark.
Vom Grundriss her betrachtet bildet die Siedlung Branderhof, abgesehen von einigen Häusergruppen an der unteren Friedrich-Ebert-Allee, ein langgestrecktes Hufeisen. Die meisten Häuser werden über die Straße In den Heimgärten erschlossen. An einem quadratischen Platz, dem Weingartshof, lagen kleinere Geschäfte und ein Kindergarten.
Teil 2: Kriegsopfer | Drei Länder – Drei Geschichten? | Kapelle
4. Kriegsopfer
Der Ehrenfriedhof auf dem Waldfriedhof an der Monschauerstraße ist eine Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges.
Am 12. September 1914 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Ehrenfriedhof an dieser Stelle anzulegen.
Zu dieser Zeit befand sich dort lediglich der Bismarckturm, ein Ausflugsziel im Wald. Der Bau des Turms war 1899 durch die Aachener Studentenschaft angeregt worden um Fürst von Bismarck ein Denkmal zu setzen. Die Bevölkerung sah dies eher kritisch. Sie war auf Bismarck wegen Kulturkampfes zwischen dem Königreich Preußen und der katholischen Kirche nicht gut zu sprechen. Am 22.07.1907 wurde der Turm eingeweiht und diente als Ausflugsziel. Bis heute wurde er mehrfach restauriert.
Im August 1914 wurde das erste Opfer des 1. Weltkrieges auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Aachen war im 1. Weltkrieg Lazarettstadt. Viele Verwundete wurden in die Stadt gebracht und gepflegt. Nicht alle überlebten ihre Verwundungen. Es stellte sich die Frage, wo die Toten beigesetzt werden sollten. Hierzu wurde ein Gebiet auf Fuchserde zur Verfügung gestellt, das im 19. Jahrhundert zur Beisetzung der Toten der Cholera-Epidemie genutzt wurde. 2455 deutsche und ausländische Kriegstote finden zwischen August 1914 und Januar 1923 hier ihre letzte Ruhestätte.
Der heutige Friedhof wurde 1930 eingerichtet, 1933 die Einsegnungshalle fertiggestellt.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges muss der Friedhof im November 1939 für die Gefallenen erweitert werden. Zu den dort 2623 Ruhenden zählen Opfer des Bombenkrieges und 52 Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes.
Im Oktober 1957 wurde inmitten des Ehrenfriedhofes ein 6,20 hohes Steinkreuz aus belgischem Granit aufgestellt. Ursprünglich wurde dieses Hochkreuz für den Soldatenfriedhof in Ougrée-Boncelles gestiftet, wo die deutschen gefallenen Soldaten beigesetzt waren. Nachdem diese auf andere Friedhöfe umgebettet worden waren, kam das Kreuz nach Aachen.
Im August des Jahres 1962 wurden 52 Urnen mit den sterblichen Überresten von Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes, die bis dahin auf verschiedenen Aachener Friedhöfen bestattet waren, auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt. Etwa die Hälfte sind politisch Verfolgte, bei den anderen handelt es sich um Menschen mit Behinderung und Homosexuelle. Sie wurden auf eine Gemeinschaftsanlage des Ehrenfriedhofes umgebettet. Jedes Urnengrab erhielt einen sog. Kissenstein, so dass die gesamte Anlage eine einheitliche und würdige Ausgestaltung erfuhr. Die Toten aus 16 Nationen haben hier ewiges Ruherecht.
5. Drei Länder – Drei Geschichten?
Erst die Geschichte hat aus dem Gebiet, durch das der Lauf führt, drei Länder und drei Geschichten gemacht. Durch Eroberung wurde Land angeeignet, durch Erbfolge wurde es geteilt, durch Krieg immer wieder umgestaltet. Schaut man sich die heutigen Länder an, so stellt man fest, dass sie gar nicht so alt sind.
Die Vereinigten Niederlande wurden 1814/15 auf dem Wieder Kongress geschaffen. Sie entstanden aus den ehemaligen Österreichischen Niederlanden, dem von Napoleon geschaffenen Königreich Niederlande und dem Fürstbistum Lüttich unter dem Oranier Wilhelm I.
1830 führte die Pariser Julirevolution auch in Brüssel zu Unruhen. Diese mündeten in der Loslösung der südlichen Provinzen aus dem Verband der Vereinigten Niederlande. Am 4. Oktober wurde – unterstützt durch Frankreich – die Unabhängigkeit des Landes verkündet.
Auf der Fünf-Mächtekonferenz 1830/31 setzten Briten und Franzosen die Anerkennung des Staates Belgien als konstitutionelle Monarchie durch. Belgien wurde zu einem führenden Industriestaat in Europa.
Die Geschichte der Grenzen reicht bis in die heutige Zeit. 1990 verschwand die Bezeichnung Zollgrenzbezirk von den Schildern. Das Schengener-Abkommen von 1992 lockerte die Grenzen noch weiter, bis schließlich heute die Grenzhäuschen nicht mehr in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt werden.
Doch es gab auch andere Zeiten. Bis Anfang der 50er Jahre brauchte man ein Visum, um nach Belgien zu fahren. Bis Mitte der 50er Jahre erhielt man bei jedem Einkauf in Vaals einen dreieckigen Stempel in den Ausweis. Ab 1954 reichte der Personalausweis und bis 1980 gab es Sammellisten bei Busfahrten in die sich alle Teilnehmer eintragen mussten.
Das Gebiet Eupen-Malmedy wechselte drei Mal die Nationalität. Laut Versailler Friedensvertrag ging es 1920 an Belgien. Durch den 2. Weltkrieg kam es 1940 zurück nach Deutschland und nach dem Krieg ging es zurück an Belgien, wozu es bis heute gehört.
6. Kapelle
Der Ursprung der Wallfahrt nach Moresnet liegt in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der sechsjährige Peter Arnold litt an Epilepsie und betete inständig bei einer Marienstatue, die an einer Eiche angebracht war. Die epileptischen Anfälle ließen nach, was er auf die Anrufung der Gottesmutter zurückführte. Ebenso ist überliefert, dass zwei Viehseuchen durch Gebet abgewendet worden seien. Obwohl das Pilgern noch nicht kirchlich organisiert war, kann das Jahr 1797 als Beginn der öffentlichen Wallfahrt nach Moresnet zu „Unseren Lieben Frau von Moresnet“ gelten.
Die Zunahme an Pilgern führte zur Idee, eine steinerne Kapelle zu bauen. 1823 wurde der Plan verwirklicht – die Kirche duldete die Wallfahrt stillschweigend.
Dies änderte sich erst 1829 mit der ersten kirchlich organisierten Wallfahrt. 1830 begannen offizielle Prozessionen. Die zu klein gewordene Kapelle wurde daraufhin 1831 vergrößert. Die Weihe der Kapelle brachte die endgültige kirchliche Anerkennung von Moresnet als Wallfahrtsort. 1873 wurde die Kapelle erneut erweitert. 1880 wurde sie eingeweiht, 1885 wurde mit dem Bau des in unmittelbarer Nähe gelegenen Klosters begonnen.
Im Rahmen des Kulturkampfes zwischen dem Königreich Preußen und der katholischen Kirche wurden in Preußen alle Klöster geschlossen – auch das Franziskanerkloster in Aachen. Die Mönche wurden 1875 in Moresnet aufgenommen und kehrten nach dem Kulturkampf nach Aachen zurück. 1894 kamen die Franziskaner-Mönche aus Aachen wiederum nach Moresnet und und unterstützten die Idee, neben der Gnadenkapelle einen Kreuzweg anzulegen. Zwischen 1898 und 1904 wurde er fertiggestellt und existiert bis heute. Ein sich windender Weg führt durch die parkähnliche Anlage zu Grotten aus Lavagestein und zu den Kreuzwegstationen mit Stationsbildern aus feinem französischem Sandstein.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts entschlossen sich die Franziskaner an der Südseite der Wallfahrtskirche eine separate neue Gnadenkapelle anzubauen, um die Pilgergottesdienste durch die Besucher des Gnadenbildes in der Kapelle nicht zu stören. Dieser Anbau wurde in den Jahren 1991/1992 – erneut in achteckiger Form – seitlich an dem Kirchenschiff errichtet.
Teil 3: Dreiländerpunkt | Akenerstraat, ehem. kleine Wacht | Klinikum – Städtische Krankenanstalten – Lazarett
7. Dreiländerpunkt
Am Dreiländerpunkt stoßen die drei Staaten Deutschland, Belgien und die Niederlande aneinander. Zeitweilig war es sogar, wie an einer Straßenbezeichnung noch zu sehen ist, ein Vierländerpunkt.
Für viele Jahrhunderte gab es im Aachener Wald keine Staatsgrenze. Das Aachener Reich, die direkte Umgebung von Aachen, wurde durch den Landgraben definiert. Er bestand aus einem – stellenweise aus zwei Gräben. Mit dem Aushub gestaltete man einen Hügel, der mit Buchenhecken bepflanzt wurden. Einige wenige alte Grenzsteine tragen den Adler als Wappentier von Aachen.
Die Burgundersteine wurden nach 1611 zur Markierung des Königswaldes gesetzt. In dem markierten Gebiet durften nur bestimmte Personen Holz fällen. Die Linie der Burgundersteine beginnt in der Nähe der Lütticher Straße und verläuft in nordwestlicher Richtung etwa parallel der heutigen Grenze und endet am Dreiländerpunkt. Die Steine zeigen: das Goldene Vlies, das burgundische Andreaskreuz, bisweilen mit dem Zusatz Preuse, das Briquet (der obere Teil des Ordens vom Goldenen Vlies).
Der Name Preuswald steht in kein Zusammenhang mit Preußen, sondern kommt vom mittelhochdeutschen Prisen = schnüren oder begrenzen.
Auch der Friedrichswald hat seinen Namen nicht von einem Vornamen, sondern von Umfriedung.
Nach der napoleonischen Zeit wurde auf dem Wiener Kongress eine Grenze zwischen Preußen und den Niederlanden festgelegt. Damals wurden als Grenzmarkierungen Holzpfähle errichtet.
Weil man sich nicht über die Zinkgruben in Kelmis einigen konnte, wurde ein kleines Gebiet mit der Form eines langgezogenen Dreiecks – vom Dreiländereck ausgehend bis zur Aachener Straße in Kelmis – zum neutralen Gebiet erklärt.
Erst 1830 kam dann das Königreich Belgien hinzu.
Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs waren die Grenzen kein wirkliches Hindernis. Nach der Mobilmachung im August 1914 marschierten Truppen des Deutschen Reichs über die Grenze ins neutrale Belgien. Es kam zu erbitterten Auseinandersetzungen. Die hier lebende Bevölkerung und Partisanen kämpften mit den Soldaten. Viele Menschen fanden hierbei den Tod.
Moresnet ist einer der bekannteren Wallfahrtsorte zu einem wundertätigen Bild. Hier ließen sich während des Kulturkampfes zwischen dem Königreich Preußen und der katholischen Kirche Franziskanermönche aus Aachen nieder. In den Jahren des zweiten Weltkriegs versuchten Flüchtlinge sich der Mittwochsprozession von Aachen anzuschließen, um ohne Kontrollen ins benachbarte Ausland zu kommen. Die Franziskaner haben sich hier engagiert – allen voran Pater Bentivollius.
Noch aus der Zeit des ersten Weltkriegs stammt das imposante Viadukt von Moresnet. Es ist eine Eisenbahnbrücke über das Tal der Geul. Die Zugstrecke von Aachen nach Lüttich wurde 1916 eröffnet und diente militärischen Zwecken. Die Strecke war nach Generalmajor Gröner, dem damaligen Chef des Feldeisenbahnwesens benannt. Sie begann beim Aachener Hauptbahnhof und führte über erst vor kurzem abgebrochene Viadukte an der Lütticher Straße nach Belgien.
Für den Bau der Brücke wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie mussten ihre schwere Arbeit unter härtesten Bedingungen verrichten. Sie wurden auf einem benachbarten Friedhof oder, wie berichtet wird, in einer der Baugruben beigesetzt.
8. Elektrozaun
Nach dem Kriegsausbruch 1914 setzte eine Massenflucht aus Belgien in die neutralen Niederlande ein. Um dies zu unterbinden, wurde vom Dreiländerpunkt aus ein Elektrozaun bis an die Küste errichtet. Die stromführenden Drähte, die aus dem Netz der Kleinbahn in Aachen gespeist wurden, lagen zwischen zwei weiteren Drahtzäunen.
Die Stromstärke betrug zw. 500 und 2000 Volt. Trotz Zaun gelang einigen Menschen die Flucht. Doch viele kamen in dem Zaun um, vor allen Dingen, weil man sich seinerzeit nicht der Gefahr des unsichtbaren Stroms bewusst war.
Lange Zeit war der Zaun in Vergessenheit geraten, die Reste wurden in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg abgebaut und für andere Zwecke verwendet.
9. Akenerstraat, ehem. Kleine Wacht
Erst Jahre später hat man die Anlagen des Zolls an die stärker befahrene Vaalser-, beziehungsweise Maastrichter Straße verlegt.
Bis 1972 diente die „Kleine Wacht“ als Zollübergang für Fußgänger.
Teil 4: Klinikum – Städtische Krankenanstalten – Lazarett | Hochschule und 1. Weltkrieg | Truppentransport – Verwundete
10. Klinikum – Städtische Krankenanstalten – Lazarett
Das in der Mitte der 1980er Jahre eröffnete Klinikum ist eine Einrichtung der RWTH-Aachen und damit im Besitz des Landes NRW.
Es entstand aus den Städtischen Krankenanstalten, deren wenige Reste heute noch an der Goethestraße zu finden sind.
Während des 1. Weltkriegs hat es in Aachen keine Kampfhandlung gegeben. Doch ließ die Stadt schon im August einen besonderen Soldatenfriedhof anlegen.
Viele auf den westlichen Kriegsschauplätzen verwundete Soldaten wurden mit Zügen nach Aachen gebracht, um hier medizinisch betreut zu werden.
Zahlreiche Soldaten wurden in den damals bestehenden Krankenhäusern (Sanatorium an der Lütticherstraße, heute Franziskuskrankenhaus, Luisenhospital, Marienhospital und Krankenhaus Forst) untergebracht. Die Patienten in den städtischen Krankenanstalten wurden von Ärzten, von den Nonnen des Ordens der Elisabethinnen, vom Roten Kreuz und vom Vaterländischen Frauenverein betreut.
Viele Bürgerinnen und Bürger spendeten Geld für die Betreuung der Soldaten – die Spendenlisten wurden in der lokalen Presse veröffentlicht.
Da die damals bestehenden Krankenhäuser nicht ausreichten, wurden in zahlreichen großen Gebäuden – z.B. der Westparkhalle – in Turnhallen und Saalbauten Lazarette eingerichtet.
11. Hochschule und 1. Weltkrieg
Am Polytechnikum, wie die RWTH zu Zeiten des 1. Weltkriegs noch hieß, wurde der 1. Weltkrieg von vielen sehr begrüßt. Sehr schnell meldeten sich Studenten und auch Dozenten z.T. freiwillig zum Dienst an der Front.
Häufig waren die jungen Soldaten kaum und schlecht ausgebildet, viele von ihnen sind im Krieg gefallen.
Am Ende des Krieges wurde die Hochschule durch die Besatzung beschlagnahmt. 1919 konnte der Betrieb eingeschränkt wieder aufgenommen werden.
Die Bahnstrecken haben im 1. Weltkrieg eine große Rolle gespielt, vor allem für die Truppentransporte und die Versorgung der Truppen. Einige Bahnstrecken sind aus diesem Grund erst eingerichtet oder ausgebaut worden.
Es gab aber nicht nur Transporte in Richtung Front, sondern auch in umgekehrter Richtung. Mit den Zügen kamen Soldaten zurück von der Front, zum Einsatz an anderen Fronten oder auch zum Heimurlaub.
Aber nicht alle kamen unversehrt aus dem Krieg zurück. Viele Soldaten wurden verwundet. Der 1. Weltkrieg, als erster industrialisiert Krieg brachte Verwunden mit sich, die man in dieser Form bis dahin gar nicht kannte. Es wurden neue Schutzsysteme entwickelt, wie z.B. den Stahlhelm, da die Pickelhaube nicht genügend Schutz oder auch die Gasmaske.
Die Verwundeten wurden häufig in den Abend- und Morgenstunden in die Stadt gebracht, da man den Bewohnern den Anblick nicht zumuten wollte. Aachen entwickelte sich auf Grund dessen zu einer Lazarettstadt. Als alle Krankenhäuser belegt waren, wich man auf andere Orte aus, wie den Glaspalast im Westpark oder Turnhallen von Schulen. Die Verstorbenen wurden auf dem Waldfriedhof beigesetzt.
„Wege gegen das Vergessen“ an der Volkshochschule Aachen erstellt.